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Mordfall Mitja: Lehrer und Mitschüler trauern

Kein Kind kam allein zur Schule: Viele Mütter und Väter konnten am Montagmorgen ihre Tränen nicht verbergen, als sie ihre Sprösslinge in die Grundschule Stahmeln brachten.

Leipzig - "Aber wann kommt Mitja wieder in die Schule", fragte der achtjährige Marc. "Nie wieder", flüsterte seine Mutter unter Tränen. Die beiden Jungs spielten am liebsten mit Autos. "Wettrennen. Wie bei der Formel 1." Dass der neunjährige Mitja tot ist, haben viele der Kinder noch gar nicht realisiert. "Wie auch. Es ist ja schon für uns Erwachsene unfassbar", sagte Marcs Mutter. Mitja sei sehr beliebt gewesen, auf jeden mit einem Lächeln zugegangen. Jetzt begleitet Angst Eltern und Schüler auf dem Schulweg.

Mitja wurde am vergangenen Donnerstag sexuell missbraucht und erstickt. Die Leiche des Kindes wurde am Samstagabend in einer Gartenlaube am Rande Leipzigs entdeckt. Die Polizei suchte mit Dutzenden Beamten und einem Hubschrauber mit Wärmebildkamera nach dem mutmaßlichen Täter.

Kein Kind kam allein zur Schule

Viele Mütter und Väter konnten am Montagmorgen ihre Tränen nicht verbergen, als sie ihre Sprösslinge in die Grundschule Stahmeln brachten. Fast alle kannten den beliebten Mitja, der die zweite Klasse besuchte. Einige Kinder brachten Blumen mit zur Schule. "Die sollen an dem Platz stehen, wo Mitja immer saß", sagte der achtjährige Fabian.

Kein Kind kam allein, wenn die Eltern nicht konnten, nahmen Mütter auch die Nachbarskinder mit zur Schule. "Hauptsache nicht allein", sagte die Mutter von Fabian. "Es ist so grausam. Man hat so eine unbändige Angst. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen." Fabian fuhr eigentlich längst allein mit der Straßenbahn zur Schule. "Das geht jetzt nicht mehr." Auf einem Video aus der Straßenbahn, in der Mitja am Donnerstag zuletzt gesehen wurde, ist sein mutmaßlicher Mörder neben ihm zu sehen.

Schuldirektorin: "Wir brauchen Ruhe und Zeit"

Ruhe kann den Eltern erst die Verhaftung des Mörders bringen. "Er gehört für immer weggesperrt. Warum ein bekannter Kinderschänder überhaupt frei rumläuft, kann ich nicht begreifen", sagte die Mutter von Marc. So dachten viele Eltern und forderten härteres Durchgreifen. "Wer Kindern etwas antut, hat sein Recht auf Freiheit verwirkt", rief ein Vater beim Verlassen der Schule. Auch er rang um Fassung.

Der Direktorin Sonja Hottas ist der Schutz der Kinder besonders wichtig. "Wir müssen ihnen einen Weg in einen normalen Alltag zurück zeigen. Dafür brauchen wir Ruhe und Zeit", bat sie Medienvertreter unter Tränen um Verständnis. Dann verschwand sie zum wohl schwersten Schultag in der Grundschule. Normalen Unterricht sollte es zunächst nicht geben. Mit den Kindern sollte behutsam über den Tod ihres Mitschülers gesprochen werden, hieß es von Seiten der Schule. Seelsorger und Psychologen standen den Mädchen und Jungen zur Seite. Auch Eltern wollten an den Gesprächen teilnehmen. "Ich kann meinen Jungen jetzt nicht allein lassen", sagte ein Vater.

Mitjas Geschwister kamen nicht in die Schule. "Die Eltern sind seit Samstagabend nicht mehr zu Hause gewesen", berichtete eine Freundin der Familie. Vor das Haus der Familie hatten Anwohner Blumen und Plüschtiere gelegt. Kerzen flackerten vor der Tür. Kinder brachten Bilder und Briefe für Mitjas Familie. Auch am Fundort der Leiche in einer Kleingartensparte standen Kerzen. Ein Transparent am Zaun des Gartens fragte: "Warum (d)ein Kind?" (Von Denni Klein, dpa)

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