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Panorama: Mordprozess gegen Marinesoldat

Vor großem Medienaufgebot und unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen begann am Dienstag im Kieler Landgericht der Mordprozess gegen den 19-jährigen Marinesoldaten Nick W., der nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in der Nacht zum 18.

Vor großem Medienaufgebot und unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen begann am Dienstag im Kieler Landgericht der Mordprozess gegen den 19-jährigen Marinesoldaten Nick W., der nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft in der Nacht zum 18. Dezember 2003 an Bord des Minentaucherboots „Mühlhausen“ im Eckernförder Hafen seine gleichaltrige Vorgesetzte Saskia S. erwürgt haben soll. Nick W., dessen Täterschaft laut Anklage durch DNA-Spuren am Opfer erwiesen ist, bestreitet den Vorwurf: Die Sicherstellung seines genetischen Fingerabdrucks am Hals und unter den Fingernägeln des Opfers könne er sich nicht erklären, sagte der Hauptgefreite bei früheren Vernehmungen gegenüber der Polizei.

Obwohl von seinem Verteidiger Ralph Gübner angekündigt, wollte sich der Angeklagte zum Prozessauftakt nicht äußern, nachdem die Zweite Große Strafkammer den Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit abgelehnt hatte. Auch die Entfernung einer Gerichtszeichnerin aus dem Saal, von deren eindringlichen Blicken sich der Verteidiger in seiner Konzentration „nachhaltig gestört“ fühlte, lehnte die Kammer ab: Eine gewisse Unruhe durch die Öffentlichkeit, beschied der Vorsitzende Richter Stefan Becker, sei von den Prozessbeteiligten hinzunehmen.

Nick W. wird von Kameraden als ruhig und zurückhaltend beschrieben, auch alte Freunde aus seinem Heimatdorf können sich nicht an aggressive Ausbrüche erinnern – nicht einmal unter Alkoholeinfluss. Und doch soll 19-Jährige aus Mecklenburg-Vorpommern, der am Dienstag keine emotionale Beteiligung erkennen ließ und den fixierenden Blicken der ihm gegenüber sitzenden Eltern des Opfers auswich, in der Tatnacht in die Kabine der hübschen, blonden Obermaatin Saskia S. eingedrungen sein und sich auf die Schlafende gelegt haben – in der Hoffnung, dass sie sich „zum Sexualverkehr bereit zeigen würde“, so die Anklage.

Vorausgegangen war ein gemeinsamer Diskobesuch mit zahlreichen weiteren Kameraden. Gegen 3 Uhr sollen Nick W. und Saskia S. zusammen im Taxi zurück zum Schiff gefahren sein. Der Wachhabende sagte aus, beide seien gegen 3 Uhr 30 an Bord gekommen. Nick W. soll abgewartet haben, bis Saskias Kabinenkameradin um 4 Uhr ihren Dienst antrat. Nachdem die in ihrer Koje überraschte Obermaatin sein Ansinnen ablehnte, soll sich Nick W. aus Angst vor straf- und disziplinarrechtlichen Konsequenzen dazu entschlossen haben, die Vorgesetzte zu töten. Rechtlich wäre dies ein Mord zur Verdeckung einer anderen Straftat.

Mehr als zehn Minuten, so die Anklage, habe der Täter auf ihr kniend massiven Druck auf ihren Oberkörper ausgeübt und sie gewürgt, bis sie an Sauerstoffmangel und Versagen des zentralen Nervensystems starb. „Danach begab er sich auf seine Kammer und legte sich schlafen“, heißt es. Weitere Spuren im Sinne objektiver Beweismittel haben die Ermittlungen offenbar nicht erbracht: Die DNA-Analyse scheint die einzige Säule der Anklage zu sein. Allerdings kommt als Täter wohl nur ein Kamerad auf dem streng bewachten Schiff in Frage. Nick W., der zur Tatzeit nach eigenen Angaben „gut angetrunken“ war, soll vorher in der Disko bei vergeblichen Annäherungsversuchen gegenüber zwei anderen Frauen einen Korb bekommen haben.

Thomas Geyer[Kiel]

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