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Mordprozess: "Schwarze Witwe" beteuert Unschuld

Sie sehnte sich nach netter Gesellschaft und Wohlstand. Deshalb suchte eine ehemalige Prostituierte per Kontaktanzeigen nach ihrem Traummann. Dass die "Schwarze Witwe" von Bodenfelde anschließend vier Männer ermordete, bestreitet sie jetzt vor Gericht.

Die sogenannte Schwarze Witwe von Bodenfelde hat im Prozess um die Mordserie an vermögenden Senioren ihre Unschuld beteuert. In einer Erklärung, die ihr Anwalt am Donnerstag im Landgericht Göttingen verlas, beschuldigte die frühere Prostituierte den mitangeklagten Hilfsarbeiter, die Taten alleine begangen zu haben. Sie sei wütend auf den 53-Jährigen, weil er vier Männer getötet habe, die ihr nahe standen. Siggi S. habe dies getan, um sie allein für sich zu besitzen. Der 53-Jährige hatte ausgesagt, die Angeklagte habe ihm den Auftrag gegeben, zwischen 1994 und 2000 die Männer zu töten, um an deren Vermögen zu gelangen.

Sie habe vor, im Verfahrens die Lügen des Hilfsarbeiters aufzudecken, derentwegen sie seit einem halben Jahr unschuldig eingesperrt sei, erklärte die 68-Jährige. Sie sei bei den Taten von Siggi S. nicht dabei gewesen und habe damit nichts zu tun. Grund für die falschen Beschuldigungen sei "der blanke Hass".

Sehnsucht nach Geborgenheit und einem vollen Portemonnaie

Die 68-Jährige räumte ein, dass sie zahlreiche ältere Männer über Kontaktanzeigen kennengelernt hatte. Sie habe nach einem Traummann gesucht, der ihr ein liebevoller Gesellschafter sein sollte und bei dem sie Geborgenheit empfinden wollte. Die Männer sollten älter sein, weil sie keinerlei Interesse mehr an Sexualität habe.

Der Grund dafür sei das jahrelange Martyrium in einer früheren Ehe mit einem gewalttätigen Mann gewesen, der sie immer wieder vergewaltigt und geschlagen habe, ließ die Angeklagte verlesen. Sie habe gezielt nach Männern mit Geld gesucht. Warum hätte sie einen Armen nehmen sollen, wenn sie einen Vermögenden bekommen konnte. Ihr Ziel sei eine dauernde Partnerschaft gewesen.

Der gewaltsame Tod der vier Männer, die die Frau über Annoncen kennengelernt hatte, war erst Mitte vergangenen Jahres bekanntgeworden. Siggi S. war damals zur Polizei gegangen und hatte die Taten freiwillig gestanden. Vor Gericht hat der Hilfsarbeiter ausgesagt, die Angeklagte habe die Opfer mit Tabletten wehrlos gemacht. Er habe die Männer dann erstickt. Die Ermittler gehen davon aus, dass der 53-Jährige von der früheren Prostituierten psychisch abhängig war. (ut/dpa)

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