zum Hauptinhalt

Panorama: "Morgestraich vorwärts, marsch"

Die Pfeifer und Trommler ziehen wieder durch die nächtlichen Gassen - Tausende säumen die StraßenRobert Bergmann Mit einem "Morgestraich" nach Maß ist am frühen Montagmorgen die Basler Fasnacht 2000 eingeläutet worden. Den stimmungsvollen Aufmarsch der Masken, mit Trommlern, Flötisten und leuchtenden Wagen verfolgten in einer sternklaren Nacht bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt wieder mehrere tausend Schaulustige.

Die Pfeifer und Trommler ziehen wieder durch die nächtlichen Gassen - Tausende säumen die StraßenRobert Bergmann

Mit einem "Morgestraich" nach Maß ist am frühen Montagmorgen die Basler Fasnacht 2000 eingeläutet worden. Den stimmungsvollen Aufmarsch der Masken, mit Trommlern, Flötisten und leuchtenden Wagen verfolgten in einer sternklaren Nacht bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt wieder mehrere tausend Schaulustige. Sonderzüge und Busse brachten Besucher aus der ganzen Region nach Basel, wo sich die einst als Protest gegen die Katholiken gedachte, zeitversetzte Fasnacht seit den Tagen der Reformation gehalten hat.

"Morgestraich vorwärts, marsch." Laut zerreißt das militärisch anmutende Kommando die Dunkelheit. Eben hat es vier Uhr an der Kirche St. Martin geläutet. Schlagartig geht in der gesamten historischen Innenstadt das Licht aus, verwandelt sich die Stadt in Sekundenschnelle in eine Märcheninsel. Schon setzt sich der leuchtende Zug aus buntkostümierten Maskenträgern in Bewegung: Dumpfe Trommeln schlagen, werden von einem hellen, immer wieder aufgenommenen Pikkoloflötenthema kontrastiert: Basel zelebriert in stimmungsvoller Form den Morgestraich.

Nach und nach verliert der Umzug seine Strenge, ergießen sich die knapp 500 teilnehmenden Cliquen Zug um Zug in die engsten Gassen des alten Basel, ziehen kleine Grüppchen von Maskenträgern bis zu den entlegensten Plätzen. Die Besucher "gässeln mit", genießen die gespenstischen Begegnungen mit entgegenkommenden Flötenspielern, die unablässig und vollkommen entrückt stets ein und dasselbe Thema spielen. Wer vom langen Gehen durch das Gewoge erschöpft ist, kann überall innehalten: bei einer kräftigen, nach Rotwein duftenden Mehlsuppe in einer überfüllten, rauchgeschwängerten Kneipe, wie etwa der "Hasenburg", der "Braunen Mutz" oder im Hotel "Drei Könige". Zentrum des Treibens, das alljährlich praktisch die ganze Basler Bevölkerung auf die Beine bringt, ist der Barfüßerplatz im Herzen Großbasels. Monate zuvor haben sich ganze Familien gemeinsam auf diesen Tag vorbereitet: Immerhin gibt es mehr als 20 000 aktive Fasnächtler in Basel.

"Mer kemme auf die Welt" heißt das Motto der ersten Basler Fasnacht im neuen Jahrtausend. Ein Thema das in vielfacher Form auf den leuchtenden und prachtvoll bemalten insgesamt 118 Sujet-Wagen gespielt wurde. Von der Sonnenfinsternis bis zur Schweizer Innenpolitik, von den großen und kleinen Tieren in der Finanzaffäre der deutschen Christdemokraten, beim Kanzlerwechsel in Österreich oder eben auch im "Zolli", dem Basler Stadtzoo, wurden viele Themen in ironisch-sarkastischer Weise hintergründig interpretiert.

Ein echter Fastnächtler ist nach kurzem Schlaf schon am frühen Montagnachmittag wieder auf den Beinen. Dann beginnt der erste der beiden großen Straßenumzüge.

Robert Bergmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false