zum Hauptinhalt

Panorama: Munch-Bande hinter Gittern Bilder immer noch spurlos verschwunden

Oslo - Fast zwei Jahre sind vergangen, seit im Sommer 2004 zwei bewaffnete Männer in das Osloer Munch-Museum stürmten, wild mit ihren Waffen herumfuchtelten und die weltberühmten Gemälde „Der Schrei“ und „Madonna“ von den Wänden rissen. Die Bilder sind seitdem nicht wieder aufgetaucht: Die Polizei hatte sie schon, verschlief jedoch die einmalige Chance, sie einzukassieren – in der Hoffung, durch Beschattungsaktionen alle Täter verhaften zu können.

Oslo - Fast zwei Jahre sind vergangen, seit im Sommer 2004 zwei bewaffnete Männer in das Osloer Munch-Museum stürmten, wild mit ihren Waffen herumfuchtelten und die weltberühmten Gemälde „Der Schrei“ und „Madonna“ von den Wänden rissen. Die Bilder sind seitdem nicht wieder aufgetaucht: Die Polizei hatte sie schon, verschlief jedoch die einmalige Chance, sie einzukassieren – in der Hoffung, durch Beschattungsaktionen alle Täter verhaften zu können.

Seit Dienstag sind einige der Räuber jetzt rechtskräftig verurteilt – auch wenn die meisten Norweger eher bevorzugt hätten, die Bilder zurückzubekommen, statt die Diebe hinter Gittern zu wissen.

Insgesamt drückten sechs Personen die Anklagebank des Osloer Amtsgerichts „Oslo Tingrett“. Drei Norweger konnten überführt werden und bekamen Haftstrafen zwischen vier und acht Jahren. Ein Angeklagter wurde freigesprochen, zwei weitere waren schon vor der Urteilsverkündung freigelassen worden. Die beiden Rädelsführer der Bande sollen die Bilder nun sogar finanziell ersetzen: Sie wurden verurteilt, 750 Millionen Kronen (97 Millionen Euro) innerhalb von 14 Tagen an die Stadt Oslo zu überweisen. Niemand rechnet natürlich damit, dass sie diese Summe tatsächlich aufbringen werden.

Für den 30-jährigen Stian Skjold hat es sich gelohnt, alles konsequent abzustreiten: Trotz heftiger Proteste der Staatsanwaltschaft wurde er freigesprochen und muss wegen geringerer Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz nur 14 Tage ins Gefängnis. Ankläger Terje Nyboe und die Polizei waren sicher, dass Skjold einer der bewaffneten Männer war, die den Raub ausgeführt hatten. Zwar räumte das Gericht ein, dass er sehr wahrscheinlich beteiligt war, die Beweislage aber reichte für eine Verurteilung nicht aus. Zudem sei er in der Kunstraubszene so bekannt, dass er nicht so dumm sein könne, den Raub selbst auszuführen, hieß es in der Begründung.

Einer von Skjolds zwei mutmaßlichen Begleitern, der Norweger Petter Tharaldsen, hatte weniger Glück. Der 34-Jährige fuhr das Fluchtauto, das später aufgefunden wurde. Dafür muss er acht Jahre ins Gefängnis. Tharaldsen war schon für einen Coup, der ein Jahr nach dem Munch- Raub stattfand, verurteilt worden. Björn Hoen, der 38-jährige Anführer der Munch-Bande, wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. Er soll die anderen in der Osloer Unterwelt angeheuert und die Waffen besorgt haben. Zudem gilt als bewiesen, dass er versucht haben soll, die Bilder zu verkaufen – was Kunstkenner wegen des enormen Bekanntheitsgrades für völlig unmöglich erachten. Der 38-jährige Petter Rosenvinge wurde für Mithilfe zu vier Jahren Gefängnis verurteilt: Er hatte das Fluchtauto besorgt. Unverständlich ist der Öffentlichkeit, dass Thomas Nataas freigesprochen wurde, der die Bilder in einem Kleinbus versteckt hielt.

Inzwischen deutet immer mehr darauf hin, dass die Bilder zerstört oder zumindest beschädigt sind. Ein Zeuge sagte aus, einen Täter beobachtet zu haben, der mit Gewalt auf die Bilder einschlug, um sie aus den Rahmen zu bekommen. Auch unter der unprofessionellen Lagerung dürften sie gelitten haben.

André Anwar

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false