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Panorama: Mutter gesteht Mord an ihren Kindern - sie beschreibt die Tötung als Verzweiflungstat. Prozessbeginn in München

Mit einem umfassenden Geständnis der Angeklagten hat am Dienstag der Prozess gegen eine 40-jährige Frau begonnen, die im April letzten Jahres ihre drei Kinder getötet hat. Vor dem Münchener Schwurgericht berichtete die Angeklagte unter Tränen, dass sie die Tat aus Verzweiflung über ihre Ehe und ihre Finanznöte begangen habe.

Mit einem umfassenden Geständnis der Angeklagten hat am Dienstag der Prozess gegen eine 40-jährige Frau begonnen, die im April letzten Jahres ihre drei Kinder getötet hat. Vor dem Münchener Schwurgericht berichtete die Angeklagte unter Tränen, dass sie die Tat aus Verzweiflung über ihre Ehe und ihre Finanznöte begangen habe. Die ehemalige Anwaltsgehilfin hatte in Pienzenau in Oberbayern ihre achtjährigen Zwillingstöchter mit einer Axt erschlagen und ihren zehnjährigen Sohn erwürgt. Danach versuchte sie, sich umzubringen. Das Gericht muss nun klären, ob es sich um Mord oder Totschlag handelte.

Die Familientragödie hatte im Frühjahr 1999 großes Aufsehen erregt. Die Großmutter fand den zehnjährigen Dominik und seine Schwestern Sandra und Carmen tot in ihren Betten. Die Mutter saß mit schweren Schnitt- und Stichverletzungen in einer Badewanne. Sie wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Münchener Krankenhaus gebracht.

Die Angeklagte fühlte sich ihrer Aussage zufolge von ihren Problemen wie von einer Lawine erdrückt. Nach der Trennung von ihrem Mann im Jahr 1997 habe sie nicht genügend Geld gehabt, um ihre Familie zu unterhalten. Finanznöte hätten sie schließlich zu dubiosen Anlagegeschäften verleitet, berichtete die Frau weiter. 1998 wurde sie wegen Betrugs zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt. Sie hatte von ihren Freunden rund 900.000 Mark für Immobiliengeschäfte erschwindelt.

Kurz vor der Tat habe sich ihre Situation dramatisch verschlimmert, erklärte die Angeklagte. Ärzte hätten bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, gleichzeitig hätten ihr Mann und mehrere Gläubiger Geld gefordert. Nachdem der Mann von ihrer Krankheit gehört hatte, sagte er nach den Worten der Angeklagten: "Wenn du hops gehst, dann müssen die Kinder zu einer Tagesmutter oder ins Heim. Zu meinen Eltern kommen sie nicht." Sie habe keinen Ausweg mehr gewusst. Auch die Kinder hätten gefragt: "Was wird aus uns?" Ihr Sohn Dominik habe gesagt: "Wenn du stirbst, wollen wir auch sterben."

An die Tat selbst könne sie sich nicht mehr erinnern, sagte die Frau. "Ich sehe nur Blutspritzer an der Wand". Wie der Vorsitzende Richter erklärte, schrieb die 40-Jährige vor der Tat einen dreiseitigen Abschiedsbrief. Daraus zitierte er: "Dass ich die Kinder mitnehme, werdet Ihr nicht verstehen. Aber was hätten sie für eine Zukunft? Ein Vater, zu dem sie kein Vertrauen haben, bei dem der Hass regiert." Außerdem habe es einen Zusatz gegeben, der offenbar nach der Tat entstanden sei. Darin habe es geheißen: "Die ganze Nacht war furchtbar mit den Kindern. Ich wollte nicht so eine Sauerei machen. Es ging nicht anders, weil Dominik so gelitten hat." Weiter habe sie geschrieben: "Ich bin nur ein Stück Dreck, mir graust vor mir."

Der Prozess wird am (morgigen) Mittwoch fortgesetzt. Dabei wird der geschiedene Mann der Angeklagten aussagen. Er ist Nebenkläger in dem Verfahren.

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