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Nach Air-France-Unglück: Schwere Erschütterungen bei Lufthansa-Flug

Zwei Tage vor dem Absturz von Air France 447 soll eine Lufthansa-Maschine in derselben Region in Turbulenzen geraten sein. Unterdessen starten keine Airbus-Typen mehr, bei denen nicht die umstrittenen Geschwindigkeitsmesser ausgetauscht sind. Sie sollen für die Katastrophe über dem Atlantik verantwortlich sein.

Etwa 48 Stunden vor dem Absturz der Air-France-Maschine soll eine Boeing 747-400 der Lufthansa in derselben Region in Turbulenzen geraten sein. Laut stern.de sollen die Erschütterungen so schwer gewesen sein, dass die Getränkewagen abgehoben hätten, Handgepäck, Teller und Kleidungsstücke durch die Kabine geflogen seien. Mehrere nicht angeschnallte Passagiere seien demnach an die Decke geschleudert worden. Laut stern.de war auch der Pilot von der Heftigkeit der Turbulenzen überrascht. Er habe in der dunklen Tropennacht die Gewitterzellen nicht deutlich ausmachen können, soll er laut Zeugen gegenüber Crew-Mitgliedern eingeräumt haben. LufthansaSprecher Michael Lamberty bezeichnete die Berichte als „haarsträubenden Unsinn“. Tatsächlich sei die Boeing 747-400 nur für 15 bis 20 Sekunden in Turbulenzen geraten. Dabei sei nur ein Passagier, der sich entgegen der Aufforderung nicht angeschnallt hatte, leicht verletzt worden. Bei der Lufthansa gilt deshalb eine generelle Gurtpflicht für alle Fluggäste, die sich auf ihren Plätzen befinden.

Die französische Polizei hat Gerüchte dementiert, wonach sich an Bord des abgestürzten Air-France-Airbus zwei Passagiere mit Kontakten zur islamistischen Terrorszene befanden. Diese Spur habe sich als falsch erwiesen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Es habe sich lediglich um Namensgleichheiten gehandelt. Das französische Nachrichtenmagazin „L''Express“ hatte auf seiner Internet-Seite berichtet, dass die Polizei die fraglichen Namen auf der Passagierliste überprüfte.

Unterdessen haben sich die Air France und die französischen Pilotengewerkschaften darauf verständigt, dass keine Großraumjets der Typen Airbus A330 und A340 mehr starten, bei denen nicht mindestens zwei der umstrittenen Geschwindigkeitsmesser ausgetauscht worden sind. Zuvor hatte die Gewerkschaft Alter ihre Mitglieder aufgefordert, keine Maschinen mehr zu fliegen, die noch mit den alten Pitotrohren zur Geschwindigkeitsmessung ausgestattet sind. Air France hatte die Sonden ursprünglich erst innerhalb der nächsten Wochen wechseln wollen. Die Geschwindigkeitsmesser gelten als eine mögliche Ursache des Absturzes. Das Tempo eines Verkehrsjets lässt sich auch bei ausgefallenen Geschwindigkeitsanzeigen auf einige Stundenkilometer genau halten, erklärte der Sprecher der deutschen Pilotenvereinigung Cockpit, Jörg Handwerk, dem Tagesspiegel. Dabei wählt man eine bestimmte Schubleistung der Triebwerke und einen bestimmten Anstellwinkel der Flugzeugnase über dem Horizont. Die Frage sei aber, wie lange sich dies bei einem Ausfall weiterer Systeme sowie heftigen Turbulenzen realisieren lasse, sagte Handwerk. Vonseiten der Behörden ist der Austausch der Pitotsonden bisher nicht vorgeschrieben worden. „Wir bestätigen, dass der A330 und alle anderen Airbusmodelle lufttüchtig und sicher zu fliegen sind“, erklärte die europäische Flugsicherheitsagentur EASA. Die in der jüngeren Vergangenheit wiederholt aufgetretenen Fehlanzeigen könnten auf unzulängliche Wartung oder Verstopfung der Röhren durch kleinere Objekte verursacht worden sein. Möglich wären auch extreme Umweltbedingungen. Bei den betroffenen Sonden handelt es sich um ein älteres Modell der Firma Thales, für das es seit Jahren einen Nachfolger mit verbesserter Entwässerung gibt. Die Maschinen der deutschen Gesellschaften Air Berlin und Lufthansa sind mit Sonden anderer Hersteller ausgestattet.

Rainer W. During

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