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Recep Tayyip Erdogan, Türkeis Präsident, möchte, dass in den Schulbüchern steht, Amerika sei von Muslimen entdeckt worden.

© Reuters

Nach Debatte um Amerika-Entdeckung: Erdogan kritisiert westliche Medien: "Haben Ego-Komplex"

Türkeis Präsident Erdogan will die angeblich muslimische Entdeckung Amerikas jetzt auch in den Schulbüchern sehen. Wer die Entdeckung durch Muslime bestreite, traue den Muslimen solche Taten nicht zu, argumentierte er.

Der türkische Präsident und fromme Muslim Recep Tayyip Erdogan hält an seiner Auffassung fest, dass seine Glaubensbrüder Amerika entdeckt haben, und unterstellt Kritikern dieser Sichtweise ein psychologisches Problem. "Nur weil ich ein durch wissenschaftliche Forschung belegtes Faktum wiederholt habe, werde ich angegriffen von westlichen Medien und Fremden unter uns, die an einem Ego-Komplex leiden", sagte Erdogan bei einem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in Istanbul. Mit den Fremden meinte er offensichtlich prowestliche Türken.
"Sie wollen nicht, dass wir Dinge hinterfragen", fuhr Erdogan fort. "Glaubt mir, sie mögen uns nicht."

Erdogan plant den Bau einer Moschee in Kuba

Der Beitrag des Islams zur Geographie sei "weit größer als allgemein bekannt", unterstrich Erdogan bereits vor zwei Wochen. Bei einem Gipfeltreffen mit lateinamerikanischen Muslimen am Samstag in Istanbul hatte der türkische Präsident, der sich als als frommer Muslim darstellt, erwähnt, dass muslimische Seeleute Amerika schon 1178 entdeckt hätten. Christoph Kolumbus, der allgemein als Entdecker Amerikas betrachtet wird, habe eine Moschee auf einem Hügel an der Küste des heutigen Kuba erwähnt, sagte Erdogan. Der Staatschef erklärte sich sogar bereit, an der erwähnten Stelle eine Moschee zu erbauen. Den Geschichtsbüchern zufolge entdeckte der aus Genua stammende Seefahrer Kolumbus 1492 auf der Suche nach einer westlichen Passage nach Indien den amerikanischen Kontinent. In einem umstrittenen Artikel hatte der Historiker Youssef Mroueh bereits 1996 Kolumbus' Tagebucheintrag zitiert. Seine Kollegen weltweit interpretieren diesen jedoch anders - nach ihrer Auffassung nutzte Kolumbus die Moschee nur als bildhaften Vergleich zur Beschreibung einer Hügelkette.

Während es in allen Weltregionen, in denen der Islam herrschte, zahlreiche historische Funde gibt, die das belegen, hat man in Amerika und der Karibik trotz der laut Erdogan "weiten Verbreitung" des Islam seit dem 12. Jahrhundert keine Reste islamischer Gotteshäuser aus jener Zeit gefunden. Doch das ist Erdogan egal.

Er möchte den muslimischen Entdeckern Amerikas jetzt ein Denkmal setzen: Er plant den Bau einer Moschee in Kuba – auf dem von Kolumbus erwähnten Berg. Auch in Havanna, der Hauptstadt Kubas, wo etwa 3500 Muslime leben, will die Türkei eine Moschee finanzieren. Die Pläne sind offenbar bereits weit fortgeschritten: Eine Delegation des staatlichen türkischen Religionsamtes Diyanet war bereits in Havanna, um sich nach einem geeigneten Bauplatz in der Altstadt umzusehen. (AFP)

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