zum Hauptinhalt
Halloween-Feiernde in den Straßen von Manhattan.

© REUTERS

Nach dem großen Sturm: New York - zweigeteilte Stadt

Viele feierten in den Straßen Halloween. New York erwacht wieder zum Leben. Einige U-Bahnlinien fahren wieder. In manchen Teilen ist die Lage aber noch dramatisch.

Die Stadt scheint wie zweigeteilt. Während sich in der Halloween-Nacht viele als Monster verkleidete Leute vergnügt in den Straßen von Manhattan tummelten, mussten viele Menschen in anderen Teilen eine weitere Nacht außerhalb ihrer Häuser verbringen. Dass die Menschen trotz der schlimmen Nachrichten ausgelassen feierten, könnte mit dem unerschütterlichen Optimismus der Amerikaner zusammenhängen. Es könnte aber auch sein, dass das wahre Ausmaß der Zerstörungen erst jetzt bekannt wird.

Vor allem im Stadtteil Queens hat „Sandy“ direkt am Atlantik ein Wohngebiet dem Erdboden gleichgemacht. Breezy Point heißt diese Siedlung. Für die Bewohner ist das eine Tragödie. Zunächst wurde das Gebiet überschwemmt, dann zerstörte ein Großfeuer die Häuser. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Einige Feuerwehrleute mussten bei ihrem Einsatz zusehen, wie ihre eigenen Häuser in Schutt und Asche fielen.

Auch Manhattan wurde sehr unterschiedlich getroffen. Der Süden ist nach wie vor ohne Strom. Aber auch weiter oben kam es zu dramatischen Szenen im Bellevue-Krankenhaus am East River. Weil dort plötzlich die Notstromaggregate ausfielen, mussten die Mitarbeiter in der Dunkelheit mehrere Hundert Patienten in Sicherheit bringen.

Auch unter der Erde wird ohne Unterbrechung gearbeitet. Die U-Bahnen sind die Lebensader der Stadt, sie bringen Millionen Menschen zur Arbeit.

Seit Donnerstagmorgen um 5:30 Uhr sind 14 der 23 U-Bahnen der New York Subway wieder in Betrieb. Viele Strecken sind jedoch nur teilweise wieder befahrbar, so wie die Linie 4, die zwischen Manhattan und Brooklyn unter dem East River verläuft und dort in Teilen überflutet ist. Manche hatten ein Lächeln auf dem Gesicht, als sie am Morgen wieder die U-Bahn nutzen konnten. Pat Farni, eine 29-jährige Kinderbetreuerin aus Queens, sagte: „Es war überhaupt nicht zu voll in den Zügen.“ In Brooklyn kam es zu langen Schlangen an den Stationen der Shuttle-Busse, die nach Manhattan fuhren. Die Nutzung von Bussen und Bahnen bleibt zwei Tage lang kostenlos.

Besonders Bewohner aus den Vororten mussten sich in den frühen Morgenstunden auf lange Wartezeiten einstellen. Viele Pendler, die versuchten, noch vor 6 Uhr Ortszeit mit dem Auto über die Brücken nach Manhattan zu kommen, mussten mit langen Staus rechnen. Die Behörden hatten veranlasst, dass jedes Auto mindestens drei Insassen haben muss. Viele Fahrer, die diesem Erlass nicht folgten, wurde die Überfahrt der Brücken verwehrt. So erging es auch Jason Freire, 29, der gegen 6 Uhr versuchte, die Queensboro Bridge östlich von Manhattan zu überqueren. „Ein Polizist lehnte sich in mein Auto und sagte, dass ich nicht die Brücke überqueren dürfte, wenn nicht zwei weitere Passagiere in meinem Auto säßen“, sagte Herr Freire, der als Sozialarbeiter in Manhattan tätig ist. Es formten sich spontane Fahrgemeinschaften. In Midtown Manhattan erwies sich auch am dritten Tag das Fahrrad als bestes Transportmittel zur Arbeit. Bei Temperaturen um die 5 Grad ein kalter Start in den Tag.

Mehr als 70 Todesfälle an der Ostküste als Folge von Hurrikan Sandy sind bisher bekannt, davon 24 in New York, acht im naheliegenden New Jersey, vier in Connecticut. Die Anzahl der Opfer wird sich in den kommenden Tagen wohl noch erhöhen.

Ähnlich wie bei anderen Katastrophen machen sich viele Leute einen Spaß, indem sie gefälschte Fotos von der Katastrophe ins Internet stellen. Haie schwimmen an Häusern vorbei, Taucher schwimmen durch überflutete U-Bahnstationen. Es besteht die Gefahr, dass auch seriöse Medien auf gefälschte Fotos von Anwohnern hereinfallen. Das US-Magazin „The Atlantic“ hat zahlreiche Fotos analysiert und als Fälschungen entlarvt.

Profiteure der Katastrophe könnten Ratten sein. Zwar wurden durch die Überschwemmungen viele ersäuft, viele aber konnten Experten zufolge rechtzeitig in höher gelegene Gebiete flüchten oder schwammen in Regionen, die bisher von Ratten verschont worden waren. Da an der Ostküste wegen des Stromausfalls viele Lebensmittel weggeworfen werden müssen, wird sich ihre Ernährungslage verbessern.

Zur Startseite