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Panorama: Nach dem Terror: Stars wollen zum Schreckensort

James Gandolfino kam mit kurzen Hosen auf dem Fahrrad auf den Polizisten an der Absperrung zugefahren. Der Hauptdarsteller aus der Mafia-Seifenoper "Die Sopranos" wollte sich aus nächster Nähe ein Bild machen vom Katastrophengebiet in Lower Manhattan.

James Gandolfino kam mit kurzen Hosen auf dem Fahrrad auf den Polizisten an der Absperrung zugefahren. Der Hauptdarsteller aus der Mafia-Seifenoper "Die Sopranos" wollte sich aus nächster Nähe ein Bild machen vom Katastrophengebiet in Lower Manhattan.

Doch wie Zehntausende andere, die sich jeden Tag rund um den Trümmerberg des zerstörten World Trade Centers drängeln, durfte auch der Fernsehstar die Absperrungen nicht passieren. Die Schaulustigen kommen nicht mehr allein wegen der schrecklichen Aussicht. Viele sind auch in der Hoffnung hier, das ein oder andere bekannte Gesicht zu entdecken. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn inzwischen wollen auch immer mehr prominente Amerikaner einen Blick auf das Desaster werfen und verwandeln den Ort des Schreckens in eine Showbühne.

Dutzende Stars kamen bereits, unter ihnen die Schauspielerin Bette Midler, Boxlegende Muhammad Ali, Komiker Chris Rock, die Schauspieler Chevi Chase, Billy und Alec Baldwin, Baseball-Stars der Yankees oder Box-Promoter Don King.

Und selbst Miss America Katie Harman kam, um das Bild des Horrors, das sich hier bietet, mit etwas Schönheit zu bereichern. Natürlich kommen auch die Stars alle nur mit den besten Absichten. Sie wollen ihre Anteilnahme zeigen und den Helfern vor Ort ein Mal auf die Schulter klopfen. Doch die Behörden haben den Stippvisiten der Stars jetzt einen Riegel vorgeschoben, für die meisten endet der Besuch an den Absperrungen der Polizei.

"Es ist einfach zu gefährlich dort", erklärt Richard Sheirer, Leiter des Krisenmanagements im Büro des Bürgermeisters. Bei Politikern, die New York ihre Hilfe zugesagt haben, sei das etwas anderes. "Die müssen das gesehen haben", sagt Sheirer. Hohe Gäste wie Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac, der britische Premier Tony Blair oder der deutsche Außenminister Joschka Fischer wurden zwar von zahlreichen Sicherheitskräften eskortiert, doch auch für sie ist das Gebiet unsicheres Terrain, auf dem jederzeit der Boden nachgeben kann, oder Teile herunterfallen können.

Rigide Kontrollen

Der Emir von Quatar bekam das zu spüren, als er den Katastrophenort besuchte. Der Scheich musste mit seinen Begleitern vom Gehsteig fliehen, als aus einem der beschädigten Gebäude des World Financial Centers Fensterglas herabfiel. Trotz der rigiden Kontrollen rund um das Katastrophengebiet, das nur Inhaber von Sonderausweisen betreten dürfen, gelang es aber wohl dennoch einigen Prominenten mit einigen Tricks zu den Hilfkräften im Trümmerfeld vorzudringen.

Offenbar hatten sich Polizisten vom Charme der Stars erweichen lassen. Namen will die Stadtverwaltung allerdings nicht nennen. "Es mag die Helfer vor Ort ja aufheitern", sagte ein Sprecher. Doch in erster Linie habe man daran zu denken, dass es auch der Ort eines Verbrechens sei und aufgrund der tausenden Toten sei es auch "ein geheiligter Ort. Und dementsprechend sollte er auch behandelt werden."

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