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Demonstranten protestieren während des Prozesses gegen die mutmaßlichen Peiniger der 23-jährigen Studentin.

© dpa

Nach Massenvergewaltigung in Indien: Hauptangeklagter tot in der Zelle aufgefunden

Der Hauptangeklagte im Vergewaltigungsfall in Indien wurde tot in seiner Zelle aufgefunden. Er habe sich erhängt, hieß es zunächst. Neuere Erkenntnisse lassen aber Zweifel daran aufkommen, da er zum Todeszeitpunkt nicht allein in seiner Zelle war.

Der Hauptangeklagte im Fall der tödlichen Vergewaltigung einer 23-jährigen Inderin habe in seiner Gefängniszelle Selbstmord begangen, sagte Gefängnissprecher Sunil Gupta. Der 35-Jährige habe sich mit seiner Bettdecke erhängt. Der 33-jährige Ram Singh sei allerdings mit drei weiteren Insassen untergebracht gewesen, die nicht wegen des Verbrechens an der 23-jährigen Studentin angeklagt werden. Laut Gupta solle daher eine Obduktion klären, ob Fremdeinwirkung vorliegt.

Der Tod von Ram Singh sei „eine durchgeplante Verschwörung“, sagte sein Verteidiger der Nachrichtenagentur dpa. Sein Klient sei nicht depressiv gewesen und habe vor einigen Tagen noch seine Familie getroffen. Anand sagte, er habe bei Gericht darum gebeten, dass die Sicherheitsvorkehrungen für die fünf Angeklagten erhöht werden. Die Leiche habe keine äußeren Verletzungen aufgewiesen und werde zur Autopsie in ein Krankenhaus gebracht.

Nach Angaben von Gupta gibt es in den Zellen keine Überwachungskameras, die Insassen würden direkt von den Sicherheitskräften überwacht. Die Verteidiger der Angeklagten hatten mehrfach erklärt, ihre Klienten würden im Gefängnis von anderen Insassen auf Geheiß der Polizei gefoltert. Sie baten um bessere Sicherheitsvorkehrungen und tägliche Gesundheitsuntersuchungen.

Ram Singh war der Fahrer des Busses, in dem am 16. Dezember die Studentin entführt, vergewaltigt und gefoltert wurde. Die junge Frau starb zwei Wochen später an ihren inneren Verletzungen. Nach Polizeiangaben ist der Busfahrer der Hauptverdächtige, da er die Idee zur Tat gehabt haben soll.

Der Prozess gegen die fünf volljährigen Angeklagten läuft seit Januar, ihnen droht die Todesstrafe wegen Mordes. Derzeit läuft das Verfahren vor einem Schnellgericht, das fast täglich tagt. Bislang wurden laut Verteidiger A. P. Singh 45 der 90 Zeugen gehört. Ein sechster mutmaßlicher Täter steht vor einem Jugendgericht, ihm drohen maximal drei Jahre Jugendarrest.

Die brutale Tat hatte in Indien eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Es begann eine breite Diskussion über die Sicherheit von Frauen in der Öffentlichkeit und Rollenbilder in der indischen Gesellschaft. Auch im Ausland fanden der Fall und die zahlreichen Proteste in den Wochen danach Beachtung. Nach der Tat wurden zahlreiche Maßnahmen verabschiedet wie spezielle Notrufnummern für Frauen, mehr Polizeikontrollen auf den Straßen und eine zentrale Datenbank für alle verurteilten Vergewaltiger. (AFP/dpa)

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