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In der Nordsee. Von der Ölbohrplattform „Statfjord A“ vor Norwegen wurde im Mai 2008 ein Bohrunfall gemeldet, jedoch ohne dramatische Folgen wie im Golf von Mexiko.Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Nach Ölkatastrophe in den USA: Europas Bohrinseln werden stärker überwacht

Angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko soll nun auch die Tiefseeförderung in der Nordsee schärfer kontrolliert werden. Unterdessen gehen die Angaben darüber, in welchem Umfang der Austritt von Öl gestoppt werden konnte, weiterhin auseinander.

Angesichts der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko soll nun auch die Tiefseeförderung in der Nordsee schärfer kontrolliert werden. Die britische Regierung kündigte an, Ölplattformen in ihren Gewässern künftig doppelt so häufig kontrollieren zu lassen wie bisher. Eine eigens gegründete Organisation solle im Blick haben, dass das Land immer ausreichend auf mögliche Katastrophen vorbereitet sei, sagte Energieminister Chris Huhne in London. „Es ist klar, dass unsere Sicherheits- und Umweltbestimmungen ihren Zweck erfüllen“, sagte Huhne. „Sie gehören bereits zu den strengsten der Welt und der Ruf der Industrie in der Nordsee ist zu Recht gut.“ Der Untergang der Plattform „Deepwater Horizon“ habe aber eine Pause ermöglicht „um nachzudenken“.

Noch einen Schritt weiter geht die norwegische Regierung, in deren Nordseesektor die größten Ölmengen vermutet werden. Sie will keine weiteren Tiefseebohrungen genehmigen, solange der Hintergrund der Ölpest in den USA nicht geklärt ist. Ein ähnliches Moratorium gilt seit Beginn der Ölpest auch für die Tiefseegewässer der USA. Demnach müssen laufende Bohrungen mindestens sechs Monate lang ausgesetzt werden.

Allerdings ist das Bohrverbot nach Angaben von US-Innenminister Ken Salazar inzwischen wieder gelockert worden. Zumindest in küstennahen Gewässern, in denen eine Bohrtiefe von 150 Metern nicht überschritten wird, dürfen neue Erkundungen demnach wieder aufgenommen werden. Die Aufweichung des Moratoriums zeigt, unter welchem Druck die Regierung Obama inzwischen steht. Laut einer Umfrage der „Washington Post“ sind 69 Prozent der US-Bürger mit Obamas Krisenmanagement unzufrieden. Einerseits versucht das Weiße Haus zunehmend, sich vom Betreiberkonzern BP abzusetzen, indem es dem Konzern vorwirft, das wahre Ausmaß der Katastrophe lange verschwiegen zu haben. Andererseits fordern Vertreter der Ölindustrie und der vom Bohrstopp betroffenen US-Bundesstaaten, die Erkundung neuer Vorkommen wieder zuzulassen.

Obama kündigte am Dienstag an, er werde Anfang kommender Woche wieder in die von der Ölpest betroffenen Gebiete nach Mississippi, Alabama und Florida reisen. Am Mittwoch hatte die US-Regierung BP 72 Stunden Zeit gegeben, um neue Vorschläge zur Bekämpfung der Ölpest vorzulegen. Ein Ausschuss des Repräsentantenhaus lud am Mittwoch führende Manager fünf großer Unternehmen für eine Befragung in der kommenden Woche vor. Am 15. Juni sollen Vertreter von BP sowie Exxon Mobil, Chevron, ConocoPhillips und Shell vor dem Kongress zu dem Unglück aussagen.

Unterdessen gehen die Angaben darüber, in welchem Umfang der Austritt von Öl gestoppt werden konnte, weiterhin auseinander. Nach Angaben des Sonderbeauftragten der US-Regierung, Thad Allen, wurden am Dienstag 14 843 Barrel (2,36 Millionen Liter) Öl aufgefangen und damit erneut deutlich mehr als am Vortag. Weiterhin unklar war, wie viel Öl insgesamt austritt.

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