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Verstorben im Alter von 62 Jahren: Bee Gees-Sänger Robin Gibb.

© dapd

Update

Nach schwerer Krankheit: Bee Gees-Sänger Robin Gibb ist tot

In der vergangenen Nacht erlag Robin Gibb in einem Londoner Krankenhaus seinem Krebsleiden, er wurde 62 Jahre alt. Mit ihm geht einer der ganz Großen der Musik. Aber der Ruhm führte auch dazu, dass er nicht unumstritten war.

Sein letztes Werk war ein Requiem. Zusammen mit seinem Sohn RJ hatte Robin Gibb es für die Opfer der Titanic-Katastrophe vor 100 Jahren komponiert. Zur Premiere konnte er schon nicht mehr kommen - und jetzt wird für ihn selbst die Totenmesse angestimmt. Neun Jahre nach seinem Zwillingsbruder Maurice ist Robin Gibb am 20. Mai 2012 in London gestorben. Damit ist Barry Gibb das letzte verbleibende Mitglied der legendären Bee Gees

Die drei Brüder gründeten die Gruppe 1959 im australischen Brisbane. Dorthin waren sie mit ihrer britischen Familie ein Jahr zuvor ausgewandert. Nach einer Reihe erfolgreicher Singles ging das junge Trio Mitte der Sechziger zurück nach England – dank der Beatles das Pop-Zentrum der Welt. Eine Weile orientierten sich die Bee Gees an den Fab Four und landeten mit „New York Mining Desaster 1941“, ihrer ersten in London aufgenommenen Single, gleich einen Hit. Anschließend machten sie sich vor allem mit Balladen einen Namen.

Robin Gibb, der am 22. Dezember 1949 geboren wurde, verließ die Band 1969 im Streit um das rockopernhafte Doppel-Album „Odessa“. Doch schon nach einer Solo-Platte kehrte er zu seinen Brüdern zurück – und geriet mit ihnen in eine mehrjährige Krise, aus der sie schließlich der R’n’B-Produzent Arif Mardin befreite. Er überzeugte die Gruppe, sich stärker in Richtung Soul und Disco zu orientieren. Als weiße Briten hatten sie sich das nie recht zugetraut. Mit den Alben „Main Course“ und „Children of the World“ gelang ihnen der Stilwechsel. Sie waren zurück in den Hitparaden. So war es für die Macher des Tanzfilms „Saturday Night Fever“ mit John Travolta naheliegend, sie für den Soundtrack zu engagieren. Obwohl darauf auch Stücke anderer Interpreten zu finden sind, wird der Erfolg der Platte allein den Bee Gees zugerechnet. Sie stand 1977 weltweit mehrere Wochen auf dem ersten Platz der Charts und verkaufte sich bis heute mehr als 40 Millionen Mal.

Der Bestseller trug maßgeblich zur Mainstreamisierung der zunächst von Schwarzen und Schwulen geprägten Disco-Subkultur bei. Die Bee Gees machten sich mit ihrer Dominanz auch viele Feinde: Platten und Poster wurden öffentlich verbrannt, Radiostationen riefen Bee Gees-freie Tage aus. Die mittlerweile in Miami residierenden Meister des Falsett-Gesangs ließen sich davon nicht beeindrucken und ließen sich auf ein größenwahnsinniges Projekt ein: Sie spielten im Film „Sgt. Pepper’s Lonely Herts Club Band“ mit, für den sie auch den Soundtrack schrieben. Ein peinlicher Flop.

Anschließend konzentierten sich die Brüder darauf, für Sängerinnen wie Barbra Streisand, Dolly Parton, Diana Ross oder Dionne Warwick zu komponieren und zu produzieren. So verliefen die Achtziger relativ ruhig für die Bee Gees. Robin Gibb hatte 1983 immerhin mit der Single „Juliet“ einen Nummer-Eins-Hit in Deutschland. Erst 1987 nahm das Trio wieder ein gemeinsames Studioalbum auf. Das Comeback gelang vor allem wegen des Songs „You Win Again“, mit dem die Band ein weiteres Mal ihr untrügliches Gespür für eingängige Melodien unter Beweis stellte.

Die Bee Gees sind mit über 100 Millionen Alben verkauften Alben und sieben Grammys eine der erfolgreichsten Bands der Popgeschichte. 1997 wurde sie in die Rock’n’Roll Hall Of Fame aufgenommen. Seit dem Tod von Maurice im Jahr 2003 gab es keine weiteren Bee Gees-Aktivitäten. Robin Gibb veröffentlichte noch zwei Solo-Alben und machte zuletzt mit einer einer Denkmal-Initative für die britischen Bomberpiloten des Zweiten Weltkrieges von sich reden. Im Februar besuchte der Sänger, der erst kurz zuvor eine Krebstherapie beendet hatte, sichtlich gerührt die Baustelle des Memorials in Londons Green Park. Zu Ehren von Soldaten gab Robin Gibb auch sein letztes Konzert: Die Benefiz-Show im Londoner Palladium widmete der zerbrechlich wirkende Musiker mit den typischen getönten Brillengläsern den versehrten Mitgliedern der Streitkräfte.

Jetzt hat Robin Gibb seinen letzten Kampf verloren. Er wurde 62 Jahre alt.

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