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Brückeneinsturz Minnesota

© dpa

Nach Unglück in Minneapolis: Brücken-Check in den USA

Das US-Verkehrsministerium greift durch: Nach dem todbringenden Einsturz einer Autobahnbrücke im Bundesstaat Minnesota sollen alle Brücken des Landes auf ihre Sicherheit überprüft werden. Die Unfallursache und die Zahl der Toten ist weiter unklar. Noch gelten 30 Opfer als vermisst.

Nach dem verheerenden Einsturz einer Autobahnbrücke in Minnesota sollen alle US-Brücken verstärkt auf ihre Sicherheit überprüft werden. Dies ordnete US-Verkehrsministerin Mary Peters in Washington an. Das Ministerium empfiehlt allen US-Bundesstaaten umgehende Inspektionen vor allem jener rund 750 Brücken, die eine ähnliche Konstruktion haben wie die eingestürzte Brücke zwischen Minneapolis und St. Paul. "Was in Minnesota passiert ist, ist einfach nicht akzeptabel", sagte Peters. Notwendig sei nun eine grundsätzliche Überprüfung des US-Brücken-Inspektionsprogramms, "damit sich eine solche Tragödie nicht mehr wiederholen kann". Der US-Sender CNN berichtete, dass über fast ein Viertel der 600.000 großen Brücken in den USA täglich mehr Autos fahren, als sie eigentlich aushalten können.

Mehr als einen Tag nach dem Unglück war die Zahl der Todesopfer immer noch unklar: Zunächst waren nur vier Tote bestätigt worden, die Polizei ging aber von zahlreichen weiteren Opfern aus. 30 Menschen, die sich möglicherweise auf der dicht befahrenen Brücke befunden haben, galten am Donnerstagabend noch als vermisst. Die Zahl der Verletzten wurde mit 79 angegeben. US-Präsident George W. Bush will am Samstag den Ort des Unglücks besuchen. Seine Ehefrau Laura Bush sollte bereits am Freitagmorgen (Ortszeit) nach Minneapolis reisen.

Ursache des Unglücks ungeklärt

Über die Ursache des Unglücks vom Mittwochabend herrschte auch noch am Tag darauf Unklarheit. Verkehrsministerin Peters bestätigte, dass die 40 Jahre alte Brücke bei einer Inspektion 2005 als "strukturell mangelhaft" eingestuft worden sei. Das habe aber nicht bedeutet, dass das Bauwerk unsicher gewesen sei, sagte die Ministerin. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass bei einer Inspektion vor sechs Jahren "Ermüdungserscheinungen" an den Verstrebungen der Auffahrt zur Brücke festgestellt worden waren. Experten der Nationalen Transportsicherheitsbehörde NTSB nahmen vor Ort ihre Ermittlungen auf. Gouverneur Tim Pawlenty betonte, dass bei den Überprüfungen der Brücke in den vergangenen Jahren geringfügige Schäden registriert worden seien, aber keine gravierenden Mängel.

Die Zeitung "Star Tribune" schreibt in ihrer Online- Ausgabe, dass die Verkehrsbehörde Minnesotas bereits im vergangenen Winter erwogen hatte, Stahlplatten an die Brücke zu schrauben, um Risse in den brüchigen Materialien zu verhindern. Die Behörden hatten sich dann aber für weitere Untersuchungen anstatt für sofortige Reparaturen entschieden.

Am Mittwochabend war die Autobahnbrücke im abendlichen Berufsverkehr eingestürzt. Etwa 100 Fahrzeuge und acht Bauarbeiter wurden mitgerissen. Etwa die Hälfte der Autos versank im Fluss, die anderen Fahrzeuge blieben zum Teil beschädigt auf Brückentrümmern im Fluss stehen. Dazu zählte ein Schulbus mit rund 60 Kindern im Alter zwischen fünf und 14 Jahren, von denen die meisten aber unversehrt aus dem Fahrzeug gerettet werden konnten. Wegen weiterer Einsturzgefahr der Brücke konnten Suchmannschaften nur langsam vorgehen. Rettungstaucher der Polizei suchten am Nachmittag vor allem nach Opfern in versunkenen Autos. "Es sind mehrere Menschen in Wagen gefangen gewesen", bestätigte der Polizeichef von Minneapolis, Tim Dolan. Gouverneur Pawlenty sprach von einer "Katastrophe von historischem Ausmaß". (mit dpa)

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