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Vorbereitung. Felix Baumgartner bei einem Testsprung mit seinem speziellen Raumfahrtanzug.

© Luke Aikins/Red Bull Stratos/dapd

Update

Nach Verschiebung: Zu starker Wind: Rekordsprung aus der Stratosphäre abgesagt

Der Sprung aus der Stratosphäre von dem Extremsportler Felix Baumgartner wurde Dienstagabend abgesagt. Der Wind wehe zu heftig für einen sicheren Start, hieß es bei der Live-Übertragung des Startversuchs.

Der Sprung aus der Stratosphäre des Extremsportlers Felix Baumgartner ist am Dienstagabend erneut abgesagt worden. Der Wind wehe zu heftig für einen sicheren Start, hieß es bei der Live-Übertragung des Startversuchs. Der 43-Jährige saß mit seinem Druckanzug bereits in der Kapsel, als das Aus vom seinem Teammitglied und Mentor Joe Kittinger kam. Der Wind war für den Heliumballon, der Baumgartner in 36 Kilometer Höhe bringen sollte, zu stark. Ein neuer Versuch für das Rekordvorhaben soll vermutlich am Donnerstag stattfinden. Ein angepeilter Termin am Montag war bereits wegen einer Schlechtwetterfront auf Dienstag verschoben worden.

Eigentlich ist es mehr, als ein Mensch auszuhalten vermag. Der österreichische Extremsportler Felix Baumgartner will mit einem Heliumballon in 36,5 Kilometer Höhe aufsteigen, von dort abspringen, im freien Fall die Schallgeschwindigkeit überschreiten und – falls er all das überlebt – an einem Fallschirm auf der Erde landen. Wenn alles gut geht, kann Baumgartner vier Weltrekorde verbuchen: für den höchsten bemannten Ballonaufstieg (bisher 34 668Meter), den Freifallsprung aus größter Höhe (bisher 31 332 Meter), die längste Freifalldauer (bisher 4 Minuten und 36 Sekunden) und das erste Erreichen der Schallgeschwindigkeit im freien Fall.

Die Überlebenschancen des „Furchtlosen Felix“, wie er genannt wird, stehen dank einer ausgeklügelten Sicherheitstechnologie nicht schlecht. Zwei Testsprünge aus 21,6 und 29,6 Kilometern Höhe hat der 43-Jährige bereits unbeschadet überstanden.

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Der Startort Roswell, eine Kleinstadt im US-Bundesstaat New Mexico, hat schon einmal Geschichte geschrieben. Seit dem Sommer 1947 ranken sich Mythen um den von der US-Regierung bisher nicht bestätigten Absturz eines Ufos. Nach offiziellen Untersuchungen handelte es dabei um die Reste eines Wetterballons.

Jetzt steht neben Baumgartner erneut ein Ballon im Mittelpunkt. Er hat eine Höhe von 168 Metern, in die Hülle werden rund 850 000 Kubikmeter Helium gepumpt. Bei einer Steiggeschwindigkeit von durchschnittlich 750 bis 1000 Fuß (etwa 228 bis 300 Meter) pro Minute wird der Aufstieg auf die Sprunghöhe von 120 000 Fuß (36,57 Kilometer) fast drei Stunden dauern.

Ohne Sauerstoff und bei Außentemperaturen von bis zu etwa minus 50 Grad ist der Mensch in der Stratosphäre nicht lebensfähig. Deshalb befindet sich Baumgartner während des Aufstiegs in einer rund 1,3 Tonnen schweren Druckkapsel, deren Außenhaut aus Glasfaser besteht. Sie gleitet nach dem Absprung an einem separaten Fallschirm zu Boden und war bei der harten Landung nach dem letzten Testsprung im Juli so stark beschädigt worden, dass sie repariert werden musste. Der mit Instrumenten, Kameras und einem Sitz für Baumgartner ausgestattete „Aufenthaltsraum“ hat einen Durchmesser von gerade einmal 1,8 Metern. Bei Erreichen der Absprunghöhe lässt Baumgartner den Druck ab. Er trägt einen Schutzanzug, der ihn wie einen Astronauten bei einem Weltraumspaziergang aussehen lässt. Er wurde aus den Druckanzügen entwickelt, die Piloten von Stratosphären-Forschungsflugzeugen tragen und gilt wegen der optimierten Beweglichkeit, die ein Fallschirmspringer im freien Fall benötigt, als Prototyp einer neuen Generation derartiger Schutzkleidung. Er versorgt den Springer mit dem nötigen Luftdruck und Sauerstoff bis zur Rückkehr in die Atmosphäre.

Schneller als ein Jumbojet.

Nach dem Sprung aus der Kapsel wird Baumgartner im freien Fall nach etwa 30 Sekunden in einer Höhe von rund 30 Kilometern eine Geschwindigkeit von circa 308 Metern pro Sekunde erreichen. Das entspricht der Schallgeschwindigkeit von etwa 1100 km/h, damit ist er schneller als ein Jumbo-Jet. Beim Eintritt in die dichtere Erdatmosphäre verringert sich das Tempo. Nach insgesamt fünfeinhalb Minuten im freien Fall wird Baumgartner die Reißleine ziehen und dann am Hauptfallschirm in zehn bis 15 weiteren Minuten zum Boden gleiten. Für den Notfall ist der Extremsportler noch mit einem Reservefallschirm ausgestattet. Sollte sich einer der Fallschirme durch einen Defekt zu früh öffnen, kann er abgeworfen werden. Denn der Sauerstoffvorrat ist begrenzt. Bei einer deutlich längeren Sprungdauer würde Baumgartner in seinem Druckanzug der Erstickungstod drohen.

Wer ist der Mann, der einen solchen Horror auf sich nimmt? Der gelernte Maschinenschlosser absolvierte seinen ersten Fallschirmsprung mit 16 Jahren, diente im österreichischen Heer und ist Hubschrauberpilot. Später entdeckte er seine Liebe zum B.A.S.E.-Jumping, das sind Fallschirmsprünge von Gebäuden, Antennenmasten, Brücken und Klippen. Er sprang unter anderem von den Petronas Towers in Kuala Lumpur und dem Taipeh-101-Wolkenkratzer in der taiwanesischen Hauptstadt, von der Christusstatue auf dem Corcovado in Rio de Janeiro sowie in einen 190 Meter tiefen Höhlenschacht in Kroatien. Und als erster Mensch überquerte der Österreicher nach einem Absprung aus 9750 Metern Höhe binnen sechs Minuten den Ärmelkanal im freien Fall von Dover nach Calais. Die B.A.S.E.-Mitgliednummer 502 ist zugleich das Markenzeichen des Extremsportlers. (mit dpa)

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