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Panorama: Nacht des Schreckens

Mexiko wird von einem Beben erschüttert und beklagt 23 Tote

MexikoStadt (dpa). In den Straßen von Colima bot sich am Mittwoch ein Bild der Verwüstung. Fernsehbilder zeigten eingestürzte Wände, von Trümmern eingedrückte Autodächer und Retter im fieberhaften Einsatz. Auf den Resten des Daches einer zerstörten Tortillabäckerei stand noch der Gastank und drohte jeden Augenblick herunterzufallen. Ein Krankenhaus wurde so stark beschädigt, dass es zunächst keine Patienten aufnehmen konnte. Colima ist eine Provinzhauptstadt mit rund 250 000 Einwohnern und liegt in der Nähe des Pazifiks auf rund 500 Metern Höhe über dem Meer. 40 Kilometer weiter landeinwärts raucht der Vulkan Fuego de Colima, der aktivste Vulkan Mexikos. Seine Asche und Lava haben die Stadt in den vergangenen Jahren aber nie erreicht. Als gefährlicher erwiesen sich Erdbeben, wie das vom Dienstag, das nach vorläufigen Zahlen im Staat Colima mindestens 21 Menschen das Leben kostete.

Der Erdbebenherd lag nicht weit von Colima entfernt unter dem Meeresboden des Pazifiks. Nach den schweren Erschütterungen fiel der Strom aus, mehr als zwei Stunden lang lag die Stadt am Dienstagabend (Ortszeit) völlig im Dunkeln. Auch die Telefonverbindungen zum Rest des Landes wurden erst nach Stunden wieder hergestellt. An der Autobahn, die von Colima ins mexikanische Hochland führt, gab es Erdrutsche. Fernsehberichten zufolge wurden einige Autos eingeschlossen, aber nicht verschüttet. Am Mittwochmorgen ging in den Trümmern in Colima die Suche nach möglichen Verschütteten weiter. „Man hofft, dass es nicht viele sind, die Leute kennen sich hier alle untereinander“, sagte ein Fernsehreporter. In einem benachbarten Haus konnte ein Verschütteter nur noch tot geborgen werden. Der Gouverneur von Colima, Fernando Moreno Peña setzte für den Rest der Woche den Schulunterricht im ganzen Staat Colima aus. In acht Gemeinden wurde der Katastrophenzustand erklärt.

Der Staat Colima ist schon mehrfach von schweren Beben heimgesucht worden. Im Oktober 1995 stürzte in der Hafenstadt Manzanillo ein vorher schon beschädigtes Hotel ein, alle Gäste wurden unter den Trümmern begraben. Die genaue Opferzahl wurde damals nie bekannt, vermutlich waren es bis zu 50.

Auch aus dem an Colima angrenzenden Staat Jalisco und dessen Hauptstadt Guadalajara wurden größere Erdbebenschäden gemeldet. In Zapopan, einer Vorstadt Guadalajaras, wackelten die Türme der Kathedrale so heftig, dass eine der Glocken krachend zu Boden stürzte.

Vor öffentlichen Telefonen in Mexiko-Stadt bildeten sich Schlangen besorgter Menschen, die ihre Verwandten erreichen wollten. Da der Einsturz von Gebäuden befürchtet worden war, evakuierten die Behörden viele Hotels und öffentliche Einrichtungen. In ganzen Vierteln fiel das Licht aus. In einer Anzahl von Gebäuden wurden am Mittwochmorgen Risse festgestellt.

24 Stunden vor diesem Beben hatte ein Erdbeben Guatemala und El Salvador erschüttert, ohne Schäden zu verursachen. Im September 1985 hatte ein Erdbeben der Stärke 8,1 in Mexiko-Stadt rund 10 000 Menschenleben gefordert. Nach Expertenansicht ist das Beben von Mexiko nicht die unmittelbare Folge der schweren Erdstöße vom Vortag. „In Mexiko hätte es auf jeden Fall gebebt, da sich in dieser Region schon zuvor starke mechanische Spannungen aufgebaut haben müssen“, sagte der Leiter der Abteilung Erdbebengeologie der Universität Köln, Klaus-Günter Hinzen. Auch künftig müsse in der Region mit Beben gerechnet werden.

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