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Das Baby darf nicht fotografiert werden. Präsident Nicolas Sarkozy und seine Frau Carla Bruni. Archivbild: dpa

© REUTERS

Nachwuchs bei Bruni-Sarkozy: Politik der Vaterschaft

Carla Bruni hat am Mittwochabend die kleine Giulia zur Welt gebracht. Politisch hätte dem französischen Präsidenten nichts besseres passieren können. Die Geburt lenkt die Medien im Land von der Schuldenkrise ab.

Journalisten aus aller Welt warteten vor der Klinik, in der Carla Bruni ihr Kind bekommen sollte. Am Mittwochabend war es dann so weit. Frankreichs erstes Präsidentenbaby während der V. Republik wurde geboren. Der Vater war nicht dabei, er führte schwierige Gespräche mit Angela Merkel. Eigentlich sollte die Geburt ganz geheim bleiben. Keine Ankündigung aus dem Elyséepalast war geplant, keine Fotos soll es geben. Doch Medien in aller Welt wussten es sofort.

Am Donnerstagabend gab die Mutter auf ihrer Internet-Seite bekannt, dass das kleine Mädchen Giulia heißen wird, und bedankte sich für viele gute Wünsche. Frankreichs Medien hatten zuvor auf „Dahlia“ spekuliert, die Königin der Herbstblumen. Zumal der Präsident, wie erst vor kurzem bekannt wurde, ein großer Gartenfan ist und Carla bei einem ihrer ersten Rendezvous mit botanischem Wissen imponierte. Nach drei Jungen für Sarkozy (56) aus zwei Ehen, Pierre (26), Jean (25) und Louis (14), sowie Carlas Sohn Aurélien (10) bekommt nun ein Mädchen Platz im Elyséepalast.

Frankreichs Medien überschlagen sich mit Berichten über das Baby, es ist das Thema des Tages. Sogar die Schuldenkrise gerät darüber in den Hintergrund – eine vielleicht nicht ganz unwillkommene Ablenkung des Volkes angesichts der Krisen-Nachrichten.

Was ist wichtiger, die Schuldenkrise oder die Geburt des eigenen Kindes? Das Erstere natürlich. Sarkozy hat Angela Merkel und Europa den Vorrang gegeben und die Geburt darüber verpasst. Er beriet sich gerade mit der Bundeskanzlerin in Frankfurt, als seine Tochter geboren wurde. Er hatte wohl kaum eine Alternative. Das Krisentreffen mit Merkel war notwendig, weil Deutschland und Frankreich unterschiedliche Vorstellungen haben und der Gipfel am Wochenende zu scheitern droht.

Carla Bruni war am Mittwochnachmittag ins Krankenhaus gebracht worden, ihr Mann besuchte sie gerade noch eine halbe Stunde, bevor er nach Deutschland eilte. Die kleine Giulia soll laut französischen Medien kurz vor 20 Uhr zur Welt gekommen sein. Nach dem Treffen in Frankfurt fuhr der Präsident zurück ins Krankenhaus. Arbeit geht vor, jedenfalls wenn man Präsident ist. Die Frage Angela oder Carla war leicht beantwortet.

Schon am Tag nach der Geburt war Sarkozy deshalb wieder auf einem Termin. Wirklich dringend kann der Besuch einer Mülltrennungsanlage nicht gewesen sein. Eins will er aber offenbar auf keinen Fall: den Eindruck entstehen lassen, dass er seine Pflicht vernachlässigt oder gar sein Privatleben für den kommenden Präsidentschaftswahlkampf inszeniert. Und das ist neben der Aufregung um das First Baby eines der wichtigsten Themen der Medien. Kann Sarkozy als glücklicher Familienvater Pluspunkte sammeln? Gebrauchen könnte er es für die Wahlen im Mai, denn seit Monaten sind seine Beliebtheitswerte im Keller. Die Frage wird schon lange in Frankreich gestellt, die Meinungen darüber sind geteilt. Das Baby wird helfen, ihn sympathischer zu machen, sagen die einen. Andere warnen, dass er aufpassen muss, wie er mit seinem Familienglück umgeht.

Denn das Privatleben ist ein heikles Thema in Frankreich, besonders seit der Affäre um Dominique Strauss-Kahn. Auch Sarkozy selbst musste feststellen, dass die Inszenierung seiner Liebe zu Anfang seiner Präsidentschaft ihm nur Kritik eingebracht hat. Seitdem setzt er auf Diskretion, die Hochzeit war geheim und Carla trägt brave Kleider. Es gab keine Ankündigung der Schwangerschaft, um den Vorwurf zu verhindern, dass er sie politisch instrumentalisieren wolle. Erst als man es sah, sprach Carla in Interviews darüber.

Angeblich will sie sogar das Recht am Bild des Kindes schützen lassen. Frankreichs Medien sollen laut Gerüchten sogar juristische Anweisungen dazu bekommen. Grund dafür sind die Fotos von Carlas Sohn in Jordanien. Ganz am Anfang ihrer Beziehung zu Sarkozy trug dieser ihn auf den Schultern. Der Junge hielt sich die Augen zu. Das Bild ging um die Welt und kam in Frankreich schlecht an. Carla bedauerte es später, dass sie ihren Sohn so in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. Doch ob die ausländischen Fotografen sich an das Bildverbot von Frankreichs First Lady halten werden, ist eine andere Frage. Frankreichs Medien jedenfalls spekulieren schon, dass sich das erste Foto des Mädchens in Englands Zeitungen finden wird.

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