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Model-Mutti Heidi Klum und „Topmodel“-Gewinnerin Alisar Ailabouni.

© ddp

Nächstes Top Model: Alisar im Wunderland

Heidi Klum kürt eine Österreicherin zu „Germany’s Next Topmodel“. Die Begründung: Die Kandidatin habe erfolgreich ihre Schüchternheit bekämpft.

Moment mal, da stimmt was nicht. „Germany’s Next Topmodel“ ist eigentlich „Austria’s Next Topmodel“, denn die Gewinnerin der Pro-Sieben-Castingshow kommt aus Österreich. Aber das darf scheinbar keine Rolle spielen – Hauptsache, Heidi Klum hat mal wieder bewiesen, welch magische Kräfte sie besitzt: Aus einer schüchternen Maus machte sie einen schönen Schwan.

Am Donnerstagabend kürte Klum die 22-jährige Alisar Ailabouni im Finale von „Germany’s Next Topmodel“ zur Siegerin vor der 18-jährigen Hanna Bohnekamp aus Wesel und der 23-jährigen Laura Weyel aus Düsseldorf. Die Begründung hört sich an, als habe Alisar Ailabouni erfolgreich eine Therapie abgeschlossen. Sie habe ihre Schüchternheit im Laufe der Staffel überwunden, lobte Klum. „Das musste belohnt werden. Es gibt so viele Mädchen da draußen, die sind auch schüchtern“, sagte Klum. Blöd, dass die Rolle von „Germany’s Next Rolemodel“ jetzt schon von Eurovisions-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut besetzt ist.

Dafür darf sich Alisar Ailabouni über ein Auto, ihr Bild auf dem Cover der „Cosmopolitan“ und Werbeverträge im Wert von 400 000 Euro freuen – was gut in die Inszenierung von Klums Medienmärchen passt. Denn die geborene Syrerin hatte sich bei der Show beworben, um ihrer nur von einer Frührente lebenden Mutter und ihren drei Geschwistern ein besseres Leben zu ermöglichen. Vorher hatte sie als Verkäuferin und Kellnerin gejobbt. Damit sei nun Schluss. „Ich bin Topmodel“, sagte Alisar Ailabouni nach ihrem Sieg.

Doch die Gewinnerinnen der vergangenen vier Staffeln haben bereits zu spüren bekommen, dass es einen Unterschied zwischen Klums „Topmodels“ und echten Topmodels gibt. Keine von ihnen hat bisher den internationalen Durchbruch geschafft und läuft regelmäßig auf den Schauen von renommierten Designern wie Karl Lagerfeld, Jean-Paul Gaultier oder Nicolas Ghesquière. Aber darum geht es bei der Pro-Sieben-Show auch gar nicht. Im Vordergrund steht die Unterhaltung, das Vergnügen daran, mit den Kandidatinnen mitzufiebern, Favoriten und Verlierer nominieren zu können.

Mit diesem Konzept hatte Klum in den vergangenen Jahren stets neue Rekorde bei der Einschaltquote erzielt, doch dieses Mal sank das Interesse deutlich. Es fehlten Kandidatinnen, die polarisierten, und Jurymitglieder, die neben Klum Witz und Esprit in die Sendung brachten. Klums Partner Qualid „Q“ Ladraa und Kristian Schuller blieben genauso farblos wie die Kandidatinnen. Ob Ladraa und Schuller in der nächsten Staffel dabei sein werden, ist deshalb fraglich. Trotz der vergleichsweise schlechteren Quoten hat Pro Sieben die Zusammenarbeit mit Heidi Klum verlängert. 2011 wird sie wieder auf „Topmodel“-Suche gehen – und ihre Medien-Märchenshow inszenieren.

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