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Indianerkopf als Mannschaftssymbol. Indianertänze dürfen die Cheerleader schon lange nicht mehr aufführen.

© Rob Carr/Getty Images/AFP

Namensstreit um Football-Team Washington Redskins: Indianer kennen einen Schmerz

Gegen den traditionellen Namen der Washington Redskins formiert sich in den USA Widerstand, weil "Redskins" diskriminierend sein soll. Die Fans des Football-Clubs wehren sich. Jetzt schaltet sich Barack Obama ein. Aber der Besitzer hat das letzte Wort.

„Niemals“ sagt der Besitzer der Washington „Redskins“, Dan Snyder. „Niemals, und das können Sie in Großbuchstaben schreiben, werde ich den Namen ändern“. Die „Redskins“, das Football-Team der US-Hauptstadt mit dem Maskottchen des rothäutigen Indianers samt Federschmuck, sollen auch in Zukunft ihren Traditionsnamen tragen, der übersetzt „Rothäute“ heißt – wenn es nach dem Besitzer des Klubs geht. Selbst wenn sich kritische Geister an dem Begriff stören.

Wer den Klub besitzt, der hat auch bei der Namensfrage das letzte Wort, sollte man meinen. Zumal viele Fans lautstark und unübersehbar für ihr Indianeremblem eintreten. Im „FedExField“, dem Stadion in Landover östlich der Stadt, hing gerade ein Transparent vor den gelb-roten Rängen: „Lasst unseren Namen in Ruhe.“ Am Parkplatz hatten Fans die Versicherung von Snyder in den Vereinsfarben Gelb und Rot-Braun auf eine Betonwand gepinselt: „Wir werden den Namen nie ändern.“ Eine Umfrage zeigt zudem große Unterstützung bei der Bevölkerung. Sie alle jedoch haben offenbar nicht mit dem obersten Sportfan des Landes gerechnet.

US-Präsident Barack Obama setzt sich für eine Namensänderung ein

Der US-Präsident kämpft noch immer um seine rote Linie in Syrien und gegen die Giftgaswaffen des Assad-Regimes. Barack Obama ringt um neue Nukleargespräche mit dem Iran. Und innenpolitisch ist der Demokrat durch die radikalen Republikaner im Kongress zur Schließung seiner Regierung gezwungen. Aber die wahren Kämpfe scheint der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten trotzdem nicht auslassen zu wollen. Am Wochenende hat er zu der heiß diskutierten Frage Stellung genommen, ob die „Redskins“ ihren Namen behalten dürfen. „Wenn ich Besitzer des Teams wäre und ich wüsste, dass es einen Namen meines Teams gibt, der – selbst wenn er seine eigene Geschichte hat – eine relevant große Personengruppe brüskiert, ich würde darüber nachdenken, ihn zu ändern.“

Indianergruppen, eine Fraktion von Sportjournalisten, die den Namen bereits boykottiert, und eine Handvoll Kongressabgeordneter jubeln nun. Denn eine Einmischung des Präsidenten hat Gewicht. Erst recht in Fragen der Diskriminierung. Zwar sagte auch Obama, er gehe nicht davon aus, dass die „Redskins“-Fans die Indianer, die hier politisch korrekt „native Americans“ genannt werden, absichtlich verärgerten. Er wolle aber infrage stellen, „ob unsere Anhänglichkeit zu einem bestimmten Namen die legitimen Sorgen, die andere Leute bei diesen Dingen haben, überwiegen sollten“.

Die Cheerleader tanzen schon lange keinen Indianertanz mehr

Schon lange verabschiedet sich der Klub Schritt für Schritt von seinem alten Image. Die Cheerleader tanzen keine obskuren Regentänze mehr, wenn ihrem Team ein Touchdown gelingt. Die schwarzen Zöpfe der Tänzerinnen gehören ebenso der Vergangenheit an wie der Federschmuck der Klubband. Und erst recht ausgedient hat der alte Schlachtruf, der sich etwa so übersetzen ließ: „Skalpiert sie, flutet sie.“ Das Skalpieren wurde schon vor langer Zeit gegen „schlagt sie“ ausgetauscht. Möglicherweise waren das aber noch nicht die letzten Schritte. Das „Niemals“ scheint zu wanken.

Beim Herbsttreffen der Klubbesitzer der National Football League am Montag in New York hieß es, man werde sich mit den Oneida-Indianern, die eine Kampagne gegen den Namen und das Maskottchen gestartet haben, treffen. NFL-Sprecher Brian McCarthy sagte, für den kommenden Monat sei ohnehin ein Termin anberaumt – und man könne den auch vorziehen. „Wir respektieren, dass Leute unterschiedliche Betrachtungen haben“, fügte McCarthy an, „es ist wichtig, dass wir allen Perspektiven ein Ohr schenken.“

"Redskins" ist eine herabwürdigende Bezeichnung für die Ureinwohner Amerikas

Die Perspektive der Indianer und anderer Namens-Kritiker ist klar. Der Begriff „Redskin“ sei eine herabwürdigende Benennung von Indianern. Einige Indianer gehen in ihrer Klage noch weiter. Für sie erinnert der Begriff „Rothaut“ an jene Kopfgeldjäger, die die abgeschnittene Kopfhaut eines Indianers als Beweis für dessen Ermordung vorwiesen. Er sei eine schmerzvolle Erinnerung an das Blutvergießen an ihrem Volk, sagt eine Navajo-Indianerin. Ein Sprecher der Oneida, Ray Halbritter, nannte deshalb Obamas Äußerungen „nichts weniger als historisch“. Der Name der „Redskins“ sei „ein veraltetetes Zeichen von Teilung und Hass“.

Befragt nach ihrer Sicht der Dinge, bleiben die Spieler des Klubs lieber in Deckung. Das gehe weit über sein Verständnis hinaus, wurde Star-Quarterback Robert Griffin III. zitiert. Er sehe beide Seiten des Disputs, heißt es von seinem Mitspieler Christ Chester. Er könne verstehen, dass die Sache einige Leute brüskiere. Andererseits habe sie in dem Kontext doch keine negative Bedeutung. Die Washington „Redskins“ respektierten die Gefühle der Leute, sagte auch Klubanwalt Lanny Davis nach der NFL-Tagung. Aber die Umfragen zeigten doch, dass eine überwältigende Mehrheit der Fans den Namen behalten will, sich die „native Americans“ gar nicht verletzt fühlten und nur eine kleine Minderheit sich an ihm stoße.

Politiker haben Gesetzesinitiativen gestartet, um die "Redskins" zu einer Namensänderung zu zwingen

Im Mai haben zehn Kongressabgeordnete dem Chef der NFL, Roger Goodell, geschrieben und ihn mit Verweis auf das gesetzliche Verbot der Herabwürdigung zum Handeln aufgefordert. Dieses Verbot hat angesichts der diversifizierten US-Bevölkerung sowohl gesellschaftlich als auch juristisch eine deutliche größere Bedeutung als entsprechende Anti-Diskriminierungsparagrafen in Deutschland. Goodell hat sich zurückgemeldet und noch geschrieben, der Name sei eine „vereinigende Kraft“, die für Stärke, Mut und Respekt stehe. Das war im Juni. Inzwischen gibt es auch Äußerungen des gebürtigen „Redskins“-Fans Goodell, man müsse die Bedenken ernst nehmen. „Wenn wir auch nur eine Person brüskieren, dann müssen wir zuhören.“

Politiker haben gesetzliche Initiativen gestartet. Die Kongressabgesandte des Districts of Columbia, Eleanor Holmes Norton, kündigte an, an der Frage nicht nachzulassen. „Der Name wird im Mülleimer der Geschichte landen.“

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