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071102mexiko

© AFP

Naturkatastrophe in Mexiko: Schlimmer als bei "Katrina"

Heftige Regenstürme haben im Süden Mexikos die schwersten Überschwemmungen seit einem halben Jahrhundert ausgelöst. Mehr als eine Million Menschen sind betroffen. Viele haben alles verloren.

Der ölreiche Bundesstaat Tabasco steht zu 80 Prozent unter Wasser, 850 Städte wurden überflutet, wie die Behörden mitteilten. Das Zentrum von Villahermosa, der Hauptstadt von Tabasco, wurde geräumt. "Die Lage ist außerordentlich ernst", sagte Präsident Felipe Calderón in einer Ansprache an die Nation. Für das Wochenende werden neue Regenfälle erwartet.

Nach Angaben von Tabascos Gouverneur Andres Granier ist von den Überschwemmungen mehr als die Hälfte der 2,1 Million Einwohner des Bundesstaats betroffen, der so groß ist wie Belgien. Rund 300.000 Menschen sind von den Fluten eingeschlossen und warten auf Rettung. Hubschrauber und Rettungsboote von Armee und Marine sind im Einsatz, rund 400 Ärzte und anderes medizinisches Personal sollen in 300 Städten den Ausbruch von Seuchen verhindern. Unter Anspielung auf den verheerenden Hurrikan "Katrina" vor zwei Jahren sagte Granier, die Probleme in New Orleans seien im Vergleich nur "gering" gewesen. Tabasco sei "verwüstet", die gesamte Ernte zerstört. Bisher kam ein Mensch ums Leben.

Angst vor Plünderungen

In der Nacht zu Freitag wurde die Innenstadt von Villahermosa von der Armee geräumt. Wie mexikanische Medien berichteten, flüchteten viele der 750.000 Einwohner vor den Wassermassen, die durch das historische Stadtzentrum strömten. Mehrere hundert Bewohner von Villahermosa weigern sich aus Angst vor Plünderungen, ihre Häuser zu verlassen. Eine Frau berichtete Reportern, dass Diebe über die Dächer in Wohnungen geklettert seien.

Calderón bezeichnete den Sturm als "eine der schlimmsten Naturkatastrophen in der Geschichte des Landes". Viele Einwohner des Bundesstaats hätten ihr Zuhause sowie ihr Hab und Gut verloren. Er rief zu Spenden auf; mehrere Mitglieder seines Kabinetts sollten nach Tabasco reisen, um die Hilfsarbeiten zu koordinieren. Die deutsche Diakonie und das Hilfswerk Adveniat stellten Hilfen in Höhe von insgesamt 100.000 Euro zur Verfügung. Calderón hatte vor seiner Ansprache an die Nation mehrere Minister seines Kabinetts angewiesen, nach Tabasco zu reisen, um die Rettungsarbeiten vor Ort zu koordinieren.

Bereits in der vergangenen Woche waren in Tabasco nach schweren Regenfällen mehrere Flüsse über die Ufer getreten. Wettervorhersagen zufolge wurden für das Wochenende weitere Regenstürme erwartet. In einigen Teilen des benachbarten Bundesstaates Chiapas verhängten die Behörden den Ausnahmezustand; dort wurden 2500 Menschen in Sicherheit gebracht. (mit AFP)

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