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Indien

© AFP

Naturkatastrophen: Die Stürme ziehen, das Wasser bleibt

In der Karibik werden neue Hurrikans erwartet – und in Indien fliehen Millionen vor den Fluten.

In New Orleans strömen die „Gustav“-Flüchtlinge zurück in ihre verlassene Stadt, in der Karibik geht die Angst vor neuen Wirbelstürmen um. In Haiti starben 61 Menschen, als Wirbelsturm „Hanna“ über dem Norden des Landes wütete. Und die nächste Katastrophe bahnt sich bereits an. Über dem Atlantik entwickelte sich Wirbelsturm „Ike“ auf seinem Zug Richtung Karibik zum Hurrikan der Kategorie vier auf der fünfstufigen Skala. Wann und wo er auf Land treffen könnte, ist nach Angaben des US-Hurrikanzentrums vom Donnerstag noch nicht abzusehen. „Hanna“ nimmt derweil Kurs auf den Südosten der USA. In Florida wird bereits vor gefährlichen Unterströmungen an der Küste gewarnt, die Schwimmer auf das offene Meer ziehen können.

Seit Mitte August sind in Haiti durch die Wirbelstürme „Fay“, „Gustav“ und „Hanna“ mehr als 160 Menschen ums Leben gekommen. Gonaïves, die drittgrößte Stadt im Zentrum des Landes, steht unter Wasser. „Wir können derzeit nur zum Teil sagen, welche Schäden es gibt“, sagte der Bürgermeister von Gonaïves, Stephen Moïse, den örtlichen Medien. „Im Moment ist es unmöglich, die Stadt zu betreten.“ 4000 Menschen sollen in Notunterkünfte geflohen sein. Andere retteten sich auf die Dächer ihrer Häuser. Ein Polizist berichtete, dass er Leichen im Wasser habe treiben sehen. Dort, wo einmal Straßen waren, haben sich Kanäle mit schmutzigem Wasser gebildet. „Meine Mutter lebt in Gonaïves. Sie hat am Telefon zu mir gesagt: ,Mein Sohn, wir wissen nicht, was wir tun sollen. Wir wissen nichts, nichts, da ist nur Regen und Wind’“, schreibt ein Haitianer auf der Internetseite einer Zeitung.

Doch auch auf dem Land leiden die Menschen: In der Umgebung rissen über die Ufer getretene Flüsse Brücken mit sich und zerstörten Getreidefelder, berichtete der Radiosender „Métropole“. Auch in der Dominikanischen Republik, die wie Haiti auf der Insel Hispaniola liegt, blicken Einheimische und Urlauber mit Sorge auf die Hurrikan-Vorhersagen. „Es regnet hier mittlerweile ganze Tage lang – das gibt es sonst eigentlich nicht“, sagte eine deutsche Reiseleiterin in der Touristenhochburg Puerto Plata im Norden des Landes. Die Hotelgäste seien informiert worden, was im Notfall zu tun sei. „Viel schlimmer ist es für die Einheimischen. Viele ihrer Holzhütten können nicht richtig abgedichtet werden. Aber es regnet in Strömen. Oft haben die Leute stundenlang keinen Strom und kein Wasser.“ In New Orleans wurde am Donnerstag die massenhafte Rückkehr der vor dem Hurrikan „Gustav“ geflüchteten Einwohner erwartet.

Für die Opfer der Flutkatastrophe in Indien und Nepal ist derweil keine Erleichterung in Sicht: Nach Ansicht von Helfern könnten die Fluten sogar noch bis Oktober weitersteigen. Mit den Aufräumarbeiten müsse wahrscheinlich noch Monate gewartet werden, hieß es am Donnerstag von den örtlichen Behörden. Im nordindischen Bundesstaat Bihar und im Süden von Nepal kamen bereits Dutzende Menschen ums Leben. Hunderttausende wurden in die Flucht getrieben.

Mitte August war in Nepal ein Damm gebrochen. Daraufhin war der Fluss Kosi über die Ufer getreten und hatte ein neues Flussbett gebildet. „Einige Regionen werden überflutet bleiben, bis der Monsun im nächsten Monat allmählich aufhört“, sagte Sudhir Meen von der Einsatzzentrale zur Flutbekämpfung am Donnerstag. Bis dahin stehen die Behörden vor einer Mammutaufgabe: Es werde sehr schwer werden, die Flüchtlinge zu versorgen, kündigte Meen an. Etwa 250 000 Menschen seien in Notunterkünften untergebracht. Die Evakuierung einzelner Dörfer gehe weiter. Bisher sind nach offiziellen Angaben 66 Menschen getötet worden.

Hilfsorganisationen sprechen davon, dass allein im indischen Bundesstaat Bihar 2,5 Millionen Menschen vor den Überschwemmungen auf der Flucht seien. Die Organisation ActionAid gab an, dass auch nach Ende der Überschwemmungen mehr als 2000 Menschen verschollen bleiben könnten. Die Regierung von Nepal hat derweil im Süden des Landes den Notstand ausgerufen. Dadurch solle die Versorgung von rund 50 000 Flüchtlingen erleichtert werden, teilten die Behörden am Donnerstag mit. Die Hilfsorganisation „SOS-Kinderdorf“ errichtete in einer der am stärksten betroffenen Regionen zwei Nothilfezentren, die 2000 Menschen aufnehmen können. „Wir versorgen die Menschen mit Nahrung wie gekochtem Reis und Hülsenfrüchten und stellen Nothilfepakete mit Reis, Zucker, Salz, Kerzen, Zündhölzern, Keksen, Kleidung, Seife und Babynahrungsmitteln“, berichtete ein SOS-Mitarbeiter. Seit Tagen schlagen Hilfsorganisationen Alarm, dass die Flüchtlinge dringend mit sauberem Trinkwasser, Essen und einem Dach über dem Kopf versorgt werden müssten. Das schmutzige Wasser sei eine Zeitbombe, es drohten Epidemien, warnten die Helfer. dpa

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