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Naturkatastrophen: Hurrikan-Saison bricht alle Rekorde

Mehr als tausend Tote, eine Million Obdachlose und Schäden in bisher nie gekannter Milliardenhöhe: Die diesjährige Hurrikan-Saison, die am nächsten Mittwoch zu Ende geht, hat alle Rekorde gebrochen.

Washington - Auch die Meteorologen küren 2005 zum Ausnahmejahr. Nie zuvor mussten sie in der vom 1. Juni bis 30. November dauernden Hurrikan-Saison so vielen Tropenstürmen einen Namen geben.

Außerdem werden «Wilma» als bislang stärkster und «Katrina» als zerstörerischster Hurrikan in die Jahrbücher eingehen. Und dann ist da noch «Vince»: Er war der erste Hurrikan seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1851, der sich über dem Atlantik «verirrte» und schließlich als Sturmtief an Spaniens Küste landete.

Die Meteorologen hatten geahnt, dass sich in diesem Jahr mächtig was über der wärmeren Meeresoberfläche zusammenbrauen wird. In einer Aktualisierung ihrer Vorhersage rechnete die US-Wetterbehörde NOAA zwar Anfang August mit einer «sehr aktiven Saison», aber am Ende übertrafen die Naturgewalten alle Erwartungen. 13 Hurrikans wirbelten über den Atlantik. Sieben davon stufte das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami (Florida) als bedeutende Hurrikans der Kategorien 3, 4 und 5 mit Windgeschwindigkeiten über 178 Stundenkilometer ein. Zum Vergleich: Eine durchschnittliche Saison zählt sechs Hurrikans, davon nur zwei bedeutende.

Als Hurrikan «Katrina» Ende August mit zerstörerischer Gewalt über die Küste der US-Bundesstaaten Louisiana und Mississippi hereinbrach, wurde für Millionen von Menschen der schlimmste Albtraum wahr. 1322 starben, 6644 werden nach Angaben der Behörden noch heute vermisst. Mehr als eine Million Menschen hatte kein Zuhause mehr.

Das Schicksal von Zehntausenden in New Orleans, die nach der Überflutung von 80 Prozent des Stadtgebietes unter unmenschlichen Bedingungen tagelang auf Hilfe warteten, löste in den USA einen Sturm der Entrüstung aus. Heute sind nach Behörden-Angaben erst 60 000 von ehemals einer halben Million Einwohner zurückgekehrt.

Das ganze Ausmaß der Schäden ist auch drei Monate später nicht abzusehen. Versicherungsgesellschaften gehen von mindestens 125 Milliarden Dollar (100 Milliarden Euro) aus. «Katrina» hat damit mehr Schaden angerichtet, als die zwölf folgenden Hurrikans zusammengenommen. Weil «Katrina» solch gewaltiges Leid mit sich brachte, wird der Name in künftigen Namenslisten für Hurrikans nicht mehr auftauchen.

Trotz der enormen Zerstörung war «Katrina» nur der drittstärkste Hurrikan der Saison. Die wilde «Wilma», die im Oktober schwere Schäden in Mexiko und Florida anrichtete, verewigte sich als der bislang stärkste gemessene Hurrikan in den Wetteraufzeichnungen. Innerhalb von Stunden pumpte sich «Wilma» am 18./19. Oktober von einem Tropensturm zu einem Hurrikan der Kategorie 5 auf. Im Auge des Wirbelsturms herrschte mit 882 Millibar der niedrigste je gemessene Luftdruck.

Die menschlichen Tragödien und die verheerenden Schäden haben in den USA auch die Diskussion über globale Erderwärmung angeheizt. Dutzende Hollywood-Größen wie Tom Hanks, Leonardo di Caprio oder Steve Martin haben Mitte November während der Fernsehgala «Earth to America» versucht, Zuschauer für den Zusammenhang von Treibhausgasen, Erderwärmung und Naturkatastrophen wie Hurrikans zu sensibilisieren.

Dagegen schreibt die US-Wetterbehörde, es sei «höchst unwahrscheinlich», dass die globale Erwärmung zu einem dramatischen Wechsel bei Zahl und Intensität der Hurrikans beigetragen hat oder beitragen wird. Aus Sicht der US-Behörde gibt es vielmehr einen zyklischen Wechsel zwischen aktiven und ruhigen Phasen, die jeweils Jahrzehnte anhalten. Da die unruhige Phase nach Angaben der US- Meteorologen 1995 begonnen hat und ein gutes Vierteljahrhundert dauern kann, stehen auch 2006 stürmische Zeiten bevor.

«Katrina», «Rita» und «Wilma» haben in diesem Jahr ihren Schrecken verbreitet. Jetzt bleiben der Karibik und der Südküste der USA Zeit zum Luft holen, bis «Alberto», «Beryl» und «Chris» ab 1. Juni kommenden Jahres die nächste Hurrikan-Saison eröffnen. (Von Hans Dahne, dpa)

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