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Mafiaboss

© dpa

Neapel: Schlag gegen die Mafia

Neuer Erfolg im Kampf gegen die neapolitanische Camorra: Nach vierjähriger Flucht ist den Ermittlern heute Vicenzo Licciardi ins Netz gegangen - laut Polizei einer der "berühmtesten und gefährlichsten Bosse".

Der 42-jährige Vincenzo Licciardi hatte nach dem Tod seines Bruders Gennaro im Jahr 1994 die Chefposition in der "Allianz von Secondigliano" übernommen - ein Mafia-Kartell, das in mehreren Stadtteilen Neapels vor allem mit Drogenhandel und Erpressung Geschäfte macht. Bei gewalttätigen Konflikten zwischen den Camorra-Clans waren in der Vergangenheit Dutzende Menschen auf offener Straße ermordet worden.   Licciardi wurde bereits im Oktober vergangenen Jahres in Abwesenheit zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Boss war seit 2004 flüchtig und stand auf der Liste der 30 meistgesuchten Mafiosi des Innenministeriums in Rom. In den vergangenen Jahren ist er mehrmals knapp einer Festnahme entgangen. Spezialeinheiten haben ihn nun in den frühen Morgenstunden in einem kleinen Haus in der Nähe von Neapel aufgespürt, berichtet die Nachrichtenagentur Ansa.

Unter anderem wird Vincenzo Licciardi Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. "Licciardis Festnahme ist ein schwerer Schlag für die Camorra, die damit einen ihrer berühmtesten und gefährlichsten Bosse verliert", kommentiert ein Sprecher der italienischen Anti-Mafia-Kommission.

Serie von Fahndungserfolgen

Bereits in den vergangenen Monaten hat die italienische Polizei mehrere flüchtige Mafiosi hinter Schloss und Riegel gebracht. Im Dezember fasste sie den 52-jährigen Camorra-Boss Edoardo Contini, der seit sieben Jahren auf der Flucht war und ebenfalls zu den 30 meistgesuchten Kriminellen Italiens gehörte. Im November 2007 nahmen Ermittler auf Sizilien den Mafia-Boss Salvatore Lo Piccolo (65) fest, der über 20 Jahre lang auf der Flucht war, nachdem bereits im April 2006 der Super-Pate Bernardo Provenzano im Gefängnis gelandet war.

Der italienische Schriftsteller Roberto Saviano kommt in seinem Bestseller "Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra" zu dem Schluss, dass den Bandenkriegen der neapolitanischen Mafia in den vergangenen drei Jahrzehnten 3600 Menschen zum Opfer fielen. Allein in den Jahren 2004 und 2005 starben im Kampf um die Kontrolle über das Rauschgiftgeschäft in Neapels nördlichen Armenvierteln Scampia und Secondigliano 130 Menschen - sowohl Mitglieder der Camorra als auch unbeteiligte Passanten. (jam/dpa/AFP)

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