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Charlotte Lewis

© AFP

Neue Missbrauchsvorwürfe: Charlotte Lewis beschuldigt Polanski

Die britische Schauspielerin Charlotte Lewis hat Starregisseur Roman Polanski mit neuen Missbrauchsvorwürfen in Bedrängnis gebracht. Er soll sie "sexuell missbraucht" haben. Polanskis Anwälte halten das für eine Lüge.

Der Filmemacher habe sie Anfang der 80er Jahre „auf die schlimmste Art und Weise sexuell missbraucht“, als sie 16 Jahre alt gewesen sei, sagte die heute 42-jährige Charlotte Lewis am Freitag (Ortszeit). Polanskis Anwälte wiesen die Anschuldigungen als „Lüge“ zurück und drohten mit rechtlichen Konsequenzen.

"Ich bin auch ein Opfer von Roman Polanski“, sagte Lewis im Beisein ihrer Anwältin Gloria Allred in Los Angeles. „Er hat mich ausgenutzt, und ich musste seitdem mit den Folgen seines Verhaltens leben“, las sie aus einer vorbereiteten Erklärung weiter vor.

Lewis, die 1986 - drei Jahre nach dem mutmaßlichen Vorfall - eine kleine Rolle in Polanskis Kino-Flop „Piraten“ übernommen hatte, mied das Wort „Vergewaltigung“. "Alles, was ich will, ist Gerechtigkeit“, sagte die Schauspielerin. Sie habe ihre Aussage bei Polizei und Staatsanwaltschaft hinterlegt und wolle damit die Behauptung von Polanskis Anwälten widerlegen, dass es sich bei dem Fall der Samantha Geimer aus dem Jahr 1977 um einen Einzelfall handele.

Der weltberühmte Regisseur soll damals die 13-jährige Geimer mit Alkohol und Drogen gefügig gemacht und sexuell missbraucht haben. Polanski hatte die Tat gestanden und 42 Tage im Gefängnis verbracht. Er flüchtete aber vor der Strafmaß-Anhörung 1978. Auf Veranlassung der US-Justiz wurde er im vergangenen September bei der Einreise in die Schweiz verhaftet und steht seitdem dort unter Hausarrest. Die Entscheidung über seine Auslieferung steht noch aus.

Lewis hat in dutzenden Spielfilmen und Serien mitgespielt. Bekannt wurde sie vor allem mit ihrer Rolle in der Abenteuerkomödie „Auf der Suche nach dem goldenen Kind“ aus dem Jahr 1986, wo sie an der Seite von Eddie Murphy zu sehen war. Ihre Entscheidung, sich jetzt mit dem Fall an die Behörden zu wenden, stelle ihre Glaubwürdigkeit keineswegs in Zweifel, sagte Promi-Anwältin Allred. Es sei niemals leicht über solch eine Tat zu sprechen, vor allem nicht, wenn der Fall von den Medien intensiv begleitet werde.

Polanskis Anwälte wiesen die Vorwürfe zurück. Er sei „ziemlich verwundert“ darüber, dass die Britin Jahre nach der mutmaßlichen Tat eine Rolle in Polanskis Film „Piraten“ übernommen habe, sagte Georges Kiejman. Sollte sie die Vorwürfe wiederholen, „ist es wahrscheinlich, dass wir sie vor Gericht bringen“. Sein Kollege Hervé Témime sprach von einem wahren „Lügennetz“.

Die Affäre Polanski warf am Wochenende auch einen Schatten auf das Filmfestival in Cannes. Die neuen Vorwürfe änderten nichts an seiner Haltung, sagte der Philosoph Bernard-Henri Lévy, der zu den Unterstützern des Starregisseurs zählt. Er sei weiterhin wütend über die Methoden der kalifornischen Justiz im Ringen um Polanskis Auslieferung. Jury-Mitglied Emmanuel Carrère warf Lewis vor, sich „sehr spät“ und „übertrieben“ geäußert zu haben

US-Regisseur Woody Allen bezeichnete den Fall Polanski als eine „idiotische Geschichte“. Der französisch-polnische Regisseur sei bereits bestraft worden. „Das reicht.“ Rund ein Dutzend Filmemacher hatten in der vergangenen Woche eine Petition für ihren Kollegen veröffentlicht. Hollywood-Star Michael Douglas lehnte eine Unterzeichnung ab. „Ich bewundere Roman“, sagte er. Er finde es als Amerikaner aber „nicht richtig“, eine Petition für jemanden zu unterzeichnen, der das Gesetz verletzt habe. (sf/AFP)

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