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Menschen in Kathmandu stehen nach dem schweren Nachbeben von 7,3 in Nepal besorgt in den Straßen.

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Update

Neues Erdbeben der Stärke 7,3: Nepal erneut erschüttert

Nepal kommt nicht zur Ruhe. Immer noch leidet das Land unter den Auswirkungen des Erdbebens vor 17 Tagen, die Hilfsarbeiten gestalten sich schwierig, da erschüttert ein neues Beben der Stärke 7,3 den Himalaya-Staat.

17 Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal hat ein weiteres gewaltiges Beben den Himalaya erschüttert und zahlreiche Todesopfer gefordert. In Nepal starben nach offiziellen Angaben mindestens 40 Menschen, in Indien 17 Menschen und in China eine Frau. Allein in Nepal gab es offiziellen Zahlen zufolge weit über 1000 Verletzte. Zahlreiche Gebäude - durch das verheerende Beben vor 17 Tagen schon instabil geworden - stürzten am Dienstag ein.

Nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam hatte das Beben am Dienstag die Stärke 7,2. Das Epizentrum lag demnach nur wenige Dutzend Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu. Korrespondenten der Deutschen Presse-Agentur berichten, dass die Menschen in Panik auf die Straße rannten. Die US-Erdbebenwarte USGS gab die Stärke des Bebens zunächst mit 7,4 an, korrigierte den Wert später aber nach unten auf 7,3.

Im Nachbarland Indien kamen drei Mädchen bei Hauseinstürzen ums Leben. In China starb eine Frau, als sie von herabstürzenden Steinen erschlagen wurde. Weitere Tote werden befürchtet. Polizeikommissar S.P. Magar sagte, am Neuen Markt in Nepals Hauptstadt Kathmandu sei ein fünfstöckiges Haus in sich zusammengestürzt. „Wir fürchten, dass es Tote gibt, denn unter dem Gebäude stand ein Taxi. Wir versuchen, es zu finden. Bislang hatten wir kein Glück.“

Erdrutsche haben ganze Siedlungen begraben

Das ganze Ausmaß der neuen Katastrophe war zunächst nicht klar: „Wir bekommen noch immer viele Berichte über Opfer und Schäden herein“, sagte Ram Kumar Dangal, Chef der Katastrophenhilfe Nepals, der Deutschen Presse-Agentur. Die Erdrutsche hätten ganze Siedlungen unter sich begraben. Mindestens 1129 Menschen wurden dem Innenministerium zufolge verletzt.

Im Abstand von wenigen Minuten folgten am Dienstag weitere, schwächere Beben. Eines sei stärker als 6 gewesen und drei stärker als 5, sagte Laxmi Dhakal vom Innenministerium Nepals. „Wir sind alle aus unseren Büros gerannt. Manche Menschen haben geweint. Das Nachbargebäude hat frische Risse“, sagte Ely Shrestha in Kathmandu. Auch in der indischen Hauptstadt Neu Delhi war das Beben zu spüren.

Indische Büroarbeiter stehen am Dienstag in Neu Delhi auf der Straße. Das schwere Nachbeben in Nepal konnte man bis in die Hauptstadt von Indien spüren.
Indische Büroarbeiter stehen am Dienstag in Neu Delhi auf der Straße. Das schwere Nachbeben in Nepal konnte man bis in die Hauptstadt von Indien spüren.

© dpa

Das gewaltige Nachbeben hat weitere Häuser zum Einsturz gebracht. In der rund 40 Kilometer östlich der Hauptstadt Kathmandu gelegenen Stadt Chautara seien vier Tote aus den Trümmern eingestürzter Gebäude geborgen worden, sagte ein Sprecher der Internationalen Organisation für Migration (IOM) am Dienstag per Telefon der Nachrichtenagentur Reuters. Mehrere Verletzte wurden nach Behördenangaben in ein Krankenhaus gebracht. Auch im benachbarten Indien kam nach Behördenangaben mindestens ein Mensch durch das neue Beben um. In China sei eine Frau von herabstürzenden Steinen erschlagen und mehrere Menschen verletzt worden, berichtete China News Service.

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Nepalesische Behörden waren nicht erreichbar, da das Telefonnetz in Kathmandu völlig überlastet war. Auch das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) erklärte auf Twitter, einige Gebäude seien eingestürzt.

Das Epizentrum des Bebens vor zweieinhalb Wochen, das die Stärke 7,8 hatte, lag westlich von Kathmandu. Nach Angaben der Behörden waren dabei allein in Nepal mindestens 8100 Menschen ums Leben gekommen. Mindestens 100 Menschen starben im benachbarten China und Indien.

Bei dem Beben am 25. April waren fast eine halbe Million Häuser in Nepal zerstört oder schwer beschädigt worden. Millionen Nepalesen leben derzeit in Zelten und sind auf Nahrungsmittellieferungen angewiesen. Nach UN-Angaben ist etwa ein Viertel der Bevölkerung des armen südasiatischen Landes betroffen. Nepal liegt auf der Stelle, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Deswegen kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben.

In vielen schwer zugänglichen Tälern ist das Ausmaß der Schäden immer noch nicht vollständig erfasst. Nun verschärften die neuen Erschütterungen das Trauma der Überlebenden. "Wir spürten es, und plötzlich rannten die Menschen in alle Richtungen", berichtet Suresh Sharma, die sich zum Zeitpunkt des neuen Bebens auf einem Gemüsemarkt in Kathmandu aufhielt. Die Situation sei "sehr beängstigend" gewesen, und sie habe Mühe, sich von dem Schock wieder zu erholen, sagt die 63-Jährige. Das Beben im April habe sie nur knapp überlebt, weil sie sofort aus dem Haus gerannt sei. Nun habe es sich wieder "genauso angefühlt". "Ich kann nicht glauben, dass alles wieder von vorne losgeht".

Hilfsorganisationen warnten vor neuen Komplikationen

Auch wenn das neue Beben nicht ganz die Stärke des zurückliegenden erreichte, fürchteten viele Menschen, dass weitere Gebäude einstürzen könnten. "Ich hatte darüber nachgedacht, mir ein Zimmer zu mieten, aber der heutige Tag war so schrecklich, dass ich das Leben meiner Familie nicht aufs Spiel setzen will", sagte Dipak Koirala, der seit über zwei Wochen im zentralen Bezirk Ramechhap mit mehr als 20 Menschen in einem Zelt lebt.

Landesweit sind in Nepal weiterhin zehntausende Menschen obdachlos. Hilfsorganisationen aus aller Welt verteilen Trinkwasser, Nahrungsmittel und Medikamente. Aus dem zentralen Krankenhaus in Kathmandu wurden am Dienstag wegen des neuen Bebens zahlreiche Menschen in Rollstühlen herausgebracht, während auf dem Parkplatz Zelte aufgebaut wurden. In der ganzen Stadt herrschte reger Autoverkehr, überall war Hupen zu hören. Hilfsorganisationen warnten vor neuen Komplikationen. Derzeit sei "noch nicht genau abzusehen, was die aktuelle Erdbebenserie für die Hilfsmaßnahmen vor Ort bedeutet", teilte die Welthungerhilfe mit. Die Kinderhilfsorganisation World Vision erklärte, das neue Beben zeige, "welchen Gefahren die Menschen in Nepal nach wie vor ausgesetzt sind".

Eine umgehende Reaktion auf das neue Erdbeben kam auch aus Israel. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der am Flughafen von Tel Aviv ein aus Nepal zurückkehrendes 260-köpfiges Helferteam der Armee empfing, kündigte umgehend neue Unterstützung an. Er habe dem nepalesischen Botschafter in Israel bereits angeboten, "auch jetzt mit allem, was uns zur Verfügung steht, zu helfen", sagte Netanjahu. (rok, dpa, AFP, rtr)

Auch dank der Spenden unserer Leser konnten die lokalen Partner der Deutschen Welthungerhilfe in Nepal bereits die ersten Decken und Planen an 2000 Familien in der Provinz Sindhupalchowk ausgeben. Im Distrikt Dhading wurden Lebensmittelpakete an 2000 Familien verteilt. Bitte spenden Sie weiter an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Konto bei der Berliner Sparkasse, BLZ 100 500 00, Ktnr.: 250 030 942. Die BIC lautet: BELADEBE. IBAN: DE43 1005 0000 02500309 42. Namen und Anschrift bitte für den Spendenbeleg notieren (im Internet: www.tagesspiegel.de/spendenaktion).

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