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Neuseeland: Frachter "Rena" ist auseinandergebrochen

Mindestens 30 Kilometer Strände wurden im Verlauf der schwersten Umweltkatastrophe in der Geschichte Neuseelands verseucht. Jetzt machen sich auch hier die Helfer wieder bereit aufzuräumen.

Das Katastrophenschiff „Rena“ ist am Wochenende in einem schwerem Sturm in Neuseeland endgültig auseinandergebrochen: Jetzt bedrohen hunderte über Bord geschwemmte Container die Schifffahrt und die Küste. Außerdem könnte noch mehr Öl aus dem Rumpf des Wracks austreten und die Umwelt schwer belasten. Der unter liberianischer Flagge registrierte Frachter einer griechischen Reederei war vor gut drei Monaten auf das Astrolabe-Riff etwa 20 Kilometer vom Seebad Tauranga aufgelaufen und konnte trotz umfassender Bemühungen nicht wieder flottgemacht werden.

Neuseelands Umweltminister Nick Smith sagte, die Gefahr durch das austretende Schweröl stelle nur einen „Bruchteil“ der Bedrohung dar, die nach der Havarie von dem Wrack ausgehe. Seit die „Rena“ ohne ersichtlichen Grund bei unproblematischem Wetter auf das in allen Seekarten verzeichnete Riff aufgelaufen war, haben Crews von Spezialisten mehr als 1100 Tonnen Öl abgepumpt. Nach Schätzungen von Experten befinden sich aber noch immer knapp 400 Tonnen an Bord. „Obwohl bisherige Berichte darauf hinweisen, dass noch keine größeren Öl-Mengen ausgelaufen sind, ist angesichts der fragilen Lage der Rena mit weiteren Freisetzungen zu rechnen“, sagte Einsatzleiter Alex van Wijngaarden. Ein Team bereite sich auf neues Öl im Wasser und verschmutzte Tiere vor. Das erste Öl könnte bereits in der Nacht zu Montag an den Stränden südöstlich von Mount Maunganui, einem beliebten Urlaubsort auf der Nordinsel Neuseelands, angespült werden.

Seit dem Unfall sind nach Angaben von Naturschützern rund 2000 Vögel verendet, hunderte weitere wurden von Freiwilligen gerettet und in mühsamer Kleinarbeit gewaschen. Mindestens 30 Kilometer Strände wurden im Verlauf der schwersten Umweltkatastrophe in der Geschichte Neuseelands verseucht. Jetzt machen sich auch hier die Helfer wieder bereit aufzuräumen.

Nach Angaben der neuseeländischen Schifffahrtsbehörde Maritime New Zealand sitzt der Bug der „Rena“ weiter fest auf dem Riff, das Heck ist 20 bis 30 Meter entfernt und weist eine Seitenneigung von 23 Grad aus. Es wird derzeit von einem Schlepper gesichert, droht aber komplett zu versinken. Am gefährlichsten scheinen derzeit die über Bord gegangenen Container zu sein. Rund um das Schiff sieht das Meer derzeit wie eine trübe Brühe aus, weil diverse Container Tonnen von Milchpulver enthalten, das sich jetzt im Wasser auflöst. Am Sonntagabend war der Sturm immer noch so stark, dass die bis zu sieben Meter hohen Wellen jegliche Bergungsarbeiten verhinderten. Eine Besserung des Wetters ist für die nächsten Tage nicht absehbar. Nach Ansicht einer Sprecherin des mit der Bergung der Container beauftragten Unternehmens könnten 80 Prozent der Container sinken, der Rest auf der Oberfläche treiben und damit andere Schiffe gefährden. Die Behörden haben entsprechende Warnungen herausgegeben. Der aus den Philippinen stammende Kapitän und sein erster Offizier werden sich vor Gericht verantworten müssen, sind derzeit aber auf Kaution frei. Neuseeland dürfen sie aber nicht verlassen.

Die rund vier Millionen Neuseeländer haben in den vergangenen eineinhalb Jahren eine ganze Serie von Katastrophen erdulden müssen. Erst am Samstag starben elf Menschen, als ein Fesselballon in eine Stromleitung flog und abstürzte. Gewaltige Erdbeben richteten in Neuseelands zweitgrößter Stadt Christchurch schwerste Schäden an und kosteten fast 200 Menschen das Leben. Darüber hinaus starben 29 Kumpel bei einem Unglück in einem Bergwerk in der Pike-River-Kohlemine.

Alexander Hofmann[Sydney]

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