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Trauern: Besucher auf der Beerdigung eines der Opfer des Amoklaufs.

© Reuters

Newtown: Erster Schultag nach dem Amoklauf

Nichts ist mehr wie früher: Sicherheitskräfte wachen nach der Bluttat über die neue Sandy-Hook-Schule der Kinder von Newtown. Unterdessen haben sich panische Waffennarren mit Pistolen, Gewehren und Munition eingedeckt.

Einen Monat nach dem Amoklauf in der Grundschule in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut versucht die Gemeinde zur Normalität zurückzukehren. Seit Donnerstag findet für Hunderte von Grundschülern wieder Unterricht statt, allerdings in einer Mittelschule in der Nachbargemeinde Monroe. Die Sandy Hook Elementary School bleibt vorerst geschlossen, im Gebäude dauern Spurensuche und Ermittlungen der Polizei an. Ob hier jemals wieder unterrichtet werden wird, ist zur Zeit nicht klar.

Dafür hat man sich in Monroe alle Mühe gegeben, den Schülern von Sandy Hook eine vorübergehende Bleibe einzurichten. Die „Chalk Hill Middle School“ wurde kurzerhand umbenannt und heißt nun: „Sandy Hook Elementary“. Ein großes Banner vor der Schule heißt die Kinder willkommen. Im Innern wurden Wände gestrichen, Teppiche verlegt und neue Möbel eingebaut, die den Charakter der alten Schule aufnehmen und den traumatisierten Grundschülern die Eingewöhnung erleichtern sollen. Umgezogen ist auch die Bücherei, mit Büchern, Wandbildern und der Schildkröte „Shelly“ mit ihrem Terrarium. „Das mag einem nicht besonders wichtig erscheinen“, sagt Karen Dryer, deren Sohn Sandy Hook Elementary besucht. „Aber für die Kinder ist es schon wichtig, dass sie in ihre Bücherei gehen und etwas Vertrautes sehen können.“ „Wir bemühen uns, den Alltag für die Schüler so normal wie möglich zu gestalten“, sagt Schulinspektorin Janet Robinson über die Bemühungen der letzten Wochen.

„Normal“ ist trotzdem nichts in Monroe. War es früher für die Eltern Teil der Morgenroutine, ihre Kinder an der Schule abzusetzen, schlagen jetzt Erinnerungen hoch. „Es ist gut, dass Richie wieder in die Schule geht“, sagte etwa Christine Wilford am Donnerstagmorgen, als sie ihren Sohn verabschiedete. „Aber es ist schon schwierig. Wenn ich ihn hier an der Schule zurücklasse, lasse ich ein Stück meines Herzens zurück.“

Das auffallend hohe Aufgebot an Sicherheitskräften dürfte die Eltern von Sandy Hook zwar ein wenig beruhigen – „normal“ ist aber auch deren Präsenz nicht, sondern eher eine bleibende Erinnerung an den Horror jenes unvergesslichen Dezembermorgens, als Adam Lanza mit einem Sturmgewehr 20 Kinder und sechs Lehrer erschoss. Die lokalen Behörden sprechen von der neuen Schule als der sichersten Schule Amerikas, sie loben ein neues Videoüberwachungssystem und neue Schlösser, die es Kindern und Eltern erleichtern sollen, sich wirklich sicher zu fühlen.

Unterdessen geht die Aufrüstung der Amerikaner weiter. Nach dem Schulmassaker stiegen die Waffenumsätze in den USA erneut dramatisch. Für den Dezember meldet das FBI 2,8 Millionen sogenannter „Background Checks“, die im Zusammenhang mit neuen Schusswaffenzulassungen durchgeführt werden. Das ist ein Anstieg von 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es ist ein bekanntes Phänomen. Nach jeder größeren Schießerei warnt die amerikanische Waffenlobby, dass linke Politiker den Anlass nutzen könnten, die Waffengesetze zu verschärfen – das treibt panische Waffennarren in die Läden und die Absätze von Pistolen, Gewehren, Magazinen und Munition in die Höhe.

Ein Umdenken findet in Amerika also auch nach der Tragödie nicht statt. Das zeigt auch eine aktuelle Statistik der Flugsicherheitsbehörde TSA, die im vergangenen Jahr an amerikanischen Flughäfen mehr als 1500 Waffen sichergestellt hat, die Passagiere trotz Verbots im Handgepäck hatten, darunter geladene Pistolen und Revolver, Handgranaten und Raketenwerfer. Das ist die größte Menge, seit die Behörde 2011 gegründet wurde.

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