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Nordrhein-Westfalen: Kleinkrieg unter Rockern

Die „Bandidos“ planen am Wochenende ein Treffen in NRW – die Polizei beobachtet es mit Sorge.

Duisburg - Die Beamten hatten schon aufregendere Einsätze. Seit Tagen stehen sie nun schon in Duisburg am Fuße der Autobahnausfahrt und bewachen den Eingang zur Charlottenstraße, wo das gelbe Gebäude mit der Leuchtreklame „Fat Mexican“ ins Auge fällt. Doch im Moment gehen dort weniger Männer ein und aus als früher. Es fällt aber auf, dass sie sich meistens vorsichtig umdrehen, bevor sie den Club betreten.

Die Polizisten unter der Brücke wissen, warum das so ist. Anfang Oktober wurde hier ein Mitglied der Rockerbande „Bandidos“ auf offener Straße erschossen, und vor zwei Wochen herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände vor dem Clubhaus der Rocker im Duisburger Rotlichtviertel. Seither schwelt der Konflikt zwischen den „Bandidos“ und den mit ihnen verfeindeten „Hells Angels“ weiter.

In der Straße selbst ist fast alles so wie immer. Am späten Nachmittag stauen sich die Autos vor der Ampel. Die von der Arbeit heimfahrenden Berufstätigen schauen erstaunt auf die Männer, die in die Eingänge der unterschiedlichen Bordelle huschen. Hin und wieder begegnen einem Männer mit etwas kräftigeren Oberkörpern, gesprächig sind die wenigsten. Sie beantworten Fragen grundsätzlich nur, wenn man verspricht, sie nicht mit Namen zu zitieren. „Ja, die Szene ist nervös“, gibt einer ohne Umschweife zu, „das hier ist kein Spiel mehr, wir sind im Krieg.“

Am 31. Oktober eskalierte die Lage im Duisburger Rotlichtviertel. Die „Bandidos“ gingen zum Angriff auf ein von den „Hells Angels“ kontrolliertes Bordell über, der Konflikt konnte von den Ordnungskräften aber entschärft werden. Wenig später waren die wenigen Polizisten vor Ort aber überfordert, der Rechtsstaat gönnte sich eine Pause. Wie aus einem Polizeibericht hervorgeht, versuchten etwa 80 „Hells Angels“ das „Fat Mexican“ zu stürmen – ausgestattet mit Holzknüppeln und Schutzwesten, wie die Ordnungshüter hinterher vermerkten. Noch in der gleichen Nacht wurde das Clubhaus der „Hells Angels“ in Solingen attackiert, im Flur landete eine Handgranatenattrappe, die Häuserfront wurde von Schüssen durchsiebt. Stunden später gab es erneut Schüsse, dieses Mal auf das Essener Heim der „Bandidos“. Die Polizei ist fast überall Zuschauer und kommt regelmäßig sehr spät.

Die Behörden sehen jetzt mit Angst auf dieses Wochenende. Die „Bandidos“ wollen sich am Samstagabend im nordrhein-westfälischen Schwerte treffen und ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Es gilt als sicher, dass die „Hells Angels“ mal vorbeischauen werden – und deren Absichten sind nicht friedlich. Immerhin sind die Ermittler dieses Mal vorgewarnt. Jürgen Zurheide

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