zum Hauptinhalt

Panorama: Norwegens berühmtestes Gemälde – ohne Schutz

Bewaffnete haben in Oslo am hellichten Tag Edvard Munchs „Der Schrei“ und ein anderes Werk aus dem Museum geraubt

Bewaffnete haben das weltberühmte Gemälde „Der Schrei“ des norwegischen Expressionisten Edvard Munch aus dem Munch-Museum in Oslo geraubt. Außerdem entwendeten die Täter das MunchGemälde „Madonna“. Trotz einer sofort eingeleiteten Großfahndung fehlt von den maskierten Männern jede Spur. Dagegen wurde ein Bilderrahmen in der Osloer Innenstadt gefunden. Die Polizei glaubt, dass es sich um den Rahmen eines der beiden gestohlenen Gemälde handelt.

Der Raub geschah kurz nach Öffnung des Museums. Es ist offenbar nicht weiter geschützt. Es gab keinerlei hörbaren Alarm. Möglicherweise wurde stiller Alarm bei der Polizei ausgelöst. „Eine weibliche Beschäftigte des Museums wurde mit einer Handfeuerwaffe bedroht und gezwungen, die beiden Bilder abzunehmen“, sagte die leitende Ermittlerin Hilde Walsoe. Die Männer verließen die Ausstellungsräume durch den Haupteingang. Draußen wartete ein Audi A6 mit einem dritten Täter. Der ganze Vorgang dauerte kaum eine Minute. Die sofort alarmierte Polizei setzte bei ihrer Fahndung Hubschrauber ein. Doch trotz zahlreicher Absprerrungen und eines massiven Polizeiaufgebots konnten die Täter entkommen.

Museumswärter und Besucher mussten sich während des Raubes nach den Aussagen mehrerer Besucher während des Diebstahls auf den Boden legen. Schüsse seien nicht gefallen. Auch sei niemand verletzt worden. Die norwegische Polizei hat die Bewachung an Grenzübergängen und Flughäfen verschärft.

Die norwegische Kulturministerin Valgerd Svarstad Haugland räumte Sicherheitsmängel ein: „Wir haben unsere Kulturschätze nicht ausreichend gesichert.“

„Der Schrei“ gehört zu den berühmtesten Gemälden der Welt. Das expressionistische Meisterwerk entstand in mehreren Versionen. Das Munch-Museum stellte eine aus, zwei weitere werden dort gelagert. Das vierte Gemälde hängt in der Nationalgalerie in Oslo. Dieses Bild wurde im Februar 1994 gestohlen. Drei Monate später konnten drei Täter nach einem missglückten Erpressungsversuch verhaftet und das Bild wieder sichergestellt werden. Die geforderte Summe von einer Million Dollar war nicht gezahlt worden. Die Täter wurden später zu Haftstrafen verurteilt. Schon damals war kritisiert worden, dass es kaum Sicherheitsvorkehrungen gab.

„Der Schrei“ ist wegen seiner Berühmtheit unverkäuflich. Deshalb geht die norwegische Polizei davon aus, dass es sich entweder um einen Auftragsdiebstahl eines Kunstliebhabers oder um einen Versuch handelt, die Versicherung zu erpressen. Das Munch-Museum ist eine der großen Touristenattraktionen in Oslo. Auch zum Zeitpunkt des Diebstahls befanden sich bereits viele Menschen in dem Museum.

Helmut Steuer[Oslo]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false