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Panorama: Öl in Klumpen

An Spaniens Atlantikstränden sind die Folgen des Tankerunglücks noch sichtbar – vielerorts herrscht Badeverbot

„Behüte uns vor dem täglichen Öl“, beten die Menschen seit Wochen an Spaniens Atlantikküste zum Himmel. Vergeblich. Auch achteinhalb Monate nach Beginn der schlimmsten Tankerkatastrophe Spaniens vergeht kein Tag, an dem nicht wieder Reste des giftigen Schweröls an die schon mehrfach gereinigten Atlantik-Playas Spaniens schwappen. Die rote Fahne, die den Strandgästen normalerweise gefährlichen Wellengang signalisiert, hat nun am Atlantik zwischen dem westspanischen Galicien und Frankreich eine neue Bedeutung bekommen: „Ölalarm, Baden verboten.“ Die blauen Flaggen, die als eine Art Ökosiegel gute Wasserqualität signalisieren, sind der Küste weitgehend entzogen worden.

Spaniens konservative Regierung hatte den Touristen für diese Saison offenbar zu viel versprochen: „Im Sommer werden die Strände wieder wunderbar sein.“ Die Spuren des Öls, das seit Mitte November aus dem abgesoffenen Schrotttanker „Prestige" ausfließt, seien weitgehend beseitigt. Die zigtausenden professionellen und freiwilligen Helfer, die täglich stets aufs Neue an der Atlantikküste Öl von den Stränden und den Felsen kratzen, können über diese amtlichen Aussagen nur lachen. Hoteliers in der Region finden diese nicht endenden Ölattacken hingegen überhaupt nicht lustig. „Wir haben Umsatzrückgänge von bis zu 30 Prozent.“ Sogar Urlauber beteiligen sich an den Reinigungsarbeiten und füllen Plastikeimerchen mit klebrigen Ölresten: Millionen Klumpen in der Größe eines Kuhfladens oder auch nur eines Kekses schwimmen im Atlantik umher und schwappen immer wieder ans Ufer. „Wir helfen aus eigenem Interesse mit“, erzählt ein spanischer Familienvater.

Doch die Säuberungsoffensive bleibt immer nur oberflächlich. „Das Öl liegt auch auf dem Meeresboden und wird immer wieder neu angespült. Und es hat sich bis zu einen halben Meter tief in die Strände hineingefressen.“ Die Prestige, die mehr als 70 000 Tonnen Schweröl geladen hatte, war im vergangenen November vor Galiciens Küste auseinander gebrochen und versunken. Seitdem spuckt das in 3500 Meter Tiefe liegende Wrack pausenlos Öl aus. Insgesamt 1157 Strände auf einer Länge von rund 2000 Kilometern sind allein an der spanischen Küste vom Öl verseucht worden, bilanzierte die Umweltorganisation Greenpeace.

Ralph Schulze[La Coruña]

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