zum Hauptinhalt

Panorama: Öl strömt in die Nordsee

Ventil an Bohrplattform „Gannet Alpha“ defekt

Berlin - Die Nordsee erlebt den größten Ölunfall seit mehr als zehn Jahren. An der in der vergangenen Woche havarierten Ölbohrplattform „Gannet Alpha“ vor der schottischen Nordseeküste wurde jetzt noch ein weiteres Leck entdeckt. Derzeit fließen etwa fünf Barrel Öl (etwa 800 Liter) pro Tag ins Meer. Nach Angaben der britischen Behörden handelt es sich um den größten Zwischenfall dieser Art seit dem Jahr 2000.

Bereits am vergangenen Mittwoch war an einer Ölleitung ein Leck festgestellt worden. Ein Sprecher von Shell berichtete jetzt auf Anfrage, dass Techniker den Ausfluss inzwischen beschränken konnten. Danach sei das Öl aber an einem Ventil entwichen. Die Arbeiten an diesem zweiten Leck gestalteten sich aber schwieriger, da die beschädigte Stelle schwer zugänglich sei, erklärte dazu Glen Cayley, technischer Direktor von Shell. „Seit vergangener Woche sind etwa 205 000 Liter Öl in die Nordsee geflossen. Ein Ölfilm mit einer Größe von etwa einem halben Quadratkilometer treibt derzeit auf dem Wasser in Richtung Norden“, sagte ein weiterer Sprecher von Shell.

Es handele sich um ein sehr leichtes Öl. Dadurch werde der entstehende Ölfilm durch Wind und Wellen schnell zerschlagen, teilte das deutsche Havariekommando in Cuxhaven unter Berufung auf die britische Küstenwache mit. Nach Einschätzung der Experten wird das Öl keine Strände erreichen. Auch die deutsche Nordseeküste sei nicht gefährdet, sagte ein Sprecher des Havariekommandos.

Die Naturschutzorganisation Greenpeace warnt vor den Auswirkungen des Unfalls. „Öl ist eine giftige Substanz, die das Ökosystem Meer schädigt. Jeder Liter Öl im Meer hat dort nichts zu suchen“, erklärte Jan Feddern, Ölexperte bei Greenpeace. Er forderte Shell auf, die Wasseroberfläche umgehend zu reinigen, statt darauf zu setzen, dass sich das Öl auf natürliche Weise verteilt. Greenpeace kritisiert auch die Informationspolitik des Ölkonzerns. „Das Leck ist bereits am Mittwoch festgestellt worden, Shell hat die Öffentlichkeit aber erst am Wochenende informiert“, sagte Feddern. Die Ölkonzerne müssten ihre Notfallpläne öffentlich machen, damit eingeschätzt werden könne, ob ein Ölaustritt bestmöglich bekämpft wird.

Auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Claudia Roth, kritisiert den Umgang mit dem Ölunfall. Sie forderte die Bundesregierung auf, sich für einen stärkeren Druck auf Shell einzusetzen. Der World Wildlife Fund (WWF) fordert eine internationale Untersuchung des Unfalls.

„Gannet Alpha“ befindet sich in der Nordsee, etwa 180 Kilometer vor der schottischen Stadt Aberdeen. Die Bohrplattform ist Teil eines Ölfeldes, auf dem Shell und Esso täglich mehr als zwei Millionen Liter Öl fördern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false