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Das Unglück auf der "Deepwater Horizon" führte zu einer verheerenden Ölpest im Golf von Mexiko.

© dpa

Ölkatastrophe: BP: Technik und Menschen haben versagt

Der BP-Konzern hat menschliche und technische Fehler als Ursache für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko eingestanden. Die alleinige Verantwortung weist BP jedoch zurück.

Seit der Explosion auf der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ im April ringt der Ölriese BP nicht nur mit den ganz praktischen Folgen der Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko. Gleichzeitig kämpft der Konzern mit Schadenersatzansprüchen und um die Wiederherstellung seines stark ramponierten Images. Ein Untersuchungsbericht zum Unglück, den BP am Mittwoch präsentiert hat, ist Teil seiner Verteidigungsstrategie. Minutiös, detailreich und multimedial wird darin erklärt, wie es zur Explosion, bei der elf Arbeiter starben, kommen konnte, und wo aus Sicht von BP die Verantwortung liegt.

BP kommt dabei zum Schluss, dass „nicht eine einzelne Handlung oder ein einzelnes Nichthandeln den Unfall verschuldet hat“. Vielmehr hätten „acht zusammenhängende Faktoren zu dieser Tragödie geführt“. Beteiligt waren daran, das soll der Bericht ebenfalls klarmachen, „unterschiedliche Parteien“.

In einem ausführlichen Video veranschaulicht der Konzern in Minuten- und Stundenschritten den Ablauf. Darin wird deutlich, wie schon die Barrieren, die Öl und Gas in der Quelle halten sollten, nicht dicht schlossen. Die anschließenden Drucktestergebnisse wurden „von BP und Transocean“, also auch von der Betreiberfirma der Plattform, fälschlicherweise akzeptiert. Das führte in der Folge dazu, dass „die Crew der Transocean-Plattform 40 Minuten lang nicht gemerkt hat“, dass Öl und Gas in die Bohrsäule schossen. Und als das Gas schließlich gemischt mit Schlamm bis auf die Bohrplattform hochschoss, machte die Crew der Darstellung zufolge einen weiteren gravierenden Fehler: Das Gemisch wurde getrennt und damit das Gas freigesetzt. Die Explosion war nur die logische Folge. Dass, wie vielfach diskutiert, die letzte Sicherung unten am Meeresgrund, der so genannte Blow out Preventer (BOP), dann nicht schloss, erscheint hier nur als ein Versagen unter vielen.

Auf Grundlage der Analyse kommt BP zu dem Schluss, dass der Konzern nicht die Alleinverantwortung für das Desaster trägt. „Entscheidungen, die von einer Mehrzahl von Firmen und Arbeitsteams getroffen wurden“, heißt es in einer Presseerklärung, „haben zu dem Unfall beigetragen.“ Mechanische Fehler, menschliche Entscheidungen, technische Planung, operative Abläufe und Team-Kooperation werden als Fehlerquellen benannt.

Der zum 1. Oktober abgelöste BP-Chef Tony Hayward, der die Untersuchung angewiesen hatte, benennt explizit die Verantwortung „von BP, Haliburton (am Bau der Bohrkonstruktion beteiligt) und Transocean“. Die Bohrung an dieser Stelle an sich, das ist BP wichtig festzustellen, sei nicht das Problem gewesen. Der neue BP-Chef Bob Dudley, der wie auch die anderen BP-Vertreter sein tiefes Bedauern ausdrückt, verspricht, der Konzern werde aus der Fehleranalyse lernen und „investieren was immer es kostet“, um die Sicherheit zu verbessern. Nach der Untersuchung habe man bereits 25 Empfehlungen erarbeitet, um eine Wiederholung der Ereignisse zu verhindern.

Die Analyse ist nicht die einzige zur Katastrophe. Sie gilt aber als Ausgangsbasis für die Verteidigungslinie des Konzerns, der sich mit Milliardenklagen konfrontiert sieht. Auch die US-Regierung hat eine Untersuchung in Gang gebracht.

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