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Obamas Krisenmanager. Admiral Thad Allen in Washington. Foto: dpa

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Ölpest: Besser Partner

BP und Washington: Die Ölpest am Golf von Mexiko hat sich zu einer Krise der Regierung ausgeweitet. Warum Washington den Ton der Kritik plötzlich mäßigt.

Er ist Präsident Obamas Ölkrisenmanager. Gewöhnlich ist sein Arbeitsplatz derzeit am Golf von Mexiko. Doch die Ölpest hat sich zu einer Krise der Regierung ausgeweitet. Thad Allen, Admiral der Küstenwache, behält aber auch in den politischen Gewässern Washingtons die Übersicht. Obamas Sprecher Robert Gibbs holte den 61-Jährigen nun ins Pressebriefing im Weißen Haus. Sein Auftritt veränderte den Ton. Seit Tagen hatte Amerikas Reporterelite Gibbs mit Fragen bedrängt, die sich immer weniger gegen den verantwortlichen Ölkonzern und immer mehr gegen die Regierung richteten. Die Frustration der Regierung hatte sich am Wochenende in Innenminister Salazars Ausbruch entladen. Man werde BP „den Stiefel auf den Nacken stellen“ und den Konzern „aus dem Weg räumen, wenn sie nicht tun, was sie tun sollen“.

Allen schildert das Verhältnis anders. „BP ist unser Partner“. Und: „Ich kann über den Stand der Kooperation nicht klagen.“ Zu Salazars Drohung, BP beiseite zu schieben, sagte er nur knapp: „Und wir ersetzen sie durch wen?“ Mit seiner bedächtigen Art und Pragmatismus verschafft sich der Mann mit dem Seelöwengesicht und Schnauzer rasch Autorität. BP habe die Geräte, den Zugang zum Bohrloch und die Erfahrung; die Regierung habe das nicht. Die Regierung sei BP also ausgeliefert? Nein, sagt Allen. „Die haben die Verantwortung, das Bohrloch zu schließen und die Folgen zu beseitigen. Und ich habe die Oberaufsicht, dass sie das tun. Wenn ich Anweisungen gebe, hat BP sie bisher stets ausgeführt.“

Es gehe, wenn nötig, auch ohne BP, lässt Allen später durchblicken. Er sei in regelmäßigem Kontakt mit den Chefs anderer Ölkonzerne. Bisher sei das Ergebnis, dass sie ebenso vorgehen würden bei den Bemühungen, das Bohrloch zu verschließen und die Ölpest einzudämmen.

Aber hat BP nicht die Anweisung der Umweltbehörde EPA, ein anderes Dispersionsmittel einzusetzen, weil das bisher benutzte zu umweltschädlich sei, ignoriert? BP sagt, alternative Mittel seien auf die Schnelle nicht in ausreichender Menge erhältlich. Auch darin sieht Allen kein Beispiel für Insubordination. „Wir sind hier in unerforschtem Gewässer.“ Nie zuvor habe man ähnliche Mengen eingesetzt. Die chemische Behandlung des Öls sei im Übrigen „keine Lösung“, sondern bedeute nur, dass man die Rückstände lieber im Meer behalten, als Rohöl an Land sehen wolle. „Wir lernen und werden die Vorschriften anpassen.“

Aus Allens Perspektive läuft auch die Kritik des republikanischen Gouverneurs von Louisiana, Bobby Jindal, ins Leere, die Regierung stelle nicht genug Barrieren bereit, um die Küste vor dem Ölteppich zu schützen. Es seien Barrieren für 1540 Kilometer verfügbar; sie werden dort eingesetzt, wo die Gefahr der Anlandung von Öl am größten sei.

Warum vergehen fünf Wochen ohne greifbare Fortschritte? „Das Problem liegt in 1500 Meter Tiefe. Menschen haben dort keinen Zugang. Wir müssen mit Robotern operieren. Das ist kompliziert.“

Allen warnt, der für Mittwoch geplante Versuch, das Loch von außen zu verschließen, könne sich nochmal verzögern, wenn ungeahnte Probleme auftauchen. Wenn der Ansatz misslingt, kann es „bis August“ dauern, das Leck zu stopfen. 90 Tage werden veranschlagt für Entlastungsbohrungen, durch die man Zement einbringen könne, um das alte Bohrloch von innen zu verschließen. Gut möglich also, dass Gibbs Allen erneut nach Washington holt, damit ihm dieser bei der Abwehr der Kritik hilft.

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