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"A Whale" heißt der Supertanker, der ölverseuchtes Wasser reinigen soll.

© dpa

Ölpest: BP setzt auf das Prinzip Wal

Ein erster Test verlief positiv. Nun soll der Supertanker "A Whale" im Golf von Mexiko ölverseuchtes Wasser reinigen - bis zu 80 Millionen Liter täglich.

„A Whale“ heißt die jüngste Hoffnung im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko – ein Supertanker, dessen Größe US- Medien in eher meeresfernen Worten beschreiben: „so lang wie dreieinhalb Fußballfelder“ und „so hoch wie ein zehnstöckiges Haus“. Durch zwölf Öffnungen rechts und links des Bugs saugt das für diesen Zweck umgebaute Schiff das Gemisch aus Öl und Wasser auf der Meeresoberfläche auf. Es arbeitet ähnlich wie ein Wal, der tausende Liter Wasser aufnimmt und mit einem System aus dichtstehenden „Zähnen“ Nahrung herausfiltert, ehe er das Wasser wieder ausscheidet. Rund 80 Millionen Liter Gemisch könne dieser Anti-Öl-Wal täglich reinigen, sagt die taiwanesische Firma TMT, die den ehemaligen Tanker für den neuen Zweck umgerüstet hat. Er behält das Öl ein und spuckt das gereinigte Wasser aus.

Am Wochenende war „A Whale“ im Testeinsatz nördlich der Unglücksstelle, an der vor elf Wochen die Bohrplattform „Deepwater Horizon“ explodiert war. Die US-Regierung und BP wollten erkunden, wie effektiv das Spezialschiff arbeitet, ehe sie es in Dienst nehmen. Nach ersten Meldungen fiel der Test zur Zufriedenheit aus. „A Whale“ soll am Mittwoch den regulären Einsatz beginnen.

Parallel erkundeten der Leiter des Krisenstabs, Thad Allen, und sein Team, wie weit Hurrikan „Alex“ die Arbeiten zur Eindämmung der Ölpest zurückgeworfen hatte. Fünf Tage lang hatte der erste große Wirbelsturm der Saison die Operation unterbrochen. Wegen der schweren See und der starken Winde waren die Schiffe, die das in 1500 Meter Wassertiefe austretende Öl mit Hilfe einer Auffangglocke und einer Steigleitung abpumpen sollen, abgezogen worden. Täglich liefen geschätzte 35 000 bis 55 000 Barrel (5,5 Millionen bis 8,5 Liter) Rohöl ins Meer. Es dauert, bis das Auffangschiff „Discover Enterprise“ wieder arbeitet wie vor dem Sturm. Ein zweites Auffangschiff, „Helix Producer“, soll die Auffangkapazität auf 53 000 Barrel (8,4 Millionen Liter) Rohöl pro Tag steigern.

Hurrikan „Alex“ hat aber auch unzählige Ölbarrieren verschoben, die die Strände und Marschen vor den vier Bundesstaaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida schützen sollen. Vielerorts hat der Sturm Rohöllachen an Land gedrückt. Experten sind geteilter Meinung, ob schwere Stürme bei der Bekämpfung der Ölpest eher schaden oder nutzen. Einerseits unterbrechen sie die Gegenmaßnahmen und verteilen das Rohöl auf einer größeren Fläche. Andererseits verwirbeln sie das Öl mit dem Meereswasser, verdünnen es so, und die geringeren Konzentrationen sind weniger bedrohlich für Tiere und Pflanzen.

Nun müssen neue Ölbarrieren ausgebracht werden. Und die Kartierung, welche Abschnitte der viele tausend Kilometer langen Küste von Louisiana bis Florida ölverseucht sind und in welchem Maße, muss nach dem Hurrikan auf den neuesten Stand gebracht werden, damit man die Reinigungscrews dort einsetzen kann, wo es am dringendsten ist.

Die US-Behörde zum Schutz der Wildnis plant laut „Los Angeles Times“ bereits für die Saison der Zugvögel. In den Marschen an den Küsten und weiter im Inland werden „Migrations-Stationen“ vorbereitet: Plätze, an denen die Vögel rasten und fressen können ohne Bedrohung durch das für sie gefährliche Rohöl.

Am 12. Juli soll zudem eine Rettungsaktion für Meeresschildkröten in Alabama und Florida beginnen. Ihre Eier sollen ausgegraben und in klimatisierten Spezialtransporten von der golfseitigen Küste an die Atlantikküste Floridas gebracht werden, die nicht verseucht ist.

Den BP-Konzern hat die Ölpest bislang 3,12 Milliarden Dollar (2,5 Mrd. Euro) gekostet. Diese Summe zahlte das Unternehmen nach eigenen Angaben vom Montag für die Beseitigung von Umweltschäden, die Entschädigung von Betroffenen und für Rettungsmaßnahmen.

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