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Panorama: Offene Worte

Im Vatikan reden 256 Bischöfe miteinander. Seit zwei Wochen. Und lassen kein Tabuthema aus

Seit zwei Wochen beraten sie im Vatikan – 256 Bischöfe aus aller Welt, dazu ein paar Dutzend Gäste aus Ordensgemeinschaften und anderen Konfessionen. Sie reden über die Messfeier, die Eucharistie, und manche maulen: Zu diesem Herzstück der Theologie sei doch alles tausendfach gesagt, auch hätten Johannes Paul II. und die Kurie umfangreiche Papiere zum Thema vorgegeben: „Wozu brauchen sie dann uns noch?“

Dazu kommt, dass die „Synodenaula“ im Vatikan, eine Art Hörsaal für den Frontalunterricht, als ausgesprochen diskussionsunfreundlich empfunden wird. Jeder, so heißt es, lese seine vorbereitete Sechs-Minuten-Rede ab, kaum einer gehe auf den anderen ein.

Selbst während der täglich einstündigen „Freien Aussprache“, die erst Benedikt XVI. eingeführt hat, komme noch kein Dialog zustande. Und ein südeuropäischer Teilnehmer runzelt die Stirn: „Mir tut der Papst Leid. Da sitzt er die ganze Zeit vorne, der scharfsinnigste und höchstgebildete Theologe der Welt, und muss sich manchmal einen ziemlichen theologischen Stuss anhören.“

Egal. Die heißen Themen sind angesprochen, und erstmals in vierzig Jahren – so hält es der synodenerfahrene Kardinal Karl Lehmann in seiner Zwischenbilanz fest – sei nichts und niemand abgebügelt worden. Im Dilemma beispielsweise zwischen weltweitem Priestermangel und dem legitimen Anspruch der Gläubigen auf die Sonntagsmesse hat mancher Bischof, unverblümt oder indirekt, wieder einmal ein Tabuthema ins Gespräch gebracht: die Weihe verheirateter Männer zu Priestern. Und der Synodensekretär hat diese Forderungen sogar schriftlich festgehalten – gleichgewichtig mit den gegenläufigen Äußerungen anderer Bischöfe, dass das Unterlaufen oder das Aufheben des Zölibats noch keine Lösung sei. Festgehalten ist auch, dass die Meinungen über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen auseinander gehen. Es kommt zu richtiggehendem Aufbegehren. Während europäische Bischöfe den „strikten Gehorsam der Priester gegenüber den kirchlichen Normen“ einfordern, finden vorwiegend asiatische und afrikanische Bischöfe, die Riten müssten viel stärker ihren Kulturen entsprechen. Einen „Generationswechsel“ stellt Kardinal Lehmann bei den Bischöfen fest. Mehr als die Hälfte von ihnen habe noch an keiner der bisher elf Ordentlichen Synoden teilgenommen: „Die verhalten sich sehr unbefangen und unverkrampft“. Beobachtet hat Lehmann ferner, dass „das Englische in starkem Vormarsch“ ist und die Vorherrschaft des Italienischen, der Sprache Roms, zu Ende geht.

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