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Olpe: Babys wurden möglicherweise umgebracht

Nach der Obduktion der drei toten Säuglinge ist klar: Die Babys waren nicht missgebildet oder krank - sie hätten leben können. Allerdings wiesen ihre Körper Verletzungen auf. Ob diese tödlich waren, müssen weitere Untersuchungen zeigen.

Die drei in einer Tiefkühltruhe gefundenen toten Neugeborenen von Wenden sind möglicherweise umgebracht worden. E

ines der Kinder habe "gewisse Anzeichen von Fremdeinwirkungen aufgewiesen", sagte

Oberstaatsanwalt Johannes

Daheim nach weiteren Obduktionen

. Das zweite Baby wies demnach laut Gerichtsmedizin "richtungsweisende äußere Anzeichen von Gewalt" auf, die "vorbehaltlich weiterer feingeweblicher Untersuchungen auch todesursächlich sein können". Allerdings wird es noch dauern, bis die Todesumstände der Säuglinge geklärt sind. "Diese weiteren Untersuchungen werden in allen Fällen noch mindestens eine Woche in Anspruch nehmen", sagte Daheim. Die Untersuchungen hätten "den Tatverdacht bestärkt, dass Fremdeinwirkung vorgelegen hat", fügte Daheim hinzu. Nähere Angaben machte er "aus ermittlungstaktischen Gründen" nicht.

Mutter steht weiter unter Verdacht

Fest steht jedoch nach Angaben der

Staatsanwaltschaft Siegen, dass die Babys

allesamt lebensfähig waren. Das ergaben die Obduktionen der Leichen. Sie seien nicht missgebildet gewesen, "es waren normale Kinder", sagte  Daheim.

Die toten Säuglinge seien in einem "Zustand wie unmittelbar nach der Geburt" gewesen. "Insbesondere war die Nabelschnur bei beiden Kindern noch vorhanden."

Gegen die festgenommene Mutter besteht demnach weiterhin der Verdacht des Totschlags. Die 44-Jährige ist allerdings nach Polizeiangaben weiter nicht vernehmungsfähig. Die unter Schock stehende Frau werde angehört, sobald ihr Gesundheitszustand dies zulasse, kündigte der Hagener Mordkommissionschef Herbert Fingerhut an.

Eine mögliche spätere Aussage der Mutter könne nur anhand von Details geprüft werden, die noch nicht veröffentlicht seien. Daheim betonte lediglich, die drei Mädchen seien nicht erfroren, sondern "durch noch nicht aufgeklärte andere Umstände" zu Tode gekommen.

Nachbarn sind "erschüttert"

Im Zuge der Ermittlungen vernahm die Polizei nach eigenen Angaben bislang rund 50 Menschen aus dem Umfeld der Familie. Dabei hätten sich keinerlei Hinweise auf "irgendwelche sozialen Auffälligkeiten" bei der Mutter oder den anderen Familienangehörigen ergeben, sagte Fingerhut. Die Familie sei weder polizeilich noch bei Ämtern in Erscheinung getreten, "auch nicht beim Jugendamt des Kreis Olpe". Die Nachbarn in dem 1600-Einwohner-Dorf Möllmicke hätten sich von Leichenfunden in dem Fachwerkhaus "erschüttert" gezeigt.

Der 18-jährige Sohn der Familie hatte die Leichen am Samstag bei der Suche nach einer Tiefkühlpizza in der Truhe gefunden. Nachdem die Eltern am Sonntag von einem Kurzaufenthalt im Schwarzwald zurückgekehrt waren, stellten der Sohn und seine 24-jährige Schwester die Mutter und den 47 Jahre alten Vater zur Rede. Anschließend fuhren Tochter und Eltern gemeinsam zur Polizei, wo die Mutter die Tat teilweise gestand. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen die drei toten Mädchen schon seit vielen Jahren in der Kühltruhe in der Waschküche des Wendener Fachwerkhauses gelegen haben, das die Familie seit 1984 bewohnt.

(sf/AFP)

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