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Panorama: Olympische Spiele: In wenigen Wochen starten die Sommerspiele in Sydney - Wer sind eigentlich die Australier ?

Der Australier an sich ist freundlich. Sagt "Good Day", fängt an zu reden und hört nicht mehr auf.

Der Australier an sich ist freundlich. Sagt "Good Day", fängt an zu reden und hört nicht mehr auf. Auf den ersten Blick wirkt das sehr amerikanisch, aber der Aussie paart das "How are you?"-Begrüßungsritual mit einer erfrischend altmodischen, ja britischen Umständlichkeit. Hier ist Freundlichkeit nicht die Schmierseife zum Geschäftemachen, hier wird um des Plauderns willen geplaudert. Im Wüstenland Australien gibt es nicht nur Platz, sondern auch Zeit ohne Ende. Am Zielort angelangt, hat der Taxifahrer seine Homestory noch nicht beendet, packt Fotos aus und unterbreitet seiner Kundschaft ein sizilianisches Familienalbum bis zurück in des seligen Urgroßvaters Zeiten. Und der Tankwart am Mount Ebenezer (noch 200 km bis Ayers Rock) erkundigt sich ausführlichst nach Benzinstand, Urlaubsziel und Straßenverhältnissen, um einem dann nahezulegen, doch besser bei der 100 km entfernten Konkurrenz zu tanken, weil sein Benzin leider zu teuer sei.

Man betrete einen Laden in Sydney oder einen Waschsalon in "Oz" - so kürzt der Australier den Namen seines Landes ab - und schon wird wie auf Knopfdruck kommuniziert. Der Fremdling, ob erfreut oder befremdet, braucht seinerseits übrigens keinerlei Mitteilungsdrang zu entwickeln: Schiere Anwesenheit genügt. "Yes, we do take 1 person", steht auf den Taxi-Bussen. Das australische Idiom lässt jedem Monolog dialogischen Charakter angedeihen.

Die Beredsamkeit erfasst selbst die Bilder. Nicht nur, dass Straßenschilder in der Regel mit kompletten Sätzen aufwarten. Auch die Piktogramme sprechen eine überdeutliche Sprache. Die Quallenwarntafeln am Strand warten mit einem Menschlein auf, das sich unter einem Monstrum von Krake wegzuducken versucht. Ob Badeverbot am Wasserfall oder Steinschlag: Jeder Hinweis skizziert ein Horrorszenario, um das Hollywood den Kontinent beneiden dürfte.

Sorge um das Wohlergehen der Gäste? Lust am Thrill? Von wegen: Die wahren Gefahren spielt der Australier eher herunter. Denn er ist nicht nur freundlich, sondern auch unglaublich lieb. Die Krokodile, neben den Giftschlangen die gefährlichsten Viecher im Lande, nennt er zärtlich Freshy (Süßwasser) und Saltie (Salzwasser). Oder die Haie am Great Barrier Reef. Man springt ins Wasser und erblickt einen Hai. Hat er eine schwarzweiße Flosse?, beruhigt der Einheimische die aufgeregte Touristin, um gleich die Antwort zu geben: Haie sind harmlos. Der Australier ist gar so lieb, dass er seine Ureinwohner mit politischer Korrektheit geradezu überschüttet. Am Ayers Rock dürfen sie, und nur sie, erklären, warum der Berg heilig ist. Jede zweite Galerie im Northern Territory zeigt Aborigines-Bilder; die aktuelle Sydney-Biennale erweckt gar den Eindruck, als werde die Gegenwartskunst weltweit zu gut einem Drittel von ihnen bestritten. Dabei ist der gewöhnliche Aborigine kein Künstler, sondern ein Outcast mit Alkoholproblemen. Warum die Einwanderer im weiträumigen Land ihrer Träume die Traumpfade der Ureinwohner zerstören mussten, das ist eines der wenigen Themen, über die der Aussie sich ausschweigt. Selbst, wenn man ihn fragt.

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