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Anti-China Protest London

© AFP

Olympischer Fackellauf: Anti-China Proteste in London

Wütende Handgemenge in der britischen Hauptstadt: Der olympische Fackellauf durch London ist von heftigen anti-chinesischen Protesten überschattet worden. Aus dem indischen Exil meldet sich derweil der Dalai Lama erneut zu Wort.

Trotz zahlreicher Zwischenfälle beim Fackellauf in London hat der britische Premierminister Gordon Brown die Träger des olympische Feuers am Sonntag vor seinem Amtssitz in der Downing Street empfangen. Auf der rund 50 Kilometer langen Strecke zwischen dem Wembley-Stadion im Nordwesten der britischen Hauptstadt und der Arena im Stadtteil Greenwich im Südosten kam es am Sonntag immer wieder zu Protestaktionen und Handgemengen.

Ein Demonstrant versuchte, einer Läuferin die Fackel zu entreissen, ein anderer ließ einen Feuerlöscher hochgehen. Über 1000 Anti-China-Demonstranten sorgten allein vor Downing Street für chaotische Szenen. Demonstranten riefen "Freies Tibet". 2000  Polizisten, teilweise auf Fahrrädern, mussten den Lauf quer durch London schützen. Bis zum frühen Nachmittag gab es 18 Festnahmen.

Brown hat Olympia-Boykott wiederholt ausgeschlossen

"Gesetzeskonformer, friedlicher Protest gehört zu den demokratischen Traditionen unseres Landes", sagte die britische Olympia-Ministerin Tessa Jowell, "die Unterstützung für den Fackellauf ist nicht mit dem Einverständnis von Chinas Menschenrechtspolitik oder seinem Vorgehen in Tibet gleichzusetzen."

Unter Hinweis auf die Wünsche des Dalai Lama hatte Premierminister Brown wiederholt einen Boykott der Spiele von Peking ausgeschlossen und für Großbritannien auch die Teilnahme an der Eröffnungszeremonie bekräftigt. Das olympische Feuer war vergangene Woche in Athen entzündet worden. Am Montag soll die Fackel durch Paris getragen werden. Auch hier sind Demonstrationen von Menschenrechtsaktivisten geplant. Die Stadt zeigt ihre Unterstützung für Tibet mit einem Spruchband für die Menschenrechte am Rathaus. Die Olympische Flamme wurde vor zwei Wochen in Griechenland entfacht und reist bis zum Beginn der Sommerspiele in Peking im August durch fünf Kontinente. Nach offiziellen Planungen führt der Fackellauf auch auf zwei Etappen durch Tibet. Im Mai wird die Flamme zunächst durch die Himalaya-Region zum Mount Everest gebracht. Mitte Juni führt der Lauf auch durch die tibetische Hauptstadt Lhasa. Ein Gesandter des Dalai Lama hatte China am Donnerstag aufgefordert, den Fackellauf durch Tibet abzusagen.

China will an Lauf durch Tibet festhalten - Dalai Lama "hilflos"

Unterdessen kündigte die regierende, chinesische Kommunistische Partei an, trotz "Sabotageaktionen" von Anhängern des Dalai Lamas am Fackellauf auch quer durch Tibet festzuhalten. Der Parteichef in der Autonomen Region Tibet, Zhang Quingli, forderte nach Angaben von Chinas staatlicher Nachrichtenagentur Xinhua "alle zuständigen Stellen" zu "höchsten Anstrengungen" auf, um mögliche Zwischenfälle schon im Vorfeld zu verhindern. 

Der Dalai Lama hat sich unterdessen angesichts der Krise in Tibet "hilflos" gezeigt und die Menschen in seiner chinesisch besetzten Heimat erneut eindringlich zur Gewaltfreiheit aufgerufen. Das Oberhaupt der Tibeter sagte am Sonntag im nordindischen Exil in Dharamsala in einer Ansprache an seine Landsleute: "Ich weiß, ihr werdet auf jeder Ebene provoziert, aber es ist wichtig, dass wir uns an unsere gewaltfreie Praxis halten". Von diesem Pfad dürfe nicht abgewichen werden, "wie ernst die Situation auch sein mag". Der Dalai Lama wies erneut den Vorwurf Chinas zurück, er und die Exilregierung hätten die am 10. März entflammten Unruhen in Tibet angestiftet.

Nichts unternehmen, das in den "Köpfen der Chinesen Hass auslöst"

"Diese Beschuldigungen sind absolut unwahr", hieß es in einer "Erklärung an alle Tibeter", die der Dalai Lama nach einem Gebetstreffen in Dharamsala verlas. Er habe sich mehrfach für eine unabhängige internationale Untersuchung der Unruhen ausgesprochen. Sollte die chinesische Regierung Beweise für ihre Anschuldigungen haben, müsse sie diese der Welt offenlegen. "Nur Anschuldigungen zu erheben, ist nicht genug." Der Dalai Lama betonte, er fordere seit 1974 eine Lösung für Tibet, die seiner Heimat Autonomie innerhalb Chinas gewähren würde. "Ich habe jedoch von Anbeginn an gesagt, dass die Tibeter in Tibet das Recht haben, die endgültige Entscheidung für die Zukunft Tibets zu treffen."

Der Dalai Lama sagte, er unterstütze weiterhin, dass die Olympischen Spiele in Peking stattfänden. "Meine Position in dieser Sache bleibt unverändert. Ich bin der Meinung, die Tibeter sollten kein Hindernis für die Spiele verursachen." Die Tibeter hätten das legitime Recht, sich für ihre Freiheiten und Rechte einzusetzen. Es sei aber nicht hilfreich, "wenn wir etwas unternehmen, dass in den Köpfen der Chinesen Hass auslöst". Die Tibeter führten keinen Kampf mit dem chinesischen Volk, sondern "mit einigen wenigen in der Führung der Volksrepublik China". (jam/dpa/AFP)

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