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Onassis-Familie: Bringt Geld nur Unglück?

Die Onassis-Enkelin Athina wird 18 – und damit eine der reichsten Erbinnen der Welt

Sie liebt Pferde, Sport, Popmusik und Make-up, geht gern mit ihren Freundinnen aus und träumt von einer Zukunft als Pferdezüchterin. Doch anders als die meisten Altersgenossen sieht Athina Roussel-Onassis ihrem 18. Geburtstag nicht unbeschwert entgegen. Athina wird am 29. Januar volljährig. Dann wird ihr der Amtsrichter im schweizerischen Lussy-sur-Morges, unweit Lausanne, bestätigen, dass sie nunmehr über ihr Vermögen frei verfügen kann. Sie tritt ein Erbe an, um das seit fast 15 Jahren erbittert gerungen wird.

Was macht sie mit dem Vermögen?

Athina ist das einzige Kind der 1988 verstorbenen Christina Onassis, der Tochter des Großreeders. Sie stammt aus der 1984 geschlossenen, aber schon nach zwei Jahren geschiedenen Ehe der reichen Griechin mit dem französischen Pharma-Erben Thierry Roussel. Ihrer Tochter gab Christina Onassis den Namen der Stadtgöttin Athens, einer Tochter des Göttervaters Zeus. Athina war in der Antike Schutzherrin des Krieges, aber auch der Weisheiten und der Künste.

Mit Schiffen häufte Athinas Großvater einst sein Vermögen auf. Mit nichts als einen schäbigen Pappkoffer und 175 Dollar war der 17-jährige Aristoteles Onassis aus dem von den Türken eroberten Smyrna als Auswanderer nach Argentinien gekommen. Er schlug sich anfangs als Laufbursche durch, machte dann lukrative Tabakgeschäfte und kaufte vom Ersparten ein schrottreifes Frachtschiff. Dank eines untrüglichen Gespürs für gute Deals gebot er zwei Jahrzehnte später über die weltgrößte private Tankerflotte. Durch die Ehe mit der angesehenen Reederstochter Tina Livanos stieg der Parvenü Onassis in die besseren Kreise der griechischen Gesellschaft auf. Eine Affäre mit der Operndiva Maria Callas und die Heirat mit der Präsidentenwitwe Jacqueline Kennedy sicherten ihm das Interesse der internationalen Regenbogenpresse. Bei seinem Tod im Jahr 1975 hinterließ Onassis neben seiner Flotte ein auf über 100 Unternehmen in vielen Ländern verzweigtes Firmenimperium mit einem geschätzten Jahresumsatz von 12 Milliarden Dollar, dazu Immobilien, Kunstwerke, Wertpapierdepots und Bankguthaben. Onassis vermachte 52,5 Prozent seines Besitzes der gemeinnützigen Onassis-Stiftung. 47,5 Prozent gingen an seine damals 24-jährige Tochter Christina.

Doch von Anfang gab es Streit um das Erbe. Jackie Kennedy-Onassis, die laut Testament nur 250000 Dollar pro Jahr erhalten sollte, drohte mit Klage. Christina fand sie mit 25 Millionen ab. Als Geschäftsfrau zeigte die Onassis-Tochter Geschick. Glücklos aber verlief ihr Liebesleben. Drei Ehen, darunter die mit dem mutmaßlichen KGB-Agenten Sergei Kausov, mit dem sie in einer Zweizimmerwohnung in Moskau lebte, wurden bald wieder geschieden. Auch die vierte Verbindung – mit Thierry Roussel – hielt nur zwei Jahre. Die aus dieser Ehe stammende Athina war auch nach der Scheidung ihr Ein und Alles. Doch ein Jahr nach der Trennung von Roussel starb Christina Onassis in Buenos Aires an einer Lungenembolie. Womöglich waren Drogen im Spiel.

Ihre Tochter hatte sie zur Universalerbin eingesetzt. Bis zu deren Volljährigkeit sollten vier alte Vertraute ihres Vaters, die auch im Vorstand der Onassis-Stiftung sitzen, das Vermögen verwalten. Thierry Roussel wurde mit einer Apanage von 1,42 Millionen Dollar jährlich bedacht. Doch das reichte ihm nicht. Nachdem sich Roussel nach Christinas Tod bereits das Sorgerecht für Athina erstritten hatte, klagte der Franzose 1993 auf das alleinige Verfügungsrecht über das Vermögen seiner Tochter. Schon damals tauchte der Verdacht auf, Roussel wolle sich am Erbe seiner Tochter bereichern. Mit seinen eigenen Unternehmungen, einer Baufirma in Algerien, einem Forstbetrieb in Afrika, Erdbeer- und Tomatenfarmen in Portugal, blieb Roussel glücklos. Nach sechsjährigem Rechtsstreit übertrug ein Schweizer Gericht allerdings nicht Roussel sondern der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Verwaltung des Vermögens von Athina – bis zu deren Volljährigkeit Ende dieses Monats.

Als Springreiterin nach Olympia

Die künftige Milliardärin, die mit ihrem Vater, ihrer schwedischen Stiefmutter und zwei Halbgeschwistern in der Schweiz wohnt, fliegt zur Reitstunde an den Wochenenden gerne mal eben nach Brüssel. Dort lernte sie auch ihren Schwarm kennen, den 29-jährigen brasilianischen Reitsportler Alfredo Alvaro de Miranda. Nach dem Abitur in diesem Sommer will Athina Wirtschaftswissenschaften studieren. Im kommenden Jahr wird sie als Springreiterin bei den Olympischen Spielen in Athen antreten.

Will Athina das viele Geld vielleicht gar nicht? Das behauptet jedenfalls ein Biograph der Milliardenerbin, Chris Hutchins. Athina mache den Reichtum für den frühen Tod ihrer Mutter verantwortlich, behauptet Hutchins. „Das Geld hat nur Unglück über meine Familie gebracht“, wird sie zitiert. Und Stiefmutter Landhage verriet in einer Talkshow: „Wenn es nach Athina ginge, würde sie das Geld verbrennen.“

Thierry Roussel will jetzt offenbar auch die Onassis-Stiftung unter seine Kontrolle bringen. Für seine Tochter reklamiert er das Recht, zu ihrem 21. Geburtstag, wenn sie voll geschäftsfähig wird, den Vorsitz der milliardenschweren Stiftung zu übernehmen. Doch die Stiftung winkt ab: Die Onassis-Enkelin habe keinerlei Anspruch auf den Stiftungsvorsitz. Schließlich unterschreibe sie mit dem Namen Roussel und spreche nur ein paar Worte Griechisch, Dankeschön, Guten Morgen und „Kalinichta", gute Nacht.

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