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Panorama: Opfer von Kaprun: Totenfeier endet im Streit

Dass es eine würdige Feier war, das wird von keinem bestritten: Im Salzburger Dom versammelte sich am vergangenen Freitag das offizielle Österreich, um gemeinsam mit den Angehörigen die Toten des Gletscherbahnunglücks von Kaprun zu betrauern. "In dieser Stunde stellen wir alles Trennende zwischen Kirchen, Religionen, Parteien und Völkern zurück", sagte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn.

Dass es eine würdige Feier war, das wird von keinem bestritten: Im Salzburger Dom versammelte sich am vergangenen Freitag das offizielle Österreich, um gemeinsam mit den Angehörigen die Toten des Gletscherbahnunglücks von Kaprun zu betrauern. "In dieser Stunde stellen wir alles Trennende zwischen Kirchen, Religionen, Parteien und Völkern zurück", sagte der Wiener Kardinal Christoph Schönborn. Nur war das keine Tatsachenbeschreibung, sondern ein frommer Wunsch. Denn bereits zu diesem Zeitpunkt, wenn auch aus Pietät für einige Tage verdeckt, war ein heftiger Streit zwischen Evangelischen und Katholischen im Gange.

Ausgelöst hatte ihn Salzburgs Erzbischof Georg Eder. Mit der Begründung, 80 Prozent der Opfer seien katholischen Glaubens gewesen, lehnte er eine konfessionsübergreifende Feier ab. Evangelische Würdenträger durften zwar dabeisitzen, auch ein Gebet sprechen; Kardinal Schönborn gelang es darüber hinaus aber nur, seinem Salzburger Kollegen einen ökumenischen "Vorspann" abzuringen: das Entzünden der Osterkerze. Mehr war nicht drin.

Luise Müller, evangelische Superintendentin in Salzburg, kritisierte daraufhin Eders "verächtlichen Umgang mit Leid und Trauer". Und nach der Regierungspartei ÖVP hat nun auch die ganze evangelische Kirche Österreichs in bisher einmaliger Weise gegen Eder protestiert. Sein Vorgehen schließe nichtkatholische Christen aus, diskriminiere sie. Es sei nicht mit dem christlichen Gebot zur Geschwisterlichkeit vereinbar, steht in einem Brief an den Erzbischof. Außerdem habe es sich bei dem Gottesdienst um die offizielle Trauerfeier der Republik gehandelt; sie hätte nicht katholisch vereinnahmt werden dürfen.

Eder ging zum Gegenangriff über. "Für uns ist die Eucharistie das größte Geschenk, das wir unseren Verstorbenen machen können", sagte er. Er lasse sich nichts vorschreiben und habe eine Messe angesetzt, "wie es einem Bischof in seiner Kathedrale wohl geziemt": "Wenn das Land oder der Bund einen ökumenischen Staatsakt haben wollten, hätten sie sicher einen geeigneten Ort - zum Beispiel das Große Festspielhaus - wählen können."

Eders Weihbischof, der ultrakonservative Andreas Laun, sekundierte und öffnete damit einen tiefen Blick in die Salzburger Denkweise: "Ein ökumenischer Gottesdienst wäre weit hinter die Schönheit eines katholischen Hochamtes abgefallen." Laun fordert zudem "größte Höflichkeit" gegen Eder, schließlich "haben wir die anderen eingeladen, mit uns zu beten." Sogar den Hinweis auf einschlägige Richtlinien des Vatikan weisen Eder und Laun zurück. Zur päpstlichen Empfehlung, "in Zeiten des Unglücks und der nationalen Trauer" ökumenische Gottesdienste abzuhalten, sagt Laun lediglich: "Eine Empfehlung ist keine Vorschrift."

Im Salzburger Dom haben auch Japaner um Angehörige getrauert. Aber ob vielleicht ein shintoistisches Gebet angebracht gewesen wäre, davon hat man in Österreich noch nichts gehört.

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