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Panorama: Orkan über Deutschland

Mit Orkanböen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern ist am Dienstagnachmittag ein schwerer Sturm über Deutschland hinweggefegt. Nach Aussage des Meteorologen Jörg Kachelmann hatte das Unwetter gewaltige Ausmaße.

Mit Orkanböen und Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern ist am Dienstagnachmittag ein schwerer Sturm über Deutschland hinweggefegt. Nach Aussage des Meteorologen Jörg Kachelmann hatte das Unwetter gewaltige Ausmaße. "Dieser Orkan ist einer der fettesten Sorte", sagte Kachelmann. Auf der Nordseeinsel Borkum seien Windgeschwindigkeiten von 170 Kilometern pro Stunde gemessen worden, auf Baltrum 157 km/h. In Hamburg wurden zwei, in Niedersachsen ein Todesopfer gemeldet. Der Deutsche Wetterdienst gab eine Unwetterwarnung für ganz Norddeutschland heraus, der Sturm sollte nach Ostdeutschland weiterziehen.

Auch Berlin und Brandenburg waren betroffen. Das Ausmaß der Schäden war am Abend noch nicht abzusehen.

Die Orkanböen deckten am Dienstag in Hannover das Dach einer etwa 100 Meter langen Häuserzeile ab. "Die Teile sind teils auf die Straße gestürzt und haben parkende Autos getroffen", sagte ein Feuerwehrsprecher. Menschen seien nicht verletzt worden. Der Sachschaden sei noch unklar. Zudem seien im Stadtgebiet Bäume und Plakatwände umgestürzt.

Am Leuchtturm Alte Weser in der westlichen Wesermündung bei Cuxhaven-Nordholz registrierten die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes eine Windgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern, auf der Nordseeinsel Helgoland wurden mehr als 100 km/h gemessen.

Häuserzeile abgedeckt

Der Sturm, der bereits am Vormittag über Niedersachsen und den Niederlanden tobte, erreichte gegen Mittag die Nordseeküste. Doch nicht nur an der Küste, sondern auch im Binnenland wüteten die Böen. Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde wurden auch dort erwartet. Der Sturm sollte sich bis zum Abend noch verstärken, teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Auf der Hallig Hooge waren die ersten Urlauber vom Sturm und der seit Wochen anhaltenden Schlechtwetterphase genervt. "Die ersten Urlauber kriegen Angst", sagte der Bürgermeister der rund 110 Einwohner zählenden Hallig, Otto Dell Missier.

Die geballt auftretenden Stürme der vergangenen Wochen sind nach Meinung eines Experten nichts Ungewöhnliches. "Das ist eine Laune der Natur", sagte Michael Bauer, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Wenn niedriger Luftdruck über dem Atlantik auf ein Hochdruckgebiet über den Azoren trifft, bildet sich nach Bauers Angaben Wind. Wird dieser kräftiger, entsteht Sturm. "Wenn das Tiefdruckgebiet dann über Dänemark in Richtung Skandinavien zieht, liegt Deutschland dicht am Tiefdruckkern", sagte Bauer. Die Folge: Der Sturm pfeift den Menschen um die Ohren. Dass vor allem die Bewohner Hamburgs und Schleswig-Holsteins mit dem Sturm zu kämpfen hätten, erklärt der Wetterfachmann mit dem großen und vor allem flachen Gebiet Norddeutschlands. "Die Stürme können ungestört übers Land ziehen." In Süddeutschland dagegen würden die Stürme von den Bergen abgefangen.

Das Hochwasser in Südwestdeutschland steigt weiter. Wie das Hochwassermeldezentrum Mainz am Dienstag berichtete, sorgen Niederschläge und die Schneeschmelze in den Mittelgebirgen dafür, dass die Pegelstände des Rheins und seiner Nebenflüsse in den nächsten Tagen weiter zulegen werden. Die Situation gilt nach wie vor jedoch nicht als dramatisch.

Nach Einschätzung der Wasserschutzpolizei wird es in Mainz, wo für Mittwoch ein Wasserstand von bis zu 5,40 Meter erwartet wird, allenfalls nötig sein, einige ufernahe Parkplätze zu sperren. In Koblenz wird der Wasserstand des Rheins bis Mittwoch voraussichtlich auf 6,35 Meter, in Köln auf bis zu 7,90 Meter steigen. Auch diese Pegelstände gelten noch nicht als bedrohlich. Zwischen Mainz und Köln sowie am Niederrhein bei Emmerich durften Schiffe am Dienstag nur langsam und in der Flussmitte fahren. Auf Mosel und Saar war die Schifffahrt streckenweise eingestellt.

Wie das Hochwassermeldezentrum Mosel berichtete, stieg der Pegel Trier am Dienstag bis 11.00 Uhr auf 7,35 Meter bei einem Zuwachs von acht Zentimetern pro Stunde. Auch an Nahe, Lahn und Sieg kletterten die Pegelstände deutlich.

Noch beherrschen Sturm, Regen und Hochwasser die Wetterlage in Deutschland, doch der nahende März soll wieder sonnige Augenblicke zurückbringen. Am Mittwoch sind nach einer regenreichen, windigen Nacht noch überflutete Keller und umgestürzte Bäume zu erwarten, wie der Deutsche Wetterdienst und der Wetterdienst Meteomedia am Dienstag mitteilten.

Milde Luft verdrängt Regenwolken

Bis zum Wochenende soll dann milde Luft aus Südfrankreich die Regenwolken mehr und mehr nach Norden abdrängen. Es gebe zwar noch einzelne Schauer. In der zweiten Wochen-Hälfte könne sich die brisante Hochwasserlage auf vielen Flüssen aber entspannen. Die Temperaturen bleiben weit oberhalb frostiger Grade.

Durch den tagelangen Regen sei der Boden mit Wasser vollgesogen, sagte Meteorologe Helmut Malewski. Bei Güssen in manchen Regionen seien 30 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen.

Der Mittwoch beginnt laut Vorhersage im ganzen Land noch mit vielen Wolken und Schauern, in manchen Regionen gewittert es auch. Zum Nachmittag soll der Himmel dann aufreißen, und es wird trocken. Die Höchsttemperaturen liegen bei 7 Grad in Mecklenburg-Vorpommern und 12 Grad am Rhein. Auch am Donnerstag, Freitag und Samstag soll es Schauer geben.

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