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Schuldig der fahrlässigen Tötung: Der südafrikanische Sportstar Oscar Pistorius.

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Update

Oscar Pistorius: Schuldig - aber nur wegen fahrlässiger Tötung

Die Richterin hat verkündet, dass Oscar Pistorius schuldig wegen fahrlässiger Tötung sei. Der Verurteilte reagiert gefasst - es ist ein Sieg für den Sportler. Trotzdem kann er lange ins Gefängnis kommen. Die Verkündung des Strafmaßes kann Wochen dauern.

Von Michael Schmidt

Der beinamputierte südafrikanische Sportstar Oscar Pistorius ist wegen fahrlässiger Tötung seiner Freundin Reeva Steenkamp und illegalem Waffenbesitz schuldig gesprochen worden. Richterin Thokozile Masipa verkündete ihr Urteil am Freitag in Pretoria. Die Höchststrafe liegt bei 15 Jahren, aber auch eine Bewährungsstrafe ist möglich. Bereits am Donnerstag hatte Masipa einen Mord oder Totschlag ausgeschlossen. Für die Staatsanwaltschaft ist das eine Niederlage. Aus Sicht der Anklage tötete Pistorius (27) seine Freundin Steenkamp (29) absichtlich, als er in der Nacht zum Valentinstag 2013 in seinem Haus durch eine geschlossene Tür schoss.

Am Vortag hatte Oscar Pistorius immer wieder geweint

Pistorius nahm den Schuldspruch mit Fassung auf. Der Verurteilte zeigte am kaum eine Regung. Nach Verlesung des Urteils schien er sich
stattdessen leicht vor Richterin Thokozile Masipa zu verbeugen. Am Vortag hatte er wiederholt im Gerichtssaal geweint.

Der beinamputierte Paralympics-Star hat die Schüsse nie bestritten. Er argumentiert aber, hinter der geschlossenen Toilettentür einen Fremden vermutet und aus Panik vor dem vermeintlichen Einbrecher geschossen zu haben.

Die Richterin legte das Strafmaß wie erwartet noch nicht fest. Es wird möglicherweise erst in einigen Wochen bekanntgegeben. In dieser Zeit haben Freunde und Familie Zeit, um beim Gericht um Milde zu bitten. Staatsanwaltschaft und Verteidigung erhalten nach Verkündung des Urteils Gelegenheit, dem Gericht Stellungnahmen von Psychiatern und Sozialarbeitern zu präsentieren. Diese Einschätzungen sollen deutlich machen, wie sich das jeweilige Strafmaß auf Pistorius auswirken würde.

Masipa widmete sich am Freitag auch anderen Waffenvergehen. In zwei Fällen wurde Pistorius von den Vorwürfen freigesprochen. Schuldig sprach die Richterin ihn wegen eines Schuss-Vorfalls in einem Restaurant.

Der Prozess begann am 3. März

Pistorius stand seit dem 3. März vor Gericht - es war einer der spektakulärsten Prozesse in der südafrikanischen Geschichte. Insgesamt hatten Anklage und Verteidigung 36 Zeugen aufgeboten. Pistorius darf wohl zunächst ins Haus seines Onkels zurückkehren, wo er seit seiner Freilassung auf Kaution im vergangenen Jahr wohnt. Nach der Verkündung des Strafmaßes in wenigen Wochen könnte er laut südafrikanischen Rechtsexperten sofort in ein Gefängnis gebracht werden. Dann müsste Pistorius erneut einen Antrag stellen, um auf Kaution freizukommen, bis ein mögliches Berufungsverfahren abgeschlossen ist. Das neue Verfahren könnte rund ein Jahr dauern. (mit dpa)

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