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Christoph Waltz mit seinem zweiten Oscar für seine Rolle in "Django Unchained".

© AFP

Oscar-Verleihung: Nacht der Drachentöter

Wie Christoph Waltz mit Quentin Tarantino und seiner zweiten Trophäe von Party zu Party eilte. Jennifer Lawrence hätte beinahe ein Wort gesagt, das mit "F" anfängt.

Kaum war die Gala nach etwas über drei Stunden beendet, da ging die Arbeit für einen dritten erfolgreichen Österreicher an diesem Abend in Hollywood erst richtig los. Musste Starkoch Wolfgang Puck doch seinen oscarverwöhnten Landsleuten Christoph Waltz und Michael Haneke sowie den 1600 anderen Gästen beim „Governor’s Ball“ demonstrieren, was er alles auftischen kann. Die 85. Oscarverleihung in Los Angeles, ein alljährlicher Jahrmarkt der Eitelkeiten – ob in der Küche oder auf den teuren Plätzen im Dolby-Theatre. Ein Schaulaufen.

Nach dem „Governor’s Ball“ geht’s weiter zur „Vanity Fair“-Party. So der Prominente denn eine Einladung erhalten hat. Ein Ticket ist angeblich genauso schwer zu bekommen wie eine Nominierung.

Mit Regisseur Quentin Tarantino im Schlepptau – jeder mit einer vier Kilo schweren Goldtrophäe in der Hand – zog Christoph Waltz, der 56 Jahre alte „Django Unchained“-Star, in der Oscar-Nacht durch Hollywood und seine Partys. Hinter den Kulissen, die glänzende Trophäe unter den Arm geklemmt, räumte der 56-Jährige ein, er stehe gleichsam unter Schock. „Deshalb sind meine Antworten auch etwas unverständlich, aber das ist mir egal.“ Und dann ganz der coole Hollywoodstar: Nein, auf Deutsch werde er nicht antworten, wies er die deutschen Reporter im Interviewraum, gleich neben der Oscarbühne, unmissverständlich ab. Im perfekten Hollywooddialekt verbeugte sich Waltz noch einmal vor den Verlierern. Er habe „Ehrfurcht“ vor ihnen, sagte er und fügte hinzu: „Robert De Niro und Alan Arkin sind seit meinen Anfängen in diesem Beruf meine Vorbilder.“

Schon auf der Bühne, als er den Oscar in Empfang nahm, hatte er beiden gehuldigt. Und Quentin Tarantino. „Wir haben an einer Heldenreise teilgenommen, doch der Held ist Quentin“, sagte er mit etwas zittriger und aufgeregter Stimme. „Du (an Quentin Tarantino gerichtet) hast den Berg bestiegen, weil du keine Angst vor ihm hast. Du erschlägst den Drachen, weil du keine Angst vor ihm hast. Du gehst durch das Feuer, weil es das wert ist. Ich habe mir die Worte meiner Figur ausgeliehen. Entschuldigung, ich konnte nicht widerstehen.“ Das Team um Haneke, den anderen Österreicher, blieb zurückhaltend. Hinter den Kulissen ließ sich Haneke nicht blicken, er wollte wohl niemandem begegnen, der ihm gratuliert oder Fragen stellt. Gefeiert wurde in der Villa der österreichischen Konsulin im Nobelviertel Brentwood. Dort war eigens ein kleines Stück roter Teppich vor dem Eingang ausgerollt. Doch laute Freude gab es nicht. „Es ist angenehm“, sagt der „Amour“-Regisseur auf die Reporterfrage, mit welchem Adjektiv er seine Freude über den Gewinn beschreiben könnte. „Was soll ich sagen, soll ich springen?“ Wettbewerbe wie der Oscar seien doch eigentlich „Schwachsinn“. Man könne nicht Äpfel und Birnen und „Argo“ und „Amour“ miteinander vergleichen. Öffentliche Gefühlsoffenbarungen kennt man von Haneke gewöhnlich nicht. Umso redseliger war Jennifer Lawrence mit dem Oscar in der Hand. Sie habe schon einen Drink genommen, grinste die 22-Jährige kurz nach ihrem Oscarsieg. Deshalb rede sie ein wenig durcheinander. In ihrer schulterfreien Dior-Robe hatte Lawrence eine lose Zunge. „Das Wort, das man nicht sagen darf, es fängt mit F an“, hätte sie beim Gang auf die Bühne am liebsten laut gerufen, sagte sie. Gleich nach ihrer Kür zur besten Schauspielerin war der „Silver Linings“-Star auf einer Treppenstufe zum Podium über den eigenen Kleidersaum gestolpert.

Ihr als bester Darsteller ausgezeichneter Kollege Daniel Day-Lewis stellte den vier Kilo schweren Oscar hinter den Kulissen als Erstes auf dem Boden ab. Immerhin schon sein dritter Oscar, da muss man nicht mehr so fest klammern. „Ich will eine Weile gar nichts machen“, sagte der „Lincoln“-Darsteller. Ben Affleck, George Clooney und Grant Heslov, die Produzenten des besten Films „Argo“, scherzten zu dritt nach ihrem Oscartriumph.

Einen Oscar für die beste Garderobe des Abends gibt es zwar nicht, jedes Jahr nutzen die Stars die Verleihung der begehrten Filmpreise aber auch zum modischen Schaulaufen. Bei der Gala am Sonntag schritten die Schauspielerinnen bevorzugt in schulterfreien Roben über den roten Teppich am Hollywood Boulevard. Dabei ließen sie die knalligen Stoffe meist im Schrank und griffen stattdessen zu Kleidern in blassen Farbtönen, dem angesagten Nude-Look.

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