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"In Tempo"-Wolkenkratzer in Benidorm: Fast fertig, aber doch unfertig.

© Reuters

Update

Panne beim Bau: Spanischer Wolkenkratzer ohne Lift

Ein bisschen BER in Benidorm. Seit vier Jahren entsteht in der spanischen Stadt ein Hochhaus. Es gibt Finanzierungsprobleme, Bauverzögerungen und nun auch ein richtiges Desaster: Im 47-stöckigen Wolkenkrater wurde der Aufzug vergessen. Die Investoren dementieren jedoch.

Pannenbaustellen sind keine deutsche Spezialität. Im spanischen Benidorm entsteht seit zehn Jahren ein Wolkenkratzer im Auftrag der Firma "In Tempo". Eine Zukunftsvision sollte der Turm werden, ein Symbol für die Wirtschaftskraft Spaniens: 47 Etagen, 269 Wohnungen, zwei massive Türme, aus deren Mitte in 200 Metern Höhe ein Glaskelch erwächst. Nun ist das Hochhaus fast fertig. Und seine Mieter dürften es beim Einzug nicht leicht haben: Denn beim Bau wurde der Aufzug vergessen.

Ursprünglich war die Eröffnung des "In Tempo"-Turms für 2009 geplant. Doch mit der Wirtschaftskrise wurde zunächst die Finanzierung unsicher, dann verschob sich die Eröffnung auf - aktuell - Dezember diesen Jahres. Jetzt, kurz vor der Vollendung, fiel den Architekten auf, dass die Fahrstühle fehlen.

Ursprünglich sollte der "In Tempo"-Bau nur 20 Stockwerke haben. Doch dann wurde aufgestockt: Damit die Investoren mehr Mieter - oder besser: mehr Mieteinnahmen - erreichen können, kamen in der Bauphase weitere 27 Etagen hinzu. Laut der spanischen Tageszeitung "El Pais" hätten dann die Architekten vergessen, einen Aufzugschacht für die neuen Stockwerke einzuplanen.

So können nun die Bewohner bis zum 20 Stock fahren, ab dann geht es nur zu Fuß weiter. Platz, um nun nachträglich Aufzüge einzubauen, ist nicht mehr - dafür ist der Bau zu weit fortgeschritten. Der Fauxpas fiel im Januar diesen Jahres auf, als bereits 110 Meter gebaut waren. Öffentlich wurde der Fehler jedoch erst jetzt; der verantwortliche Architekt trat vom Projekt zurück.

Die spanische Bankengesellschaft Sareb - Spaniens "Bad Bank" - hat die Medienberichte zurückgewiesen, wonach beim Bau des Wolkenkratzers Aufzüge vergessen worden sein sollen. "Es gibt Lifte bis in die oberen Stockwerke, und es wird noch mehr Aufzüge geben", sagte eine Sprecherin des staatlichen Geldinstituts am Montag der
Nachrichtenagentur dpa in Madrid. "Wir wissen nicht, wie die Berichte über die angeblich fehlenden Aufzugschächte zustande gekommen sind." Sareb hat das Objekt 2012 übernommen. Finanziert wurde das Projekt ursprünglich von der Bank Caixa Galicia, die 2009 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, dann 2010 erst mit Caixanova fusionierte und 2011 schließlich als NCG Banco verstaatlicht werden musste. Immer wieder kamen daher Löhne gar nicht oder zu spät. 2012 streikten viele Arbeiter über Monate.

Auch das Ende des Baus scheint Sorgen mit sich zu bringen: Laut "Daily Mail" seien die letzten acht Etagen, die die beide Türme miteinander verbinden, nicht ansatzweise fertig. Dort sollen beide Türme mit einem Verbindungsstück vereint werden, das Platz für Gärten und Pools bieten soll. Wie die Fertigstellung nun nach dem Rücktritt der Architekten realisiert wird, ist noch unklar.

Den Ärger potenzieller Mieter muss "In Tempo" derzeit jedoch kaum fürchten: Bislang sind nur 35 Prozent der Wohnungen verkaufen. Die restlichen Apartments sollen nun weit unter den ursprünglichen Verkaufs- und Mietpreisen angeboten werden.

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