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Panorama: Papiere weg?

Wie man Pass, Diplom und Rentenbescheide wiederbekommt

Von Kristina Schmidt

Das Wasser zieht sich zurück und mancher sucht bange nach seinen Dokumenten, die er zurückgelassen hat. Wo sind Personalausweis, Reisepaß, Diplom? Was soll man machen, wenn alles weg ist? Oder alles von schmutzigem Wasser durchweicht?

Was bin ich nur ohne meine Papiere? Für viele Menschen ist das eine Horrorvorstellung. Es kann jeden einmal treffen, auch Leute, die nicht flutgefährdet sind. Beispielsweise durch einen Brand in der Wohnung ein Stockwerk höher, wenn das Löschwasser die eigene Wohnung unter Wasser setzt.

Nachsichtige Behörden

Jürgen Koolman vom sächsischen Innenministerium findet beruhigende Worte: „In den Standesämtern sind alle Daten gespeichert und soweit ich weiß, ist auch keines davon abgesoffen." Es läßt sich also alles wieder beschaffen.

Sind tatsächlich alle wichtigen Dokumente verschwunden, so führt der erste Schritt zum Einwohnermeldeamt. Dort können die Flutgeschädigten bei der Passstelle eine Verlustanzeige aufgeben. Gleichzeitig wird der Antrag auf einen neuen Ausweis gestellt. Normalerweise dauert es vier bis sechs Wochen, bis die neuen Dokumente fertig sind. Da aber laut Gesetz in Deutschland niemand gänzlich ohne amtliche Identitätsbescheinigung sein darf, stellt die Passstelle sofort einen vorläufigen Personalausweis aus. Bei dringendem Bedarf, beispielsweise bei Geschäftsleuten, die ins Ausland müssen, wird auch ein vorläufiger Reisepass ausgestellt. Neue Dokumente kosten normalerweise Gebühren, doch das sächsische Innenministerium hat allen Gemeindeverwaltungen empfohlen, auf diese zu verzichten.

Doch wie soll man eigentlich ohne jegliche Papiere beweisen, dass man wirklich die Person ist, die man zu sein behauptet? – Da helfen nur ein bis zwei Zeugen, etwa Nachbarn oder Verwandte, die sich irgendwie ausweisen können und die Identität des Antragstellers bestätigen können. In diesen Zeiten jedoch ist selbst der Amtsschimmel kulant. Kaum ein Verwaltungsbeamter verlangt einen schriftlichen Nachweis darüber, dass der Antragsteller tatsächlich ein Flutopfer ist. „Die Beamtenschaft entwickelt einen erstaunlichen Pragmatismus," lobt Koolman die Behörden. Niemand wolle den ohnehin arg gebeutelten Menschen unnötige Schwierigkeiten machen. Falls doch ein schriftlicher Nachweis verlangt werden sollte, gilt eine Kopie des Antrages auf Soforthilfe oder eine Bescheinigung vom Ortsamt als Beweis.

Ist das alles erledigt, folgt als nächstes der Gang zur Führerscheinstelle. Dort muss der vorläufige Personalausweis vorgelegt werden, um einen neuen Führerschein beantragen zu können. Ähnlich unkompliziert und hilfsbereit wie die Behörden zeigen sich die Krankenkassen: Beim Verlust der Versichertenkarte erhalten die Flutopfer kostenlos eine neue Karte. Schwieriger wird es, wenn der Impfpass verloren gegangen ist. Die Daten über Impfungen seien leider nicht bei den Kassen gespeichert, erklärt die Barmer Ersatzkasse in Dresden. Da könne nur noch der Hausarzt weiterhelfen.

Problematisch hingegen kann die Wiederbeschaffung von verlorenen Unterlagen für die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) werden. Ist nur der Sozialversicherungsausweis weg, kann man einfach einen neuen beantragen. Sind allerdings die ganzen Nachweise verschwunden, wartet viel Arbeit auf den Pechvogel. Der erste Schritt sollte ein Besuch bei den Beratungs- und Auskunftsstellen der BfA sein, die seien bereits darauf eingestellt, erklärt Pressesprecher Rainer Helbing. „Die Krankenkassen oder der Arbeitgeber müßten eigentlich Kopien von den Beitragsnachweisen haben." Im Notfall sei auch eine Bestätigung der Beitragszahlung durch einen glaubwürdigen Zeugen möglich. „Wir werden so großzügig wie möglich helfen," verspricht Helbing. Allerdings rate er, sich so schnell wie möglich darum zu kümmern. In Dresden habe es bisher glücklicherweise keine Probleme mit verlorenen Nachweisen gegeben.

Der Verlust des Abschlußzeugnisses von der Universität muß auch keine Katastrophe sein. Im Archiv befänden sich Abschriften von allen Abschlüssen, beruhigt das Immatrikulationsbüro der Technischen Universität Dresden. Sind aktuelles Studienbuch und Immatrikulationsbescheinigungen abhanden gekommen, so können sich die Studenten an das Immatrikulationsbüro wenden.

Geburtsurkunden und Stammbücher liegen als Kopien in den Standesämtern.

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