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Panorama: Papst-Attentäter: Mehmet Ali Agca kehrt zurück - in ein Istanbuler Gefängnis

Mehmet Ali Agca muss sich sehr sicher gefühlt haben. Als der damals 21-jährige Rechtsextremist im November 1979 aus einem Istanbuler Militärgefängnis spazierte, obwohl er kurz zuvor wegen Mordes an einem Journalisten zum Tode verurteilt worden war, kündigte er öffentlich an, er werde den Papst töten: In einem Brief an verschiedene Zeitungen erklärte Agca damals, er sei aus dem Gefängnis geflohen, weil er das Oberhaupt der katholischen Kirche ermorden wolle.

Mehmet Ali Agca muss sich sehr sicher gefühlt haben. Als der damals 21-jährige Rechtsextremist im November 1979 aus einem Istanbuler Militärgefängnis spazierte, obwohl er kurz zuvor wegen Mordes an einem Journalisten zum Tode verurteilt worden war, kündigte er öffentlich an, er werde den Papst töten: In einem Brief an verschiedene Zeitungen erklärte Agca damals, er sei aus dem Gefängnis geflohen, weil er das Oberhaupt der katholischen Kirche ermorden wolle. Zwei Jahre später verübte Agca in Rom das angekündigte Attentat. Mit mehreren Schüssen in den Bauch verletzte Agca Papst Johannes Paul II. lebensgefährlich. Nach 19 Jahren im Gefängnis in der italienischen Stadt Ancona wurde Agca jetzt begnadigt und an die Türkei ausgeliefert. Am Bosporus reißt die Heimkehr des Attentäters alte Wunden auf.

Unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen wurde Agca, der in der Türkei offiziell als "Terrorist" bezeichnet wird, in der Nacht zum Mittwoch nach Istanbul gebracht und in das Hochsicherheitsgefängnis Kartal im asiatischen Teil der Stadt gebracht. Anders als im Fall des PKK-Chefs Abdullah Öcalan vor eineinhalb Jahren, bei dem Italien eine Auslieferung an die Türkei ablehnte, spielte bei Agca eine drohende Todesstrafe als Auslieferungshindernis keine Rolle. Denn Agcas Todesurteil wegen des Mordes an dem Journalisten Abdi Ipekci wurde schon 1991 im Rahmen einer Amnestie in eine zehnjährige Haftstrafe umgewandelt. 158 Tage davon verbrachte der heute 42-Jährige vor seiner Flucht im Gefängnis; die restlichen Jahre soll er jetzt absitzen. Außerdem muss sich Agca in einem weiteren Verfahren wegen Raubes erneut vor Gericht verantworten - bis auf weiteres soll der Papst-Attentäter also in der Türkei hinter Gittern bleiben.

Das hoffen zumindest die Angehörigen des Journalisten Ipekci, der vor 21 Jahren von Agca getötet wurde. Die Witwe Ipekcis erklärte, sie wolle die weiteren Ereignisse abwarten und der türkischen Justiz vertrauen. Dass in dieser Formulierung leise Zweifel mitschwingen, hat einen guten Grund. Als Mitglied der rechtsextremen "Grauen Wölfe" wurden Agca und seine Kumpane in den siebziger Jahren von den türkischen Behörden mit Samthandschuhen angefasst.

Dieses stillschweigende Einvernehmen zwischen rechtsradikalen Gewalttätern und Behörden in der Türkei ist selbst in höchsten Kreisen zu finden. So fand Agca nach dem Mord an Ipekci 1979 zeitweise bei seinem Gesinnungsgenossen Abdullah Catli Unterschlupf - Catli starb 1996 bei einem Verkehrsunfall, als er mit einem Regierungspolitiker und einem hohen Polizeioffizier im selben Wagen unterwegs war. Auch einige der jetzigen Zellennachbarn Agcas im Kartal-Gefängnis gehören zum Filz aus rechtsradikalen Kriminellen und Behörden. Der bekannteste von ihnen ist Alaattin Cakici, ein Schwerverbrecher, der bei seiner Festnahme vor zwei Jahren einen türkischen Diplomatenausweis bei sich trug.

Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass Agca schon seit Jahren von seiner italienischen Gefängniszelle aus für eine Rückkehr in die Türkei kämpfte. Als ihn am Dienstag die Nachricht von der Begnadigung erreichte, sagte der Mörder, für ihn sei ein Traum Wirklichkeit geworden.

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