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Panorama: Papst in Petersdom aufgebahrt

Papst Johannes Paul II. wird am Freitag in der Grotte des Petersdoms neben dem Grab des Apostels Petrus beigesetzt. Sein Leichnam wurde am Montagabend in dem Gotteshaus aufgebahrt, wo bis zur Beerdigung Gläubige aus aller Welt Abschied vom Pontifex nehmen können. (04.04.2005, 20:03 Uhr)

Rom - Zehntausende Menschen auf dem Petersplatz hatten die von Glockengeläut begleitete Prozession mit dem in ein rotes Messgewand gekleideten Leichnam verfolgt.

Zu den Trauerfeiern und für die «Zeit zwischen den Päpsten» werden in Rom mehrere Millionen Gläubige erwartet. Zur Beisetzung wollen 200 Staatsoberhäupter, Regierungschefs und andere hohe Persönlichkeiten aus Politik und Religion anreisen. An der Trauerzeremonie nehmen neben US-Präsident George W. Bush und UN-Generalsekretär Kofi Annan auch Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzler Gerhard Schröder teil.

Am zweiten Tag nach dem Tod des Kirchenoberhauptes war die Kardinalskongregation zusammengekommen, um den Termin der Beisetzung festzusetzen und das päpstliche Siegel zu zerstören. Dieses Ritual ist vom Kirchenrecht vorgesehen, damit niemand päpstliche Dokumente fälschen kann. Offen blieb, ob der Papst ein Testament hinterlassen hat. Der Termin für den Beginn der Papstwahl wurde zunächst noch nicht entschieden. Nach Kirchenrecht muss das Konklave frühestens 15 und spätestens 20 Tage nach dem Papsttod beginnen - das ist der Zeitraum zwischen dem 17. und dem 22. April. Die Kardinäle treffen sich in den kommenden Tagen zu weiteren Sitzungen.

Johannes Paul II. wird nach einer Totenmesse am Freitag in den Grotten unter dem Petersdom bestattet. Er soll seine letzte Ruhestätte am ehemaligen Platz von Johannes XXIII. finden, wie Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls mitteilte. Diese Grabstätte ist ein besonderer Platz, da sie sich in der Nähe des Grabes von Petrus befindet. Dieser wird als der erste Bischof von Rom angesehen, die Päpste sehen sich in seiner Nachfolge. Der einbalsamierte Leichnam von Johannes XXIII. war 2001 aus seinem Sarg in den Grotten genommen worden und ruht seitdem mumifiziert in einem gläsernen Sarg in der Basilika.

Damit sind auch Spekulationen beendet, dass der polnische Papst in seiner Heimat beerdigt werden könnte. «Uns ist kein Wunsch des Heiligen Vaters bekannt, in Polen beigesetzt zu werden», sagte der Sprecher. Die Beisetzungsfeierlichkeiten leitet der deutsche Kurienkardinal Joseph Ratzinger.

Seine Teilnahme an der Trauerzeremonie hat auch der britische Thronfolger Prinz Charles angekündigt. Er verschob am Montag seine ursprünglich für Freitag geplante Hochzeit mit Camilla Parker Bowles um einen Tag auf diesen Samstag. Auch Spaniens König Juan Carlos und Königin Sofía werden in Rom dabei sein. Für Belgien haben sich König Albert II. und Königin Paola angesagt. Aus Polen werden Staatspräsident Aleksander Kwasniewski sowie Vertreter der Gewerkschaft «Solidarnosc» anreisen. Der israelische Außenminister Silwan Schalom kommt mit einer Delegation religiöser Würdenträger zum Begräbnis des Papstes. Für Frankreich hat sich Staatspräsident Jacques Chirac angesagt.

Die Prozession zur Aufbahrung des Oberhaupts der römisch- katholischen Kirche begann am späten Montagnachmittag. Der Leichnam wurde, begleitet von Schweizergardisten und hohen kirchlichen Würdenträgern, aus dem Audienzsaal Sala Clementina des Apostolischen Palastes getragen. Dort war Johannes Paul zuvor für Kirchenvertreter und Angehörige des Vatikanstaates zu sehen. Der Weg der Prozession führte dann weiter aus einem Seitentor des Palastes in die Peterskirche. Das Gesicht des Papstes wirkte still und friedlich. In seiner Armbeuge lag der Bischofsstab, in seinen Händen ein Rosenkranz. Zehntausende Menschen waren auf dem Petersplatz versammelt, um die Prozession zu sehen.

Die zentrale Trauermesse in Deutschland zum Gedenken an den Papst wird an diesem Mittwochvormittag in der Berliner Johannes-Basilika ausgerichtet. Das Pontifikalrequiem wird gemeinsam vom Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland, dem Apostolischen Nuntius Erzbischof Erwin Josef Ender, dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, und dem Berliner Erzbischof Kardinal Georg Sterzinsky gefeiert. Unzählige Menschen geben in Kondolenzbüchern oder im Internet ihrer Trauer Ausdruck. In vielen katholischen Kirchen liegen Kondolenzbücher neben Bildern des Papstes aus.

Unterdessen richten sich die Erwartungen verstärkt auf den neuen Papst. Der künftige Pontifex dürfe nicht den Fehler machen, seinen Vorgänger zu kopieren, sagte der Berliner Erzbischof Sterzinsky. Er sprach sich für eine starke Persönlichkeit mit großer Weitsicht aus. Sterzinsky gehört zu den sechs deutschen Kardinälen, die den neuen Papst mitwählen. Die Organisatoren des Weltjugendtags (WJT) erwarten, dass der Nachfolger von Johannes Paul II. im August nach Deutschland kommt. «Sein Terminplan dürfte für den August noch nicht so voll sein», sagte WJT-Generalsekretär Heiner Koch in Köln. Der WJT findet vom 16. bis zum 21. August statt. (tso) (tso)

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