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Papst-Reise: Benedikt XVI. betet in Moschee

Papst Benedikt XVI. hat mit einem Besuch der Blauen Moschee in Istanbul ein Zeichen der Versöhnung mit dem Islam gesetzt. Nach Johannes Paul II. ist Benedikt XVI. der zweite Papst, der eine Moschee besucht hat.

Istanbul - In dem Gotteshaus verharrte der Pontifex eine Zeit in stillem Gebet. Der Mufti von Istanbul, Mustafa Cagrici, überraschte durch eine sehr positive Wertung der Papstreise. Am Vormittag hatten Benedikt XVI. und das geistliche Oberhaupt der Weltorthodoxie, Bartholomaios I., ihren Willen zur Einheit betont und eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet.

Mustafa Cagrici, der zum Auftakt der Türkei-Reise am Dienstag noch einmal Kritik an den Regensburger Äußerungen des Kirchenoberhaupts zum Islam hatte anklingen lassen, betonte, alle Muslime seien sehr glücklich, dass der Papst das Land und die Moschee besuche. Erfreut zeigte sich der Großmufti auch darüber, dass Benedikt XVI. am Dienstag in seiner Rede betont habe, dass der Islam eine Religion des Friedens sei. Gemeinsam könnten Christen und Türken eine Zeit des Friedens herbeiführen.

"Skandal für die Welt"

Zuvor hatte Benedikt XVI. nach einem prunkvollen orthodoxen Gottesdienst in der Patriarchalkirche des Heiligen Georg, die Spaltung der Christenheit als einen "Skandal für die Welt und ein Hindernis für die Verkündung des Evangeliums" bezeichnet. Nur durch die brüderliche Einheit unter den Christen und durch gegenseitige Liebe werde die Botschaft der Liebe Gottes für jeden Menschen glaubwürdig.

Durch seine Anwesenheit wolle er die Verpflichtung erneuern, auf dem Weg der Wiederherstellung der vollen Gemeinschaft der Kirche Roms und der Kirche Konstantinopels voranzuschreiten. Die katholische Kirche sei bereit, alles zu tun, um Hindernisse zu überwinden. Er erneuerte die Einladung seines Vorgängers Johannes Pauls II. zum "brüderlichen Dialog" über die Ausübung des Petrusamts. Das Verständnis des Papstamts ist ein zentraler Trennungsgrund zwischen Orthodoxie und katholischer Kirche.

"Reise ein Zeichen der Verständigung"

Der Papst beklagte zugleich, der Prozess der Säkularisation schwäche den Einfluss der christlichen Tradition in den europäischen Kulturen ab. Sie werde sogar in Frage gestellt und abgelehnt. Daher seien alle christlichen Gemeinschaften aufgerufen, Europas Bewusstsein für seine christlichen Wurzeln, Traditionen und Werte zu erneuern und ihnen neue Lebenskraft zu verleihen.

Bartholomaios I. äußerte seine "Trauer" darüber, dass Orthodoxe und Katholiken nicht in der Lage seien, die Sakramente gemeinsam zu feiern. Er sehe den Papstbesuch als "Ausdruck der Liebe und des Respekts" des Papstes gegenüber der Orthodoxie. Das Treffen mit Bartholomaios I., dem ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, war der eigentliche Anlass der Papstreise in die Türkei. In der von den beiden Kirchenführern unterzeichneten Erklärung wird die Wiederherstellung der vollen Einheit als Ziel genannt.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, bezeichnete die Papstreise als Erfolg. Er sehe seine Hoffnung bestätigt, dass diese Reise ein Zeichen der Verständigung zwischen den Kulturen, zwischen Christentum und Islam darstelle. (Von Petr Jerabek, ddp)

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