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Panorama: Pekings Jugend findet Weihnachten "cool"

Der neueste Trend sind Weihnachtskarten, aber kaum jemand weiß, was Weihnachten eigentlich istVON HARALD MAASS PEKING.Stolz zeigt He Mei ihre Beute: Ein dicker Stapel Weihnachtskarten in den unterschiedlichsten Farben und Formen.

Der neueste Trend sind Weihnachtskarten, aber kaum jemand weiß, was Weihnachten eigentlich istVON HARALD MAASS PEKING.Stolz zeigt He Mei ihre Beute: Ein dicker Stapel Weihnachtskarten in den unterschiedlichsten Farben und Formen."Vierzig Stück habe ich gekauft", sagt die 15jährige Schülerin.Jeden Tag strömen Tausende zum Yuetan Park im Westen Pekings.Auf einem speziellen Markt verkaufen Händler hier Weihnachtskarten - und das in rauhen Mengen.Weihnachtsgrüße zu verschicken ist unter Pekings Jugendlichen der neueste Trend."Das ist jetzt cool", sagt He Mei. Für die meisten Chinesen ist Weihnachten relativ neu."Noch vor ein paar Jahren haben sich die Leute gewundert, wenn sie einen Christbaum gesehen haben", sagt ein älterer Pekinger.Buddhismus und Taoismus sind in China die vorherrschenden Religionen.Nur eine verschwindende Minderheit ist christlich - weniger als ein Prozent der Bevölkerung.Bis vor kurzem galt jede Religion zudem als verdächtig und antikommunistisch.Seit der wirtschaftlichen Öffnung hat sich das jedoch geändert.Fastfood, Popmusik und gefärbte Haare - was aus dem Westen kommt, ist unter den Jugendlichen in Chinas Städten modern.Und so verschicken trendbewußte Chinesen heute Weihnachtskarten. "Ein paar Tausend Stück habe ich heute morgen verkauft", berichtet ein Händler im Yuetan Park.Zwischen Zierbäumen und traditionellen Steingärten stapeln sich Hunderte Kisten mit Weihnachtskarten, die von den Käufern emsig durchwühlt werden.Fünf Jiao, umgerechnet etwa 10 Pfennig kostet die billigste.Für 40 Pfennig bekommt man ausgefeilte Modelle, die beim Aufklappen leuchten und Weihnachtsmusik spielen: "Die sind besonders beliebt." Die Motive sind die gleichen wie in Europa: putzige Weihnachtsmänner, Tannenbäume und Schneelandschaften.Viele der Karten werden in China für den Export produziert.Andere sind speziell für die chinesischen Weihnachtsfans mit dem Schriftzug "Shengdan kuaile" - "Frohe Weihnachten" - verziert.Bedeutung hat der Spruch in China allerdings keine.Selbst unter den Käufern auf dem Yuetan-Markt weiß kaum jemand, was das Weihnachtsfest genau bedeutet."Es hat auf jeden Fall etwas mit Christus zu tun", sagt Wang Shu, der in einem Hotel arbeitet.Dunkel erinnert er sich an sein Schulwissen: "Das war vor ein paar hundert Jahren.Da ist der Christus gestorben.Und deshalb wird an Weihnachten der Tod Christi gefeiert, oder?" So genau interessiert das niemanden.Auch wenn manch einer mehr als hundert Karten mit Weihnachtsgrüßen verschickt, feiert kaum jemand in China den Heiligen Abend."Weihnachten feiern? Das macht hier niemand", sagt Wang Shu."Für uns geht es an Weihnachten vor allem darum, seinen Freunden Grüße zu schicken." Geschenke verteilt er deshalb keine.Und einen Weihnachtsbaum will er auch nicht in seiner Wohnung."Für uns Chinesen ergibt das keinen Sinn", sagt er."Nur für ein paar Tage einen Baum zu kaufen - das ist zu teuer."

HARALD MAASS

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