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Peru ist von einer Macho-Kultur geprägt. Das wollen die Frauen nicht mehr hinnehmen.

© Reuters

Peru: Zehntausende demonstrieren gegen Gewalt gegen Frauen

Immer wieder werden Frauen in Peru von ihren Partnern misshandelt und getötet. Zehntausende gingen nun auf die Straße - sogar der Präsident marschiert mit.

Zehntausende Menschen haben bei einer der bisher größten Demonstrationen in Peru gegen gewalttätige Übergriffe auf Frauen und die vorherrschende Macho-Kultur im Land protestiert. Das Portal „La República“ sprach von rund 150 000 Demonstranten. Auch der neu gewählte Präsident Pedro Pablo Kuczynski, seine Frau sowie mehrere Minister und Abgeordnete marschierten am Samstag in der Hauptstadt Lima mit. Das Motto lautete: „Wer eine anfasst, fasst alle an.“ 

Nach Angaben des Frauenministeriums wurden dieses Jahr bereits 54 Frauen von Männern getötet, zudem gab es 118 Tötungsversuche. Laut Frauenministerin Ana Romero Lozada hat Peru weltweit den dritthöchsten Wert bei gewaltsamen Übergriffen auf Frauen. Nach Angaben der nationalen Ombudsstelle werden in Peru pro Monat durchschnittlich zehn Frauen von ihren Partnern getötet. Sei 2011 wurden demnach 498 Opfer registriert.

Martín Nizama, ehemaliger Direktor des Instituts für mentale Gesundheit, sieht die Ursache für die Gewalt in tradierten Rollenbildern. „Der Mann wird dazu erzogen, Besitzer der Frau zu sein, sie als Sexualobjekt zu missbrauchen“, sagte er im Fernsehsender Canal N. „Die Frau hingegen wird dazu erzogen, unterwürfig, eine Sklavin des Mannes zu sein.“

Der jüngste Protest war über soziale Netzwerke organisiert worden und entzündete sich vor allem an zwei milden Urteilen gegen Gewalttäter. In einem Fall erhielt ein Mann, der seine Freundin schwer misshandelt hatte, eine Freiheitsstrafe von vier Jahren, die er allerdings nie antreten musste. In einem anderen Fall wurde eine Freiheitsstrafe von einem Jahr gegen einen Mann verhängt, der seine Freundin brutal zusammengeschlagen hatte.

Zudem erschütterte Anfang August folgender Fall das Land: Eine sechsfache Mutter hatte ihrem Mann Reis und Hühnchen, gewürzt mit Knoblauch serviert. Weil er aber Knoblauch hasst, rastete er nach Medienberichten aus, und schlug mit einem Ziegelstein auf seine Frau ein. Sie überlebte schwer verletzt.

Schon im Präsidentschaftswahlkampf waren immer wieder Frauen auf die Straße gegangen. Gemeinsam demonstrierten jungen Frauen und Opfer von Zwangssterilisierungen gegen dei Kandidatin Keiko Fujimori. Sie ist die Tochter des Autokraten Alberto Fujimori, der in Peru eine 25-jährige Haftstrafe unter anderem wegen Menschenrechtsverletzungen absitzt - sie unterlag am Ende ganz knapp Kuczynski.

In Fujimoris Amtszeit (1990-2000) fielen die Zwangssterilisierungen - ab 1996 gab es eine neue Politik der gesteuerten Familienplanung („Planificación familiar“). Er wollte dadurch vor allem das starke Wachstum bei der armen, indigenen Bevölkerung bremsen. Daher gab es Anweisungen an Ärzte auf dem Land, Frauen mit mehreren Kindern zu sterilisieren - kaum eine wurde entschädigt. (dpa)

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